Saisonvorschau Saarbrücken: Ist der Aufstieg schon machbar?

Bevor die 3. Liga am Freitag, den 19. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf den 1. FC Saarbrücken. Die abgelaufene Spielzeit war für den Verein aus der saarländischen Landeshauptstadt durchwachsen. Angesichts von Verletzungen und Leistungsschwankungen geriet der FCS zwischenzeitlich sogar in Abstiegsgefahr. Mit einer Serie von neun Spielen ohne Niederlage gegen Ende der Saison konnte die Klasse mit Tabellenrang elf dennoch sicher gehalten werden. Während das Saisonziel eines einstelligen Platzes damit knapp verpasst wurde, gelang jedoch der Gewinn des Saarlandpokals. Die damit verbundene Qualifikation für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals und die daraus folgenden Mehreinnahmen für den Verein sorgten schließlich für einen versöhnlichen Abschluss. Um in der nun anstehenden Runde besser abzuschneiden, als zuletzt, haben die Verantwortlichen des Vereins innerhalb der Mannschaft einen Umbruch vollzogen. So stehen bislang elf Neuzugänge zu Buche, 14 Spieler haben die Blau-Schwarzen dagegen verlassen.

Transfers

Neuzugänge:

  • Maurice John Deville (SV Elversberg)
  • Frederic Ehrmann (1. FC Saarbrücken II)
  • Kim Falkenberg (SV Sandhausen)
  • Nils Fischer (VfL Osnabrück)
  • Andreas Glockner (VfL Osnabrück)
  •  Julian Kern (SV Stadelhofen)
  • Raffael Korte (Eintracht Braunschweig)
  • Philipp Kreuels (SV Babelsberg)
  • Timo Ochs (SSV Jahn Regensburg)
  • Thomas Rathgeber (Kickers Offenbach)
  • Jaron Schäfer (1. FC Saarbrücken II)

 

 

Abgänge:

  • Yannick Bach (1. FC Kaiserslautern II)
  • Felix Dausend (SV Elversberg)
  • Benedikt Fernandez (unbekannt)
  • Nicolas Jüllich (unbekannt)
  • Lukas Kohler (1. FC Heidenheim)
  • Marius Laux (1. FC Köln II)
  • Enver Marina (unbekannt)
  • Ufuk Özbek (Borussia Dortmund II)
  • Markus Pazurek (Fortuna Köln)
  • Kiyan Soltanpour (unbekannt)
  • Marcel Sökler (Waldhof Mannheim)
  • Sven Sökler (1. FC Heidenheim)
  • Manuel Stiefler (SV Sandhausen)
  • Adam Straith (unbekannt)

 

Bisherige Testspiele

Nach dem traditionellen Testspielauftakt bei der Spvgg Quierschied (5:0) traf der FCS zunächst auf Bebelsheim (9:1), Auersmacher (4:2) und Jägersfreude (15:1). Nach dem Trainingslager in Bitburg folgte dann ein ungefährdeter Sieg im Stadtderby beim SV Saar 05 (3:0), bevor es gegen Zweitligist FSV Frankfurt zum ersten Härtetest kam. In einer über weite Strecken ausgeglichenen Partie unterlagen die Saarbrücker mit 1:2. Insbesondere die individuelle Klasse bei Frankfurt war schließlich ausschlaggebend. Erst kurz vor Schluss fiel der zweite Gegentreffer durch einen sehenswerten Freistoß. Nach dieser ansprechenden Leistung traten die Saarländer in der Folge bei Oberligist Borussia Neunkirchen wenig souverän auf. Mit FCS-Legende Dieter Ferner auf der Trainerbank erreichte der Gegner einen 1:0-Sieg. Für Saarbrückens Trainer Jürgen Luginger bot sich darin eine passende Gelegenheit, Schwachpunkte in der Mannschaft auszumachen. Im darauffolgenden Test gegen Regionalligist Kickers Offenbach präsentierte sich seine Elf in verbesserter Form. Beim 3:1-Sieg traf Neuzugang Rathgeber gegen seinen ehemaligen Verein sogar doppelt. Am kommenden Samstag gastiert zum Abschluss der Testspielreihe der luxemburgische Erstligist Jeunesse Esch im Ludwigspark. Die Startaufstellung der Gastgeber könnte dann wie folgt aussehen:

Voraussichtliche Startaufstellung

 Im Tor dürfte Routinier Ochs vor Müller gesetzt sein. In der Abwehr hat Trainer Luginger besonders bei den Innenverteidigern die Qual der Wahl. Während der starke Neuzugang Fischer seinen Platz wohl gefunden hat, streitet sich der erfahrene Lerandy mit dem jungen Knipping um den Platz neben ihm. Lerandy könnte aufgrund seiner Routine zunächst den Vorzug vor seinem Kontrahenten erhalten, der in der Sommerpause augenscheinlich an seinem Körperbau gearbeitet hat. Im Gegensatz zur Position des rechten Verteidigers, für die Kim Falkenberg verpflichtet wurde, ist die auf der linken Seite noch offen. Die Suche nach einer Verstärkung war bislang noch nicht erfolgreich. Damit könnte Tim Stegerer, der dort bereits in der vergangenen Saison des öfteren mit guten Leistungen überzeugte, in die Mannschaft rücken. Doch auch Pascal Pellowski kommt hier als Kandidat in Frage. Vor der Viererkette bewies Kevin Maek sowohl in der Vorbereitung, als auch gegen Ende der abgelaufenen Saison aufsteigende Form. Der zuverlässige Eggert könnte neben ihm auf der Doppelsechs spielen. Mit Tim Kruse steht jedoch ebenfalls ein starker Spieler für diese Position zur Auswahl. In der weiteren Aufstellung kommt Korte, der bislang einen sehr guten Eindruck hinterließ, für das rechte Mittelfeld in Frage. Zusammen mit Kreuels kann er das Offensivspiel antreiben. Da Neuzugang Glockner nach seinem Mittelfußbruch voraussichtlich erst Anfang September zur Verfügung stehen wird, wird dann der Konkurrenzkampf mit ihm und weiteren Mittelfeldspielern wie etwa Göcer umso stärker sein. Als hängend Spitze kann der bisherige Topstürmer Ziemer spielen und zusammen mit dem in der Vorbereitung treffsicheren Rathgeber für Tore sorgen. Doch auch im Angriff ist die Konkurrenzsituation größer als zuletzt, da sich ebenfalls Neuzugang Maurice Deville aufdrängt.

 

Wichtigster Spieler

Bei der Frage nach dem wichtigsten Spieler ist bislang niemand auszumachen. Mehrere Spieler haben in der Vorbereitung ansprechende Leistungen gezeigt, dann aber auch wieder schwächer gespielt, z. B. in Neunkirchen. Auffällig ist jedoch die im Vergleich zur Vorsaison größere Konkurrenzsituation in der Mannschaft. Fehlten Trainer Luginger in der Vergangenheit bei Ausfällen auf einigen Positionen noch gleichwertige Alternativen, stellt sich die Situation nun verbessert dar. Die damit verbundenen Anforderungen an jeden Einzelnen könnten sich für das Erreichen der sportlichen Ziele als am Wichtigsten erweisen.

 

Stärken

Mit den erfolgten Transfers wurde auf alle Baustellen in der Mannschaft reagiert. Mit diesen Veränderungen ist auch unter diesem Punkt die erhöhte Konkurrenzsituation zu nennen. Da auf beinahe allen Positionen ein nahezu gleichwertiger Konkurrenzkampf herrscht, kann sich kein Spieler größere Leistungsschwankungen erlauben.

Schwächen

Abzuwarten ist, wie die Mannschaft mit dem ausgegebenen Ziel Aufstieg zurecht kommt. Gegenüber der „Bild“ erklärte Vereinspräsident Paul Borgard: „Wir wollen aufsteigen. Wir sind sehr, sehr ambitioniert.“ Mit Mittelmaß sei man demnach nicht mehr zufrieden. Angesichts der Zweijahresverträge, die mit den meisten Neuzugängen geschlossen wurden, ist unklar, ob das Erreichen der zweiten Bundesliga schon in dieser Saison Pflicht ist. Angesichts der klaren Aussagen des Präsidenten und der hoffnungsvollen Neuzugänge sind die Erwartungen im Umfeld jedoch gestiegen. Erfahrenere Spieler wie Ochs, Ziemer oder Lerandy werden gerade in Phasen gefordert sein, in denen die Mannschaft hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleibt.

Trainer

In seiner bisherigen Zeit beim 1. FC Saarbrücken hat Jürgen Luginger mehrfach seine Kompetenz unter Beweis gestellt. Bei wochenlangen Serien ohne Niederlage brachte er die Mannschaft dazu, ihr Potenzial auszuschöpfen. Mit der Suspendierung seines Topstürmers Ziemer in der letzten Saison hat er sich zudem einmal mehr öffentlich wahrnehmbar Gehör verschafft. Gleichzeitig geriet der FCS in der Zwischenzeit auch in Abstiegsgefahr. Dass dies mit einem bisweilen dünn besetzten Kader zusammenhing, ist unbestritten. In der nun anstehenden Saison kann Luginger erstmals aus dem Vollen schöpfen.

Prognose

Das vom Verein ausgegebene Ziel Aufstieg ist angesichts der erhöhten Konkurrenz und gegebenen Qualität in der Mannschaft nicht aus der Luft gegriffen, sondern ein realistisches Ziel. Allerdings sind Prognosen vor einer Saison Schall und Rauch. Dass auch die Vereinsführung weiß, dass die Wahrheit bekanntermaßen nur auf dem Platz liegt, zeigen die weiteren Worte Borgards gegenüber der „Bild“. In Bezug auf die Zielsetzung sei er „vorsichtig optimistisch“. Angesichts der Unberechenbarkeit einer Saison scheint diese Wortwahl angebracht. Und sie steht in Einklang mit der Bescheidenheit, die der FCS einst 2008 in der Oberliga gelernt hat. Der seither begonnene Rückweg in den Profifußball ist nicht zu Ende. Wie er weiter verläuft, hängt nicht zuletzt davon ab, ob der FCS auch im Angesicht nun größerer finanzieller Mittel weiterhin eine Tugend daraus macht, die eigentlichen sportlichen Ziele intern zu formulieren. Auch wenn die aktuelle Mannschaft alles andere als einen mittelmäßigen Eindruck macht.

 

   
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