Saisonvorschau Holstein Kiel: Der Blick geht wieder nach oben

Bevor die 3.Liga am 29. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf Holstein Kiel.

So lief die Vorbereitung

Am Anfang Kantersiege, am Ende ein Knaller. Zum Warmwerden trat Holstein gegen unterklassige Temas aus der Region an. Beim sechstklassigen Verbandsligisten SV Henstdt-Ulzburg gab es ein 11:0, der siebtklassige Kreisligist TSV Klausdorf wurde mit 9:0 geschlagen. Erstes Highlight war ein Match vor 2.900 Zuschauern beim alten Landeskonkurrenten Heider SV, der in der fünftklassigen Schleswig-Holstein-Liga spielt. Am Ende stand ein 4:1-Sieg für die Kieler und die Erkenntnis, dass gegen aufopferungsvoll kämpfende Amateure noch nicht alles rund lief. Ein Achtungszeichen setzte Holstein beim 1:1 gegen den dänischen Vizemeister Sonderjysk Elitesport. Für die Dänen war der Auftritt in Kiel ein letzter Test vor dem Einstieg in die Qualifikationsrunde zur Europa League und vor dem Start der heimischen Liga. Entsprechend rustikal gingen die Gäste zu Werk. Holstein hielt kämpferisch dagegen, konnte aber im Spiel nach vorne erneut nicht restlos überzeugen. Das erste Pflichtspiel gewannen die Störche im Achtelfinale des Landespokals mit 5:1 beim fünftklassigen VfR Neumünster. Zum Abschluss der Vorbereitung stehen noch Partien gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC (am 18. Juli) sowie als Highlight der Auftritt von Schalke 04 im voraussichtlich vollbesetzten Holstein-Stadion am 22. Juli an.

Die Transferperiode

Zugänge Abgänge
Luca Dürholtz (Dynamo Dresden), Manuel Hartmann (TSV Schilksee),
Alexander Bieler (SV Sandhausen), René Guder (Weiche Flensburg),
Dominic Peitz (Karlsruher SC), Maik Kegel (Fortuna Köln),
Dominick Drexler (VfR Aalen), Marlon Krause (Sonnenhof Großaspach),
Tammo Harder (Borussia Dortmund II), Louis Mandel (Rahlstedter SC)
Kingsley Schindler (TSG Hoffenheim II Fabian Schnellhardt (MSV Duisburg),
Niklas Hoheneder (SC Paderborn), Denis Weidlich (unbekannt),
Miguel Fernandes (eigene Jugend) Finn Wirlmann (Weiche Flensburg),
Fabian Arndt (Weiche Flensburg),
Marc Heider (VfL Osnabrück),
Manuel Schäffler (SV Wehen Wiesbaden)

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Auf diesen Spieler sollte man achten: Dominic Peitz

Der defensive Mittelfeldspieler kommt vom Karlsruher SC und blickt auf die Erfahrung aus 176 Zweitligaspielen zurück. Der 31-Jährige erhält an der Ostsee einen Dreijahresvertrag. Die lange Laufzeit dürfte ein Hauptargument für den Wechsel des 1,96-Meter-Hühnen nach Kiel gewesen sein – auch Zweitligisten hatten um seine Dienste geworben. Holsteins sportlicher Leiter Ralf Becker lobt Peitz als "absoluten Führungsspieler". Ein solcher „Leader“ auf dem Platz hat Holstein in der abgelaufenen Saison häufig gefehlt. Die Lücke, die mit dem Weggang des Ex-Kapitäns Rafael Kazior im Sommer 2015 entstanden ist, konnte nicht gefüllt werden, entsprechend groß sind die Erwartungen an den ehemaligen Rostocker und Augsburger.

Stärken und Schwächen

Holstein hat an seinen Schwächen in Abwehr und Angriff gearbeitet und geht mit einem qualitativ hochwertigen und ausgeglichenen Kader in die Saison. Die meisten Positionen sind doppelt gut besetzt. Mit Dominic Peitz hat die KSV zudem einen Akteur auf dem Platz, die auch eine Spielklasse höher Stammkraft wäre. Insofern scheint der Anspruch der sportlichen Leitung, oben mitspielen zu wollen, nicht unberechtigt.

Aus den vielen Neuen und den verbliebenen „Alten“ muss Trainer Karsten Neitzel zunächst einmal eine Einheit schmieden. Der Kader ist mit nur 21 Feldspielern zwar qualitativ hochwertig, aber auch dünn besetzt – eine Verletzungsserie wie im vergangenen Spieljahr könnte einiges durcheinander wirbeln. Ob Holstein den zuletzt heftig vermissten „Knipser“ vor dem gegnerischen Tor gefunden hat, muss sich erst zeigen.

Die Erwartungen der Fans:

Kiels Fußballgemeinde träumt seit 35 Jahren von der Rückkehr in die zweite Liga. Mit dem aktuellen Kader scheint ein erneuter Anlauf möglich, nachdem Holstein im Sommer 2015 nur hauchdünn in der Relegation an München 1860 gescheitert war. Nach den durchwachsenen Leistungen der letzten Saison hat sich allerdings auch Skepsis breitgemacht. Hauptsächlicher Anlass für das Murren auf den Rängen: Holstein konnte 2015/16 nur sechs seiner 19 Heimspiele gewinnen, und beendete die Saison als drittschlechteste Heimmannschaft. Insofern erwarten die Kieler Zuschauer in erster Linie attraktiven und erfolgreichen Fußball auf heimischem Platz.

Fazit & Prognose:

Die Verantwortlichen bei Holstein treten selbstbewusst auf. Ziel sei "das obere Tabellendrittel“, sagt Sportchef Ralf Becker. Trainer Karsten Neitzel will "so lange wie möglich ganz weit oben mitspielen“, und Geschäftsführer Wolfgang Schwenke formuliert den "Anspruch, in den oberen Regionen mitzuspielen“. Die Voraussetzungen dafür stimmen. Der Kader ist überdurchschnittlich stark besetzt. Trainer Neitzel, der in seine vierte Saison bei Holstein geht, setzt auf ein inzwischen fest etabliertes Spielsystem, in dem Ausfälle durch "Nachrücker“ ersetzt werden können, ohne dass an der Grundausrichtung gerüttelt werden muss.

Was ebenfalls für Holstein sprechen könnte: Nach dem Saisonstart gegen Zweitliga-Absteiger FSV Frankfurt folgen Matches gegen Aalen, Lotte, Fortuna Köln und Zwickau – alles Teams, gegen die man punkten sollte, wenn man Ansprüche formuliert wie die Holstein-Chefetage. Die KSV könnte sich also von Beginn an in den oberen Tabellenregionen festsetzen.

Allerdings: Das Wort "Aufstieg“ nimmt niemand in den Mund. Sportchef Becker hat das Ziel ausgegeben, in drei Jahren den Sprung in das Bundesliga-Unterhaus zu schaffen. Holstein will sich also – noch – selbst keinen Druck machen. Das ist kein Understatement, denn das neu formierte Team muss sich erst finden. Insofern dürfte die KSV deutlich besser abschneiden als in der vergangenen Saison, als ein enttäuschender 14. Platz heraussprang. Unter den Top 3 werden die Störche am Ende aber nicht stehen.

 

 

 

 

 

   
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