Saisonvorschau Halle: Endlich raus aus dem Mittelmaß
Bevor die 3. Liga am 21. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf den Halleschen FC, der in den letzten beiden Jahren jeweils auf dem 13. Platz landete und im sechsten Drittliga-Jahr eine bessere Platzierung anstrebt.
So lief die Vorbereitung
Die ersten fünf Spiele der Sommervorbereitung konnte der HFC allesamt zweitstellig gewinnen. Da es sich bei diesen Gegnern jedoch ausnahmslos um unterklassige Mannschaften handelte, hatten diese Ergebnisse natürlich nur eine bedingte Aussagekraft. Für das Selbstvertrauen der neuformierten Hallenser waren die anschließenden Erfolge gegen die Viertligisten Berliner AK (2:1) und Meuselwitz (2:0) sicher förderlich. Nach einem weiteren Sieg über Oberligist Merseburg (1:0) setzte es gegen Lok Leipzig die erste Niederlage (2:3). Dem 2:2 gegen den tschechischen Erstligisten Bohemians Prag folgte eine Lehrstunde gegen Union Berlin. Mit 1:5 geriet der HFC gegen die Hauptstädter unter die Räder, besonders die Defensive offenbarte Schwächen. Nach einer guten ersten Hälfte wird insbesondere die zweite Halbzeit mit vier Gegentoren sicherlich noch intern aufgearbeitet werden.
Abseits des Platzes schmerzt besonders der Mittelfußbruch von Kapitän Klaus Gjasula, der den Saisonstart definitiv verpassen wird. Neuzugang Niklas Landgraf verletzte sich bereits im ersten Training am Innenband und wird ebenfalls noch länger ausfallen. Nach einer Achillessehnen-OP ist außerdem die Rückkehr von Fabian Franke ungewiss, ansonsten gab es während der Vorbereitung keine weiteren gravierenden Verletzungen.
Die Transferperiode
Zugänge | Abgänge |
Justin Neumann (Hallescher FC U19) | Fabian Bredlow (1. FC Nürnberg) |
Pascal Pannier (Hallescher FC U19) | André Wallenborn (Viktoria Köln) |
Lukas Stagge (SV Merseburg; Leih-Ende) | Tobias Müller (Viktoria Köln) |
Petar Sliskovic (FSV Mainz 05 II; Leih-Ende) | Sascha Pfeffer (Lok Leipzig) |
Niklas Landgraf (Dynamo Dresden) | Selim Aydemir (Belediye Erzurumspor) |
Daniel Bohl (Mainz 05 II) | Florian Brügmann (unbekannt) |
Hendrik Starostzik (Dynamo Dresden) | Dorian Diring (Waldhof Mannheim) |
Braydon Manu (Braunschweig II) | |
Tobias Müller (SC Freiburg II) | |
Mathias Fetsch (Holstein Kiel) |
Wer soll noch kommen?
Mit dem Abgang von Fabian Bredlow nach Nürnberg verließ einer der herausragenden Drittliga-Torhüter den HFC. Mit Oliver Schnitzler, Tom Müller und Michael Netolitzky stehen bisher drei sehr junge Keeper im Kader. Durchaus denkbar also, dass noch eine potenzielle Nummer Eins zum Team von Trainer Rico Schmitt stoßen wird.
Auf diesen Spieler sollte man achten: Mathias Fetsch
Ein Problem der vergangenen Saison war die fehlende Torgefahr – lediglich 34 Tore standen am Ende zu Buche. Mit Mathias Fetsch wurde ein erfahrener Stürmer verpflichtet, der bereits auf höherklassige Einsätze verweisen kann (ein Bundesliga- und 29 Zweitliga-Spiele). In der letzten Spielzeit trug der 28-Jährige mit fünf Toren zum Zweitliga-Aufstieg von Holstein Kiel bei. Auch wenn die Störche am Ende kaum noch auf ihn setzten, besticht Fetsch durch Schuss- und Kopfballstärke. Eine weitere Waffe ist seine Flexibilität. Im Angriff kann er jede Position bekleiden, zu Dresdner Zeiten wurde er sogar erfolgreich im zentralen Mittelfeld aufgeboten. Bleibt der ehemalige deutsche U20-Nationalspieler von Verletzungen verschont, ist ihm eine tragende Rolle beim HFC auf jeden Fall zuzutrauen.
Stärken und Schwächen
Die Testspiele zeigten, dass Halle spielerisch eine vielversprechende Mannschaft besitzt. Neuzugänge wie Fetsch, Sliskovic oder Starostzik haben in ihren Karrieren bereits einiges erlebt und könnten als Führungsfiguren den jüngeren Spielern helfen. Die Mischung aus Jugend und Erfahrung passt und auch die Fans scheinen sich mit dem Team zu identifizieren, wie der Test gegen Union zeigte: Trotz 1:5-Klatsche applaudierten die Anhänger und erkannten die speziell in der ersten Hälfte gute Leistung an. Das Sturmduo Fetsch/Sliskovic harmonierte in den Vorbereitungsspielen gut, insbesondere Sliskovic traf oft. Zusammen mit Benjamin Pintol scheint der Angriff gut besetzt, sodass sich die Fans Hoffnung auf mehr Tore als im letzten Jahr machen dürfen.
Auf der anderen Seite zeigte die Defensive einige Probleme. Insbesondere der Abgang von Torwart Bredlow wiegt schwer. Noch ist unklar, ob Oliver Schnitzler oder ein weiterer Neuzugang in seine Fußstapfen tritt. Die Abwehr um Neu-Hallenser Hendrik Starostzik muss sich noch finden, gegen Union agierte sie oft fehlerhaft und unkonzentriert. In diesem Mannschaftsteil muss die Abstimmung besser und individuelle Fehler minimiert werden, ansonsten könnte es in der Liga schwer werden.
Die Erwartungen der Fans
Geht es nach den Anhängern, darf es nach fünf Spielzeiten, in denen man ausschließlich im Mittelfeld landete, gerne etwas weiter nach oben gehen. Nachdem man in der vergangenen Saison zwischenzeitlich an den Aufstiegsrängen schnupperte, muss nun die Aufgabe sein, konstanter zu werden. Viele Fans wünschen sich eine Platzierung im oberen Mittelfeld. In einer Online-Umfrage der "Mitteldeutschen Zeitung" waren 60 Prozent der User allerdings der Meinung, der Kader wäre diesmal schlechter im Vergleich zum Vorjahr. Andererseits meinte die Hälfte der Teilnehmer, dass der Verein den Aufstieg als Ziel ausgeben sollte, obwohl nur 28 Prozent tatsächlich an diesen glauben.
Fazit und Prognose
Wie fast jeden Sommer gab es reichlich Bewegung im Kader. Das bedeutet, dass sich die Mannschaft erst wieder neu finden muss und die Automatismen nicht sofort vorhanden sind. Es gibt vielversprechende Neuzugänge, die dem HFC zu einem Aufschwung verhelfen könnten. Gelingt es, endlich mehr Tore zu erzielen, darf man in Halle durchaus von höheren Tabellenregionen träumen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Defensive sicher steht, was zuletzt nicht der Fall war. Außerdem muss das Team lernen, konstanter zu werden. Zu oft wechselten sich überragende Leistungen in der vergangenen Saison mit unterirdischen Auftritten ab, sodass am Ende trotz zwischenzeitlichem Höhenflug wieder nur Rang 13 heraussprang. Trotz größtenteils guten Testspielen wird es mit dem Aufstieg 2017/18 höchstwahrscheinlich noch nichts – Platz sechs bis zehn dürfte aber realistisch sein.