Saisonprognose #2: Mannheim, Stuttgart II, Osnabrück, Aue

Die 18. Drittliga-Saison steht vor den Türen. Doch wer sind eigentlich die Aufstiegskandidaten, wer muss um den Klassenerhalt bangen? Und wer hat das Zeugs zur Überraschungsmannschaft? In fünf Teilen nimmt liga3-online.de alle Teams unter die Lupe. Im zweiten Teil analysieren wir Mannheim, Stuttgart II, Osnabrück und Aue.


Ausgangslage: Spielerleihen sind längst fester Bestandteil des Profifußballs. Doch Trainer, die eigentlich bei einem anderen Verein unter Vertrag stehen, genießen Seltenheitswert. Entsprechend groß war die Verwirrung rund um Dominik Glawogger, dem jungen Trainertalent, das den SV Waldhof mit einem beachtlichen Schlussspurt durch Siege gegen Cottbus und Dresden gerade noch vor dem Super-Gau retten konnte. Eigentlich hatte der Österreicher schon einen Vertrag ab Sommer als U19-Trainer von Jahn Regensburg unterschrieben – doch beim SVW war man ob der erfolgreichen Rettungsmission stark an einer Weiterbeschäftigung Glawoggers interessiert.

Wochen lang zogen sich die Verhandlungen, ehe Mitte Juni endlich Einigkeit erzielt werden konnte: Mannheim geht mit dem 35-Jährigen in die neue Saison – mit der klaren Hoffnung auf Besserung. Nach zwei 16. Plätzen in Folge soll nun endlich wieder der Fortschritt Einzug erhalten. Doch die Personalplanungen, die lange von der unsicheren Trainersituation blockiert waren, laufen bisher eher schleppend an.

Transfers: Neun Spieler wurden bis dato abgegeben, die meisten davon freiwillig, um Platz für eine Neustrukturierung des Kaders zu schaffen. Besonders auf der Torhüterposition wurde ein klarer Schnitt vollzogen: Gleich drei Keeper, darunter Stammtorwart Jan-Christoph Bartels, wurden verabschiedet. Mit Jan Niemann wurde bisher nur ein neuer Torhüter verpflichtet – von Regionalligist Ottensen. Auch die offensiven Neuzugänge Jascha Brandt (SC Paderborn II) und Kushtrim Asallari (Borussia Mönchengladbach II) kommen aus der Regionalliga.

Für Tempo auf den Flügeln sollen Emmanuel Iwe (SV Sandhausen) und Adama Diakhaby (Politehnica Iași) sorgen. Letzterer bringt eine bemerkenswerte Vita mit: Der Franzose lief für die AS Monaco bereits in der Champions League auf und wechselte in seiner Karriere zweimal für jeweils zehn Millionen Euro den Verein, ehe der Abstieg bis in die zweite rumänische Liga erfolgte. Mit diesen Transfers soll die Kaderplanung aber noch nicht abgeschlossen sein: Insbesondere im Tor möchte der SVW noch nachlegen.

Testspiele: Die Vorbereitung begann mit einem standesgemäßen 13:0 gegen Kreisligist Käfertal und einem Achtungserfolg gegen den Karlsruher SC (1:0). Anschließend folgte ein 2:2 gegen Oberligist VfR Mannheim sowie Niederlagen gegen Bochum (2:3) und Fürth (1:4). Dafür konnte der ukrainische Erstligist FC Metalist Kharkiv besiegt werden (3:0). Die Generalprobe vor dem Ligaauftakt gegen den SC Verl steigt gegen den niederländischen Zweitligisten FC Emmen.

Prognose: Gelingt dem Waldhof nach zwei denkbar knappen Klassenerhalten endlich der erhoffte Sprung nach vorne oder heißt es zum dritten Mal in Folge Abstiegskampf? Angesichts der schleppenden Personalplanungen und vieler Fragezeichen im Kader ist zu befürchten, dass das Abstiegsgespenst auch in dieser Saison durch die Quadratestadt spukt. Hoffnung macht in erster Linie Trainertalent Glawogger. Platz 15-19.

 

Ausgangslage: Durchhaltevermögen bewiesen! Über weite Strecken der Vorsaison standen die Stuttgarter Nachwuchstalente unter dem ominösen Strich, doch ein Last-Minute-Sieg gegen Dortmund II am vorletzten Spieltag hievte die Schwaben auf die Nichtabstiegsplätze und ermöglichte dem VfB somit mindestens ein weiteres Jahr in der 3. Liga. Der Klassenerhalt soll es auch in der neuen Saison sein – oberste Priorität genießt aber weiterhin die Entwicklung der vielen vielversprechenden Talente.

Diese Aufgabe liegt nun in den Händen von Nico Willig, der den zu Zweitligist Magdeburg abgewanderten Markus Fiedler ersetzt. Willig ist ein echtes VfB-Eigengewächs, durchlief seit 2016 zahlreiche Stationen im Nachwuchsbereich des Klubs und genießt einen exzellenten Ruf als Talententwickler. Bei der Stuttgarter U21 wird es für den 44-Jährigen nun aber auch darauf ankommen, die Fluktuation im Kader geschickt zu managen: letzte Saison setzte der VfB stolze 44 Spieler ein – und damit so viele wie kein anderer Verein in den ersten drei Ligen.

Transfers: Wie so oft bei Zweitvertretungen nutzten im Sommer zahlreiche Leistungsträger die Gelegenheit für den nächsten Karriereschritt. Besonders schmerzhaft sind der Abgang von Mittelfeldstar Laurin Ulrich (ebenfalls nach Magdeburg) und der Wechsel von Keeper Dennis Seimen zum SC Paderborn. Kompensiert werden soll dieser Aderlass von einer Reihe an spannenden Eigengewächsen, die aus der U19 hochgezogen werden – darunter gleich fünf Junioren-Nationalspieler. So soll beispielsweise U18-Nationalkeeper Florian Hellstern in die Seimen-Fußstapfen treten, während U19-Nationalspieler Lauri Penna die Offensive beleben soll. Gleichzeitig wird von einigen Bestandsspielern wie Mirza Catovic oder Eliot Bujupi der nächste Schritt erwartet.

Testspiele: Oberligist Essingen wurde zum Auftakt mit 6:1 weggeschossen, anschließend folgte ein 1:1 gegen den österreichischen Zweitligisten Bregenz. Gegen den FC Aarau (erste Liga Schweiz) setzte es eine 1:4-Pleite. Das geplante Testspiel gegen Illertissen musste aufgrund zahlreicher verletzter und angeschlagener Spieler abgesagt werden. Als Generalprobe vor dem Ligaauftakt wartet nun Drittliga-Absteiger SV Sandhausen.

Prognose: Keine Frage, in der Zweitvertretung des DFB-Pokalsiegers tummeln sich etliche hochtalentierte Spieler. Fraglich ist eher, wie schnell es Neu-Trainer Willig gelingt, diese Talente in eine eingespielte Einheit zu verwandeln. Gelingt dieser Prozess zügig, dürften die Abstiegsängste der Vorsaison der Vergangenheit angehören. Platz 14-17.

 

Ausgangslage: Historisch schlechte Hinrunde – historische Aufholjagd. Die abgelaufene Saison war in vielerlei Hinsicht ereignisreich für den VfL Osnabrück. Nach dem Zweitliga-Abstieg kamen die Lila-Weißen überhaupt nicht in Tritt und schlitterten geradezu in Richtung Regionalliga. Doch unter Marco Antwerpen spielten die Niedersachsen – auch dank etlicher Winterneuzugänge – eine hervorragende Rückrunde. Dennoch ging es nicht weiter für Antwerpen, die internen Zerwürfnisse waren zu groß.

Die sportliche Neuausrichtung liegt nun in den Händen zweier Neuzugänge: Vereinslegende Joe Enochs kehrt als Direktor Fußball zurück, und auch auf der Trainerbank nimmt mit Timo Schultz ein neuer Mann Platz. Unter der Regie des Ex-Paulianers soll der Fußball in Osnabrück nicht nur erfolgreicher, sondern auch mutiger und variabler werden. "Es ist nicht mein Anspruch, zwei Jahre 3. Liga zu verwalten", kündigte Schultz bei seiner Antritts-Pressekonferenz an. Die Mannschaft wurde dafür grundlegend umgebaut und kommt nun homogener und variabler daher.

Transfers: Stolze 20 Spieler verabschiedete der VfL im Verlauf des Sommers. Für Bryang Kayo, Marcus Müller und Ba-Muaka Simakala konnte Osnabrück sogar rund eine Million Euro an Ablösen erzielen. Auf der Zugangsseite stehen bis dato elf externe Spieler – das Profil der Neuzugänge ist breit angelegt. Mit Kai Pröger und Bjarke Jacobsen kamen zwei Ü30-Spieler, außerdem wurde mit Patrick Kammerbauer, Fridolin Wagner, Kevin Schumacher, Luc Ihorst und David Kopacz ein drittligaerfahrenes Quintett im besten Fußballalter verpflichtet. Ergänzt wird der Kader durch drei ambitionierte Talente aus der Regionalliga. Doch damit ist die Kaderplanung noch nicht abgeschlossen, die Suche nach einem torgefährlichen Mittelstürmer läuft weiter.

Testspiele: Der fehlende Knipser machte sich auch in der Vorbereitung bemerkbar. Auf ein entspanntes 9:0 gegen Bezirksligist Büren folgten nämlich eine 0:1-Niederlage gegen Champions League-Anwärter Pilsen und ein 1:2 gegen Regionalligist Gütersloh. Rödinghausen konnte dagegen mit 2:1 geschlagen geben, gegen Bremen II trennte sich die Schultz-Truppe mit einem 2:2-Unentschieden. Vor dem Pflichtspielauftakt gegen Alemannia Aachen steht noch das Testspiel gegen Holstein Kiel an.

Prognose: Der VfL hat sich im Sommer komplett neu aufgestellt und wirkt nun deutlich homogener. Trainer Schultz ist viel zuzutrauen, doch bis sich die neu zusammengestellte Truppe findet, wird es etwas dauern. Entsprechend reicht es in dieser Saison nur für das Mittelfeld. Platz 10-13.

 

Ausgangslage: Das hatte man sich im Erzgebirge sicherlich anders vorgestellt. Anfang des Jahres übernahm mit Jens Härtel ein ausgewiesener Drittligakenner und Aufstiegs-Spezialist das Kommando, doch statt einem Ranschmecken an die Aufstiegszone stand in der Rückrundentabelle ein ernüchternder 16. Platz zu Buche. In der neuen Saison soll der Trend nun wieder nach oben gehen – die Vorzeichen könnten allerdings besser sein.

Da wäre zum einen die angespannte finanzielle Lage, die Aue dazu zwingt, kleinere Brötchen auf dem Transfermarkt zu backen. Zum anderen torpediert eine brutale Verletztenmisere die Sommervorbereitung. So fallen beispielsweise mit Marcel Bär, Maximilian Schmid und Ricky Bornschein alle drei nominellen Stürmer längerfristig aus. Als Antwort auf dieses Sturmproblem testete Härtel in der Vorbereitung ein neues Spielsystem mit einer defensiven Dreierkette und drei variablen Offensivspielern.

Transfers: Nach der schwachen Rückrunde wurde ein mittelgroßer Umbruch eingeleitet: Zehn Spieler wurden verabschiedet – darunter Leistungsträger wie Niko Vukancic, Mirnes Pepic und Kilian Jakob. Dem gegenüber stehen bis dato neun externe Neuzugänge – mit einem klaren Fokus auf junge, günstige und entwicklungsfähige Talente. Als neue Leitwölfe kamen Julian Günther-Schmidt aus Saarbrücken und Ryan Malone aus Ingolstadt. Königstransfer ist Julian Guttau, den Sportdirektor Matthias Heidrich auch dank einer externen Finanzierung trotz höherklassigem Interesse von einem Wechsel ins Erzgebirge überzeugen konnte. Auch von Defensivspezialist Eric Uhlmann erwarten sich die Verantwortlichen viel.

Testspiele: Den Auftakt machten zwei Kantersiege gegen die unterklassigen Vertreter aus Drebach (8:0) und Thalheim (9:0), ehe es für die Veilchen auf Nordirland-Reise ging. Begleitet von über 1.000 Fans feierte Aue einen 2:0 Sieg gegen den Glenavon FC. Zurück in Deutschland setzte sich die Siegesserie mit einem 4:2 gegen die SpVgg Bayreuth fort, bis schließlich Borussia Mönchengladbach den Veilchen die Grenzen aufzeigte (0:3). Die Generalprobe vor dem Ligaauftakt gegen Hansa Rostock steigt am kommenden Samstag gegen den Ligarivalen aus Cottbus.

Prognose: Das Jahr 2025 meint es bislang nicht gut mit dem FCE: sportlich durchwachsen, finanziell angespannt und personell vom Verletzungspech verfolgt. Auf der anderen Seite konnte Aue viele interessante Talente dazugewinnen und hat mit Härtel einen Drittligakenner auf der Trainerbank sitzen, dem nach seiner ersten Sommervorbereitung durchaus zuzutrauen ist, das Potenzial des Kaders auszuschöpfen. Im Ergebnis macht das eine Saison im unteren Mittelfeld. Platz 11-15.

 

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