Saisonfazit Wehen Wiesbaden: Mit Rehm kam die Wende
Der SV Wehen Wiesbaden konnte die Saison 2016/2017 auf dem 7. Tabellenplatz und damit im oberen Mittelfeld beenden. Doch wer hätte daran noch während der Saison geglaubt? Nach dem 22. Spieltag warteten die Hessen seit 12 Spielen auf einen Sieg, holten nur 6 Punkte, rutschten auf einen Abstiegsplatz ab und waren auf der Suche nach einem neuen Trainer.
Das lief gut
Was folgte, war aber mit 33 Punkten die beste Rückrunde der Vereinshistorie seit der Zugehörigkeit zur 3. Liga. Wurden in der Hinrunde einige Spiele noch durch den Drang, selbst das entscheidende Tor zu schießen, in der Schlussphase aus der Hand gegeben, schaffte es die Mannschaft unter Rüdiger Rehm Spiele spät für sich zu entscheiden. So etwa gegen den SC Paderborn, VfL Osnabrück, Preußen Münster (alle 1:0) und Hansa Rostock (3:1). Auch defensiv zeigte sich der SVWW unter dem früheren Großaspach-Trainer deutlich verbessert. In den 16 Spielen spielten die Hessen starke neun Mal zu Null. Sinnbildlich für den Aufschwung der Mannschaft seit dem Trainerwechsel sind die beiden Spieler Manuel Schäffler und Marc Lorenz. Während Stürmer Schäffler sich mit zwölf Treffern in den 19 Rückrundenspielen zum Torgaranten entwickelte, legte Lorenz in diesem Zeitraum elf Tore auf. Gekrönt wurde die starke Rückserie mit dem Gewinn des Hessenpokals und der damit verbundenen Teilnahme am DFB-Pokal.
Das lief schlecht
Das Manko der Saison ist mit einem Blick auf die Ergebnisse schnell ausgemacht: zwischen dem 11. und 22. Spieltag blieb der SVWW ohne Sieg und holte magere sechs Punkte. Dabei hatte sich das nach dem guten Saisonstart nicht angedeutet. Mit 16 Punkten aus zehn Spielen stand man auf dem achten Tabellenplatz. Innerhalb dieses Negativlaufs gelang es der Mannschaft nicht, auf Rückschläge während eines Spiels zu antworten. So gelang es in der Hinrunde nur ein einziges Mal nach Rückstand zumindest einen Punkt mitzunehmen. Aber auch beim Stand von 0:0 taten sich die Hessen enorm schwer das Tor zu treffen. In zwölf Spielen waren es gerade mal acht Tore, was auch daran lag, dass beste Chancen fahrlässig vergeben wurden. Bei gleichzeitig 20 Gegentoren war es so fast aussichtslos überhaupt zu punkten: Die Konsequenz: Torsten Fröhling und der Verein verständigten sich auf eine Trennung.
Bewertung der Neuzugänge
In der Winterpause schlossen sich mit Evans Nyarko (Holstein Kiel), Dominik Nothnagel (Würzburger Kickers), Patrick Breitkreuz (vereinslos), Sascha Mockenhaupt (FK Bodö-Glimt/Norwegen) und Kerem Bulut (Western Sydney Wanderers/Australien) fünf Spieler dem SVWW neu an. Mit Innenverteidiger Mockenhaupt hat es ein Neuzugang direkt zum Stammspieler geschafft. Mit seiner Schnelligkeit und seinem guten Stellungsspiel hat der 25-jährige ehemalige Zweitligaspieler großen Anteil an der neu gewonnenen Stabilität. Stürmer Patrick Breitkreuz brauchte nach seiner Verpflichtung noch einige Monate, um sich von seiner Kreuzbandverletzung zu erholen. Seine Qualitäten deutete Breitkreuz vor allem im Spiel bei Hansa Rostock an. Dort legte er zwei Tore auf und erzielte eins selbst. Wenn der gebürtige Berliner die Sommervorbereitung ohne Probleme bestreiten kann, ist er eine vielversprechende Personalie. Die Verpflichtung von Bulut machte aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle im Sturm durchaus Sinn, fand aber nach der Rückkehr der Verletzten keinen Platz mehr im Kader, sodass sich die Wege wieder vorzeitig trennten. Nyarko und Nothnagel fielen verletzungsbedingt lange aus, eine seriöse Einschätzung ist erst zur neuen Saison möglich.
Bester Spieler: Markus Kolke
Torhüter Markus Kolke gelang es über die ganze Saison hinweg konstant mit starken Leistungen zu überzeugen. Nicht zuletzt seine starke Quote bei Elfmetern (sechs von sieben Elfmeter gehalten) ist eindrucksvoll. Auch blieb er in 16 Spielen ohne Gegentreffer. Keinem anderen Torhüter gelang dies öfter.
Größte Enttäuschung: Luca Schnellbacher
Kam der 23-Jährige in der Vorsaison noch auf acht Saisontore, waren es in der abgelaufenen Saison gerade mal zwei Treffer. Zwar war er auch erstmalig mehrfach über mehrere Wochen verletzt, aber auch wenn er auf dem Platz stand, konnte er nicht an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen. Er rutschte in der Stürmerhierarchie zeitweise sogar hinter Schäffler, Blacha, Mayer und Breitkreuz.
Fazit
Die Entwicklung, die der SVWW im Laufe der Saison vollzogen hat, ist äußerst bemerkenswert. Rüdiger Rehm hat es gemeinsam mit seinem Trainerstab geschafft, die zweifelsohne vorhandene Verunsicherung nach zwölf Spielen ohne Sieg der Mannschaft zu nehmen und dabei auch noch einen Weg gefunden, dass das Team die bereits in den ersten Spielen der Hinrunde angedeuteten Qualitäten regelmäßiger abruft. Und das, obwohl Rüdiger Rehm mit der wenig erfolgreichen Zeit in Bielefeld im Rücken nach Hessen kam. Letztlich war es die logische Konsequenz, dass der SV Wehen Wiesbaden bereits vorzeitig den sicheren Klassenerhalt feiern konnte und in der Tabelle noch bis auf Platz sieben kletterte.
Ausblick & Prognose
Der Punkteschnitt unter Rüdiger Rehm von 1,94 aus 16 Spielen lädt dazu ein, von einer erfolgreichen nächsten Saison zu träumen. Dass die Mannschaft über gute Qualitäten verfügt, hat sie bereits unter Beweis gestellt. Entsprechend konnten Rehm und Sportdirektor Christian Hock die Leistungsträger weiterhin im Verein halten. Die einzige Ausnahme bildet dabei Marc Lorenz. Und der Abgang des Linksaußen hinterlässt noch einige Fragen in Sachen Kaderplanung. Zwar war der 28-Jährige in seinen Leistungen zum Teil sehr unbeständig, die 14 Vorlagen von Lorenz müssen die Hessen aber auch erstmal mit einem entsprechenden Neuzugang bzw. als Mannschaft kompensieren.