Saisonfazit Stuttgarter Kickers: Klassenerhalt in letzter Sekunde

Mit 40 Punkten und einem Torverhältnis von 39:48 (-9) belegten die Stuttgarter Kickers nach 38 Spieltagen den 17. Tabellenplatz und spielen somit auch nächste Saison wieder in der Dritten Liga. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison von den Stuttgarter Kickers genauer an.

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Das lief gut

 Der Schlussspurt

Der Aufsteiger hat keines der letzten 6 Spiele verloren und aus diesen stolze 12 Punkte geholt. Die Serie starte mit einem 4:1 Sieg in Burghausen- Marco Grüttner war nach seinem Dreierpack Spieler des Spieltags. Nach einem 1:1 in Unterhaching konnten die Blauen im heimischen Stadion den direkten Konkurrenten Babelsberg mit 2:1 besiegen- Kapitän Enzo Marchese traf wie schon in den beiden Spielen zuvor vom Elfmeterpunkt. Am 36. Spieltag war man das einzige Team der Saison, die beim Aufstiegskandidaten Preußen Münster gewinnen konnten. Dadurch hätten die Blauen gegen Chemnitz den Klassenerhalt schon unter Dach und Fach bringen können, doch die Sachsen machten den Schwaben beim 1:1 einen Strich durch die Rechnung. So kam es zu einem dramatischen Abstiegsendspiel in Darmstadt und die Kickers konnten durch das 1:1 die Serie ausbauen. Dies war enorm wichtig, denn hätten die Blauen verloren, wären sie in die Regionalliga abgestiegen. Aber wer so einen fulminanten Schlussspurt hinlegt hat den Klassenerhalt auf jeden Fall verdient.

 

Der Zusammenhalt der Mannschaft

Die Kickers traten in der gesamte Saison als Mannschaft auf, auch in schwierigen Zeiten gab es keine Undiszipliniertheiten oder Schuldzuweisungen. Dabei passierten mehr als die Hälfte der Gegentore nach individuellen Fehlern.

Trainer Massimo Morales

Nach der 0:1 Heimpleite gegen den direkten Konkurrenten aus Erfurt und 8 Spielen ohne Sieg hatte sich der Verein von Gerd Dais getrennt. Mit Massimo Morales kam wieder Spaß in die Mannschaft, er sorgte für die nötige Lockerheit bei den Spielern. Dabei bereitete er sich akribisch auf jeden Gegner vor und manch einer hatte das Gefühl er würde 24- Stunden am Tag Fußball leben. Nach Erreichen des Klassenerhalts wurde er von den Spieler und Fans gefeiert und sagte selbst: "Der Klassenerhalt ist mein größter Erfolg in meiner langen Trainerkarriere, auch weil ich erst so kurz da bin." Kickers und Morales- das passt einfach und die gute Nachricht für alle Fans der Blauen: Morales bleibt den Kickers auch in der nächsten Saison erhalten, da sein Vertrag bis 2015 verlängert wurde.

Das lief schlecht

Die Neueinkäufe

Buchwalds Neuverpflichtungen (Engelbrecht, Alvarez, Rühle, Evers, Baumgärtel, Groß und Trainer Gerd Dais) konnten dem Team nicht entscheidend weiterhelfen. Die Stürmer Daniel Engelbrecht und Tobias Rühle stellten für Grüttner keine Konkurrenz dar und beide trafen nur ein Mal ins Netz. Für Rühle stehen damit in 78 Drittligapartien gerade einmal 5 Tore zu Buche, eine erschreckend schwache Bilanz für einen Stürmer. Buchwalds absoluter Wunschspieler Alvarez hatte sogar schon für Eintracht Frankfurt in der Bundesliga gespielt, doch bei den Kickers konnte er sich auch aufgrund diverser Verletzungen nie richtig durchsetzen. Er wird sich nächstes Jahr deutlich steigern müssen. Fabian Baumgärtel und Kai Bastian Evers kamen nur ab und an zum Einsatz während Nicolai Groß, in der Winterpause von Heidenheim ausgeliehen, gar nicht auf sich aufmerksam machen konnte. Zum Stammspieler schaffte es einzig der Ex-Pfullendorfer Sandrino Braun im defensiven Mittelfeld, sein Teamkollege Kevin Dickelhuber steigerte sich zumindest zum Ende der Saison und schoss das entscheidende Tor zum Klassenerhalt.

Taktisch zu unfexibel

Die Kickers waren in den ersten acht Spielen spielerisch überzeugend und dominierten Gegner wie Osnabrück oder Bielefeld. Auch wenn Sie im Abschluss oft zu schwach waren, bekamen Sie von jedem generischen Trainer das Lob für die spielerisch starke Leistung und sorgten in der Liga für Aufsehen. Doch die Gegner stellten sich immer mehr auf das Spielsystem des schnellen Umschaltens ein und deckten Angreifer Marco Grüttner oft doppelt. Das Spiel der Kickers war einfach zu ausrechenbar. Vor allem nach Rückständen tat sich die Mannschaft schwer für Gefahr im gegnerischen Strafraum zu sorgen und das Spiel in die Hand zu nehmen. Bestes Beispiel ist dafür die 0:1 Niederlage gegen Erfurt, wo man zwar eine Halbzeit in Überzahl war aber die Thüringer nie ernsthaft in Gefahr bringen konnte. Die Kickers-Trainer wechselten zwar oft einen zweiten oder dann auch dritten Stürmer ein, diese Wechsel zahlten sich jedoch nur in den seltensten Fällen aus.

Individuelle Fehler

Die Schwaben leisteten sich zu oft unnötige individuelle Fehler und gaben dadurch zu viele Punkte ab. Da die Mannschaft nur selten einen Rückstand noch zum Punktgewinn umwandeln konnte, war der Fehler eines einzigen Spielers meist spielentscheidend.

Bester Spieler

Bei wohl keinem anderem Verein sticht ein Spieler so groß heraus wie bei den Stuttgarter Kickers. Topstürmer Marco Grüttner war in der abgelaufenen Saison die Lebensversicherung des Vereins und schoss mit seinen 18 Treffern fast die Hälfte der Kickerstore- Nur Anton Fink und Fabian Klos trafen öfter. Die Kickers-Fans wählten ihn deshalb zum Kickers-Spieler der Saison, und das obwohl er zum Stadtrivalen VfB II wechselt. Der bodenständige Schwabe absolvierte 37 von 38 Spielen und leitete mit seinem Hattrick in Burghausen die Wende ein, die schließlich zum Klassenerhalt führen sollte. Viele Experten hätten ihm aufgrund seiner gezeigten Leistungen auch den Sprung in die zweite Liga (z.B. sein Ex-Verein VfR Aalen) zugetraut, doch er wollte lieber in Stuttgart bleiben.

Schlechtester Spieler

Zwar haben viele Neuzugänge haben nicht eingeschlagen, doch vor allem von Tobias Rühle haben sich die Verantwortlichen und Fans der Blauen mehr erhofft. Er konnte in seinen 19 Einsätzen kaum Akzente setzen und war zu ungefährlich vor dem gegnerischen Tor. Bei Kontersituationen erwies es sich oftmals zu langsam. Er wird voraussichtlich nach Heidenheim zurückkehren.

Saisonhighlight

Die Kickers konnten gegen Osnabrück, Burghausen und zweimal gegen VfB II mit 3 Toren Unterschied gewinnen. Doch wohl nie war die Euphorie bei den Blauen größer als nach dem 3:1 Heimsieg am 8. Spieltag gegen die damals noch ambitionierten Aachener- man erreichte daraufhin mit Platz 8 die beste Saisonplatzierung. Die Schwaben waren wie zuvor gegen Bielefeld und Osnabrück spielerisch überlegen und überzeugten durch ihr schnelles Umschaltspiel und einen bärenstarken Marco Grüttner. Abwehrchef Julian Leist sagte nach dem Spiel: "Wenn wir so weiter spielen, bekommen wir mit dem Abstieg nix zu tun."

Negatives Saisonhighlight

Zum negativen Saisonhighlight zählt der Auftritt im Rückspiel gegen Aachen, als man ohne eine einzige Torchance zu haben 3:0 verlor. Die Mannschaft zeigte eine leidenschaftslose Vorstellung und ließ jeglichen Kampfgeist vermissen- war den jungem Aachener Team hoffnungslos unterlegen. Das zweite große Negativerlebnis  war das 0:1 gegen Dortmund II- nach der bitteren Niederlage war der Klassenerhalt aufgrund der Nachholspiele der Konkurrenz in ganz weite Ferne gerückt.

Transfers

Wie oben schon erwähnt waren die Neuzugänge nicht die erhoffte Verstärkung und konnten kaum Druck auf die Stammspieler der Vorsaison ausüben. Einzig Sandrino Braun absolvierte 33 Spiele und konnte auf der Sechserposition überzeugen und entwickelte sich zum absoluten Stammspieler. Wenn er fehlte(insgesamt 5-mal), haben die Kickers immer verloren.

Trainer

Insgesamt nahmen mit Dirk Schuster, Guido Buchwald, Gerd Dais und Massimo Morales 4 Trainer auf der Bank der Blauen Platz. Dirk Schuster führte die Mannschaft in die 3. Liga und stand nach 8 Spieltagen mit 11 Punkten auf Platz 8. Keine schlechte Bilanz für einen Aufsteiger, hinzu kam noch die attraktive Spielweise, die ihn im Umfeld und bei den Fans sehr beliebt machten. Allerdings konnte er von den darauffolgenden 10 Spielen nur eines gewinnen, sodass man sich schließlich von ihm trennte. Sportdirektor Guido Buchwald übernahm als Interimscoach für zwei Spiele die Verantwortung ehe er in der Winterpause auf Trainersuche ging. Fündig wurde er dabei bei Sandhausens Aufstiegscoach Gerd Dais. Unter Dais holten die Kickers einen Punkt in Halle, gewannen das Nachholspiel in Wiesbaden glücklich und überzeugten im Derby gegen VfB II. Das gewonnene Derby sollte für ihn aber das letzte Highlight bleiben, denn es folgte eine Niederlage nach der anderen mit teilweise desaströsen Vorstellungen seiner Mannschaft wie in Aachen oder zuhause gegen Erfurt. Dais wurde entlassen und Neutrainer Morales brachte wieder eine positive Stimmung in die Mannschaft. Nach einem starken Schlussspurt mit 6 Spielen ohne Niederlage konnte er den Klassenerhalt erreichen. Sein Vertrag wurde verlängert und er hofft, dass die nächste Saison bei den Kickers etwas ruhiger wird.

Fazit

Bei den Kickers ging es diese Saison drunter und drüber. Ein starker Saisonbeginn folgte eine Saison ohne Kontinuität. 4 Trainer und 3 Torhüter mit mehr als 10 Einsätzen gibt es bei keinem anderen Drittligaverein. Buchwalds Einkäufe tragen sicherlich auch einen großen Teil dazu bei, dass die Kickers sich erst am letzten Spieltag retten konnten. Allerdings bewies er zumindest mit der Verpflichtung von Morales ein glückliches Händchen. In der nächsten Saison wird es wohl auch bis zum Schluss um den Klassenerhalt gehen. Es wird darauf ankommen Marco Grüttner adäquat zu ersetzen schließlich war er in der abgelaufenen Saison die Lebensversicherung des Vereins.

 

   
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