Saisonfazit MSV: Bundesliga-Atmosphäre – Mangelnde Kontinuität

Das war sie also – die erste Saison nach dem bitteren Zwangsabstieg. Ob darauf eine zweite folgen wird, hängt von einer siebenstelligen Summe ab und bleibt bis zum Schluss ungeklärt. Ein Fotofinish ist mal wieder nicht ausgeschlossen. Mit 52 ergatterten Punkten reihen sich die Zebras auf Tabellenrang sieben ein und präsentieren eine sehr ausgeglichene Bilanz: Die Tordifferenz ist mit „0“ schnell geschrieben und es gab neben 13 Siegen und 13 Unentschieden sowie 12 Niederlagen für die Meidericher. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison des MSV Duisburg genauer an.

Das lief gut

Definitiv als gelungen zu betrachten ist die Zusammenstellung einer komplett neuen Mannschaft binnen kürzester Zeit. Es gab keine Vorbereitung, sondern viel zu schnell das erste Ligaspiel auf dem Terminkalender. Diese neue Truppe mit wenigen Altstars wurde obendrein durch euphorische Fans in die neue Saison begleitet und verschaffte dem Verein einen geglückten Auftakt in der dritthöchsten Spielklasse. In der Hinrunde punktete der MSV vorwiegend gerne auswärts, während es in der Rückrunde genau andersherum lief. In den meisten Partien war die Abwehr ein sicherer Rückhalt für das gesamte Team. Durch Standardsituationen strahlten die Zebras des Öfteren Gefahr aus und kamen so einige Male zum erfolgreichen Abschluss – gerade wenn ein Pierre de Wit zuvor Anlauf nahm.

Das lief nicht gut

Schwache Partien waren abzusehen, jedoch wurden viel zu häufig Punkte liegengelassen, wodurch sich der MSV sogar deutlich höher hätte platzieren können. Während Kingsley Onuegbu anfangs als Torgarant auf den Platz ging, war er speziell in den letzten Spielen der Saison ein Schatten seiner selbst. Im Niederrheinpokalfinale fielen fünf Tore für die Zebras – der einzige Stürmer, der traf, war U23-Spieler Lekesiz. Speziell in der Rückrunde blieben die Meidericher oft offensiv blass und ungefährlich, es fehlte häufig ein konkreter Plan sowie die „zündende Idee“. Obwohl die Abwehr größtenteils solide Arbeit verrichtete, zeigte Duisburg  Konteranfälligkeiten, die sich beispielsweise im Heimspiel gegen BVB II besonders manifestierten.

Bester Spieler

Würde man lediglich die Hinrunde betrachten, wäre Onuegbu sicherlich ein heißer Kandidat. Insgesamt ist es aber derjenige, der den Verein verlässt und künftig Bundesligaluft schnuppern wird. Phil Ofosu-Ayeh war nicht nur ein sicherer Rückhalt, sondern hatte auch nach vorne einiges zu bieten und setzte gerne zu gefährlichen Sprints in Richtung Offensive an. Einsatz, Laufbereitschaft, Wille – selten war ihm etwas vorzuwerfen. Als mögliche Kandidaten wären auch Schlussmann Ratajczak oder Routinier Branimir Bajic zu nennen. Matthias Kühne erledigte ebenfalls einen grundsoliden Job in der Abwehr. Der Titel des besten Fußballers in den Reihen der Zebras geht allerdings an Pierre de Wit.

Schwächster Spieler

Der King wäre erneut ein heißer Kandidat, sofern man hier lediglich die Rückrunde betrachten würde – wenn auch für eine andere Trophäe. Patrick Zoundi zündete zu Beginn der Saison selten, legte dafür aber im Laufe des Jahres das eine oder andere Highlight auf das Parkett und empfahl sich sogar für einen Platz in der Stammelf. Der schwächste Spieler der Saison war – wenn auch oder gerade weil nicht die komplette Saison dabei – Filip Orsula, der alles andere als überzeugen konnte und in seiner Spielzeit deutlich unter den Erwartungen blieb.

Saisonhighlight

Als atmosphärischer Höhepunkt sind prinzipiell die ersten Heimspiele zu nennen, darunter Heidenheim, das Pokalspiel gegen Zweitligist Paderborn oder die Partie gegen Borussia Dortmund II mit über 20.000 Zuschauern. Das Highlight, bei welchem man samt grandioser Atmosphäre auch noch als Sieger vom Platz ging, war sicherlich der Gewinn des Niederrheinpokals und der damit einhergehende Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals. 24.000 Zuschauer gegen einen Fünftligisten – nach Abpfiff gab eine einzige große Party. Man feiert eben auch Pflichtsiege.

Saisontiefpunkt

Der größte Tiefpunkt fand ohne Zweifel unmittelbar vor der Saison statt. Betrachtet man die Ligaspiele, gab es mehrere Ernüchterungen auf dem Platz, die sich trotz Wiedergutmachungsversprechen wiederholten. Dumme Gegentore, harmlose oder nicht vorhandene Offensivaktionen und verschenkte Punkte zogen sich durch einen Teil der Saison. Der tiefste Punkt der Spielzeit ist vielmehr abseits des Platzes die ständige Sorge aller Beteiligten davor, ob und wie es in Zukunft mit dem Verein weitergeht – ein chronisches Damoklesschwert.

Bewertung der getätigten Transfers

Die bekannte Situation machte es erforderlich, vehement auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Die meisten Neuzugänge, darunter de Wit, Onuegbu, Ofosu-Ayeh, Ratajczak oder Kühne, erwiesen sich insgesamt als Gewinn für den Verein. Transfers wie Orsula sind als gescheitert zu betrachten, ändern aber nichts daran, dass in puncto Mannschaftszusammenstellung gute bis sehr gute Arbeit geleistet wurde.

Bewertung des Trainers

Karsten Baumann fand extrem erschwerte Arbeitsbedingungen vor, da er keine Zeit hatte, sein Team kennenzulernen und in Ruhe auf die Liga einzustellen. Die Zebras starteten erstaunlich gut in die Saison, was einige sogar vom sofortigen Wiederaufstieg träumen ließ. Klar war jedoch, dass die Anfangseuphorie nicht dauerhaft aufrechterhalten werden kann und aufgrund der Lage auch schlechtere Spiele folgen würden. Viele Niederlagen gestalteten sich jedoch als unnötig – mit den liegengelassenen Punkten wären die Zebras Mitfavorit auf die Aufstiegsränge gewesen. Man kämpfte am Ende jedoch noch um Platz vier und gewann den Niederrheinpokal, wodurch sich viele aufgekommene Kritiken am Trainer seitens der Fans durchaus als überzogen darstellen.

Fazit

Die Frage, wie die aktuelle Saison zu bewerten ist, ist beim MSV Duisburg ist in diesen Tagen weniger von Bedeutung. Geht es mit dem Verein überhaupt weiter? Diese Frage schwebt über allem und überschattet sportliche Ereignisse dauerhaft. Die erste Saison nach dem Zwangsabstieg kann als ordentlich betrachtet werden, wenngleich Potenzial liegengelassen wurde. Namhafte Spieler mit Routine und Erfahrung spielten teilweise nicht ansatzweise so zusammen, wie man es erwartet hätte. Jeder Gegner zollte vorab Duisburg zurecht Respekt, allerdings verschliefen die Meidericher gerne Phasen des Spiels und benötigten des Öfteren zusätzliche Motivationsansprachen während der Halbzeitpause. Gute Leistungen fanden selten über 90 Minuten statt, so dass so manche Mannschaft zusätzlich stark gemacht wurde. Einsatzwille war den meisten weniger bis gar nicht vorzuwerfen – es mangelte häufiger an Ideen und deren fachgerechte Umsetzung.

Ausblick

Sofern die Lizenz erteilt wird, muss und wird der MSV auf das Gaspedal treten. Dennis Grote und Fabian Schnellhardt sind bereits verpflichtet worden – ihnen werden weitere folgen, um in der kommenden Saison konsequent anzugreifen. Duisburg wird den Kader aufstocken und zu den absoluten Topfavoriten in der Liga zählen, denn dem Traditionsverein bleibt kurzum keine andere Möglichkeit.

FOTO: Dieter Schmoll

   
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