Saisonfazit Chemnitzer FC: Zu viel Mittelmaß beim CFC

Vor Beginn der Spielzeit 2013/14 galten die Chemnitzer unter Trainer Gerd Schädlich als einer der großen Favoriten auf den Aufstieg. Wenn unter dem Strich dann letztendlich nicht einmal ein einstelliger Tabellenplatz herausspringt, kann man nur von einer enttäuschenden Saison sprechen. Dass die Chemnitzer, nachdem sie sich im Februar zum Rückrundenbeginn plötzlich gar auf einem Abstiegsrang wiederfanden, letztendlich nicht allzu sehr um den Klassenerhalt bangen mussten, ist dabei ein schwacher Trost. Im Folgenden wirft liga3-online.de einen genaueren Blick auf diese Spielzeit, die der CFC mit 49 Punkten auf Rang 12 abschloss.

Das lief gut

In dieser zutiefst durchschnittlichen Saison der Chemnitzer fällt es schwer, einen speziellen Aspekt besonders positiv hervorzuheben. Die Defensiv- und Offensivabteilungen waren mit ihren Leistungen weder überragend gut, noch überragend schlecht. Der Zuschauerschnitt war in Ordnung, aber nicht ohne Potential nach oben. Im Prinzip weisen alle möglichen und unmöglichen Statistiken die Chemnitzer im grauen Ligamittelmaß auf. Die Bilanz von 12 Siege bei 13 Unentschieden und 13 Niederlagen ist Indikator einer im wahrsten Sinne des Wortes durchschnittlichen Spielzeit.

Das lief schlecht

Lagen die Chemnitzer einmal zurück, gab es zumeist nicht mehr viel für sie zu holen. Lediglich in 3 von 16 Spielen nach einem 0:1 Rückstand ging der CFC anschließend nicht als Verlierer vom Platz. Einzig im vorletzten Heimspiel gegen Kiel zeigten die Sachsen in Person ihres Stürmers Benjamin Förster Moral. Nach dem Führungstor der Kieler drehte Förster die Begegnung mit einem Doppelpack noch zum Heimdreier.

Im März ereilte die Chemnitzer eine Hiobsbotschaft: Flügelflitzer Ronny Garbuschewski brach sich den Mittelfuß. Der von Fortuna Düsseldorf zurückgeholte Rechtsaußen war bis dahin fester Bestandteil des CFC-Teams und erzielte 16 Scorerpunkte (7 Tore, 9 Vorlagen). Durch seine Verletzung verpasste Garbuschewski die letzten neun Saisonspiele.

Bester Spieler

Torhüter Philipp Pentke stellte für Chemnitz stets einen sicheren Rückhalt dar. Der Druck durch den neuen Ersatztorhüter Stefan Riederer scheint Pentke gut getan zu haben, der gebürtige Freiberger spielte seine beste Saison im Chemnitzer Trikot. Nach dem Abgang des bisherigen Kapitäns Silvio Bankert gilt es als nicht unwahrscheinlich, dass die Binde im Sommer an Pentkes Arm weiterwandert.

Schwächster Spieler

Die Saison von Benjamin Förster kann zurecht als enttäuschend bezeichnet werden. Unter Trainer Karsten Heine kam der dienstälteste Chemnitzer zumeist nicht über die Jokerrolle hinaus. Nur selten ließ er seine Torgefährlichkeit aufblitzen. Positiver und negativer Saisonhöhepunkt zugleich war das bereits erwähnte Heimspiel gegen Holstein Kiel am 36. Spieltag: Als Joker drehte Förster das Spiel, um anschließend mit einer roten Karte vom Feld zu fliegen. Aufgrund der Sperre verpasste Förster die letzten beiden Saisonspiele und damit einen würdevolleren Abgang. Denn, und das ist die logische Folge dieser Spielzeit die unter den Erwartungen blieb: Das Urgestein Benjamin Förster verlässt den CFC zur neuen Saison.

Saisonhighlight

Der 34. Spieltag war einer jener seltenen Tage, an denen Chemnitz sein Potential aufzeigte. Das Heimspiel gegen Erfurt geriet zum Schützenfest und der CFC schenkte dem RWE vier Buden ein. Anton Fink und Marcel Hofrath waren beide doppelt erfolgreich und hielten Chemnitz damit auf Abstand zum unteren Tabellendrittel. Ein verschossener Foulelfmeter durch Tino Semmer steht dabei sinnbildlich dafür, dass das Ergebnis sogar noch höher hätte ausfallen können.

Negatives Saisonhighlight

Die peinliche sogenannte 'Facebook-Affäre' um Christian Mauersberger hätte vor allem der Jungnationalspieler selbst im Nachhinein wohl gern vermieden. Im Februar hatte sich Mauersberger an der sogenannten 'Biernominierung' im sozialen Netzwerk beteiligt, und in dem hochgeladenen Video zunächst einem "deutschen, arischen Freund" gedankt. Mauersberger wurde suspendiert, entschuldigte sich später und distanzierte sich von rechtsextremen, rassistischen Gedankengut.

Bewertung der Transfers

Vor der Saison wurde insbesondere einer Rückholaktion viel Beachtung geschenkt: Nach einem Jahr Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf streifte sich Ronny Garbuschewski wieder das himmelblaue Trikot über. Wie bereits erwähnte, wusste Garbuschewski auch zu überzeugen, bis ihn eine Verletzung stoppte. Der vom FC Erzgebirge Aue geholte Marc Hensel spielte ein solides Jahr. Ein gelungener Transfer ist auf jeden Fall jener von Kevin Conrad. Der junge Innenverteidiger, der von 1899 Hoffenheim an die Gellertstraße gelotst wurde, etablierte sich schnell in der Stammelf und dürfte auch im kommenden Jahr einen festen Platz in der Viererkette innehaben. Kolja Pusch größtenteils als Joker zum Einsatz, zu einer endgültigen Bewertung dieses Transfers gilt es das zumindest das zweite Jahr abzuwarten.

Bewertung der Trainers

Nach fünf Jahren Amtszeit für den Chemnitzer FC trat Gerd Schädlich nach der 0:4 Heimpleite gegen Münster im Oktober 2013 zurück. In seine Bilanz fällt der Aufstieg in die dritte Liga, für den die Mannschaft mit dem Chemnitzer Sportlerpreis 'Chemmy' ausgezeichnet wurde. Als eben jene Auszeichnung im April an Gerd Schädlich selbst für sein Lebenswerk erhalten sollte, lehnte der knorrige Trainer dies jedoch ab. Gegenüber der Freien Presse sagte Schädlich, er halte die Auszeichnung eigenartig und sei nicht begeistert. Zudem sei er noch nicht in Rente gegangen und möchte daher nicht für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden.

Mit Karsten Heine sicherte sich der CFC einen Nachfolger, der sich vor allem im Bereich der Jugendarbeit einen Namen gemacht hatte. Heine änderte Schädlichs 4-4-2 System auf ein 4-2-3-1. Inwiefern sich Heines Händchen für den Einbau junger Talente bemerkbar macht, wird sich langfristig zeigen – insofern Heine, ebenso wie sein Vorgänger, die Chance bekommt, über viele Jahre hinweg an und mit der Mannschaft zu arbeiten.

Fazit 

Auf den ersten Blick scheint es ein Jahr zu sein, dass dem CFC wenig gebracht haben wird. Falls jedoch die Mannschaft zusammengehalten werden kann und man der Arbeit des Trainers Vertrauen schenkt, könnte ein solches Durchschnittsjahr auch ein Grundstein für erfolgreichere Zeiten sein. Zumal auch niemand in Chemnitz vergessen sollte, wo der Verein herkommt: Der Aufstieg in die dritte Liga nach fünf zähen Jahren der Viertklassigkeit liegt gerade einmal drei Jahre her.

Ausblick

Das Stadion an der Gellertstraße befindet sich im Umbau, demnächst wird der CFC über eine zweitligataugliche Spielstätte verfügen. Damit sich auch die Mannschaft Zweitligaformat erlangt, sind Ruhe und Kontinuität gefragt. Dank des Erfolges im Sachsenpokal (3:2 n.V. im Finale gegen Neugersdorf) dürfen sich die Fans der Himmelblauen zumindest auf einen Hauch von höherklassigem Fußball freuen, wenn der CFC an der kommenden DFB-Pokalrunde teilnehmen wird.

FOTO: ef-pixx.de

   

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