Saisonfazit Arminia Bielefeld: Aufstieg durch Teamgeist

Mit 76 Punkten und einem Torverhältnis von 59:32 (+27) belegt Arminia Bielefeld nach 38 Spieltagen den zweiten Tabellenplatz und spielt somit nächste Saison als Aufsteiger in der 2. Bundesliga. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison von der Arminia aus Bielefeld genauer an.

 

Das lief gut:

Auf der Alm eine Macht

Platz vier in der Zuschauertabelle und Platz eins in der Heimtabelle sprechen eine deutliche Sprache. Arminia hat die Bielefelder Alm wieder zu einer Festung aufgebaut. Einzig Hansa Rostock schaffte es mit einem 0:1 drei Punkte aus der Schüco-Arena zu entführen. In den restlichen Spielen siegte Arminia 13 mal und spielte fünfmal Remis vor heimischem Publikum. Der Schlüssel zum Erfolg: die Defensivarbeit. Nur elf Gegentore gab es in Bielefeld zu bestaunen – ebenfalls Liga-Bestwert. Big-Points wie die "Moral"-Siege gegen Saarbrücken (3:2) und Mitaufsteiger Karlsruhe (1:0) führten den Verein früh auf die Siegesstraße. Der Last-Minute-Erfolg über Halle (2:1) sollte der endgültige Weckruf der Bielefelder Aufstiegsambitionen gewesen sein.

Gestärkt durch Niederlagen

Neben der außergewöhnlichen Heimstärke der Blauen, mit nur einer Niederlage, sind es die Pleiten, die Arminia immer wieder aufgeweckt haben. Besonders ins Auge fällt dabei das 0:4 beim Rivalen und Aufstiegskonkurrenten Preußen Münster. Gut und gerne darf das Spiel als negatives Saisonhighlight angesehen werden. Vier Tore ließen sich die Ostwestfalen im eigentlich so wichtigen Derby einschenken. Ein herber Rückschlag in der zuvor so erfolgreichen Hinrunde der Blauen. Darauf folgte ein 0:0 gegen die qualitativ gut besetzten Chemnitzer und ein 3:1-Auswärtssieg bei Darmstadt 98. Die Elf von Stefan Krämer hat in der abgelaufenen Saison gelernt dagegen zu halten. Vielleicht der entscheidende Knackpunkt war das 0:3 beim Konkurrenten 1. FC Heidenheim. Zu neunt beendete Arminia die misslungene Reise auf die Ostalb. Unter den gesperrten: Top-Torjäger und bis dahin oft Lebensversicherung Fabian Klos. Doch im Endspurt um den Aufstieg hatten die übrig gebliebenen Bielefelder die passende Antwort parat und feierten mit dem dritten Sieg in Folge den Aufstieg nach dem Spiel gegen den Tabellennachbarn VfL Osnabrück, der sich am Ende mit dem Relegationsplatz zufrieden geben musste.Der entscheidene Sieg zum Aufstieg mit den anschließenden Feierlichkeiten, ebenfalls das Highlight der Saison. Zuvor siegten die Aufsteiger mit dem nötigen Quäntchen Glück gegen den Halleschen FC (2:1) sowie den VfB Stuttgart II (1:0). Der Wille aufzusteigen war zu jedem Zeitpunkt zu erkennen.

Personalsorgen adé

Viele Verletzungen und Sperren spielten bei Arminia keine große Rolle. Trainer Stefan Krämer betonte stets einen sehr ausgeglichenen Kader zu haben. Und so war es auch. Meistens griff auch bei vielen Wechseln ein Rad ins andere. Ausfälle von Leistungsträger wie Klos, Hübener oder Hornig wurden leicht kompensiert. Ein großer Trumpf im langen und zähen Aufstiegskampf. Paradebeispiele für die Bielefelder "Vielfalt" sind Marc Lorenz und Philipp Riese. Lorenz, der fast die komplette Hinrunde für das Oberliga-Team auflief, avancierte in den letzten Partien zum Leistungsträger hinten links und sorgte mit seinen Märschen an der Außenlinie für viel Betrieb. Dabei verdrängte er Stephan Salger, der zuvor gesetzt war. In der neuen Saison wartet ein spannender Zweikampf auf die beiden. Ebenfalls eine sehr positive Entwicklung hat Philipp Riese vollzogen. Vor der Saison aus der Regionalliga gekommen, spielte Riese in der Hinrunde nur die zweite Geige und musste sich mit Kurzeinsätzen begnügen. Damit war spätestens beim Rückspiel gegen den Karlsruher SC Schluss. 90 Minuten beschäftigte sich der "Wadenbeißer" mit Karlsruhes Top-Spieler Hakan Calhanoglu. Folgerichtig blieb der KSC-Spielmacher blass gegen die Ostwestfalen.

Das lief nicht gut:

Nicht immer der "feinste" Fußball

Lange Bälle schlagen, in manchen Ligen ein durchaus probates Mittel, in der 3. Liga aber nicht von jedem Zuschauer gerne gesehen. Auch wenn Arminia seine Zuschauer mit guten Ergebnissen in den Bann zog, können Elemente der Spielweise kritisiert werden. Zu oft hatten die Blauen Probleme ein gepflegtes Spiel aufzuziehen. Stattdessen wurde der Ball in Richtung Sturmtank Fabian Klos geschossen. Bei Patzern der Hintermannschaft war Klos zur Stelle und netzte ein. Auch der große Wille spielte eine große Rolle – und der stimmte im Team. Also eigentlich kein Kritikpunkt, sondern eher ein Verbesserungsvorschlag für die 2. Liga.

Klare Pleiten gegen Konkurrenten

Zwar waren manche Niederlagen der Weckruf zur richtigen Zeit, allerdings gab es auch Punktverluste zu verzeichnen, die zumindest den neutralen Beobachter an der Qualität der Blauen zweifeln ließ. Das oft angesprochene 0:4 im Preußenstadion zu Münster überraschte selbst die pessimistischsten DSC-Fans. Über 90 Minuten fehlte es den Blauen sowohl am nötigen Kampfgeist und auch an der Qualität um gegen das Top-Team aus Münster zu bestehen. Für die zahlreich mitgereisten Bielefelder ein Tag zu Vergessen. Eine weitere Pleite, über die lange diskutiert wurde, war das 1:2 beim Tabellenschlusslicht Alemannia Aachen. Lange Zeit protestierten die Offiziellen der Ostwestfalen gegen das Spiel. Von Wettberwerbsverzerrung war die Rede. So wurde argumentiert, dass die Alemannia zur Winterpause die halbe Mannschaft austauschen würde. Doch zum Aachener Helden am Tivoli avancierte ausgerechnet Robert Leipertz, der zuvor meistens in der 2. Mannschaft eingesetzt wurde. Leipertz, den Bielefeld bestimmt nicht auf der Rechnung hatte, gelang ein Doppelpack und ärgerte damit die blass gebliebenen Arminen.

Elfmeter als Schwachpunkt

Als Christian Müller im Derby gegen Preußen Münster (1:1) zum Elfmeter anlief, äußerten viele bereits vorher ihren Unmut. Warum ausgerechnet der kurz zuvor eingewechselte Müller den Strafstoß schießen durfte, ist größtenteils das Geheimnis von Trainer Stefan Krämer. Auch Winterneuzugang Sebastian Glasner bot sich an. Folgerichtig verschoss Müller den Elfer und machte aus dem 1:1 gegen die Preußen eine gefühlte Niederlage. Ein Grund für Müllers Scheitern war aber auch die Auswechslung von Kapitän Thomas Hübener. Ohne die Verletzung hätte sich Hübener den Versuch aus elf Metern mit Sicherheit nicht nehmen lassen. Doch sowohl Hübener als auch Top-Torjäger Fabian Klos zeigten im Laufe der Saison ebenfalls Nerven vom Punkt aus. Hier ist Steigerungspotenzial vorhanden.

 

Bester Spieler: Fabian Klos

 Um den Titel des besten Spieler streiten sich gleich mehrere beim Aufsteiger. Sowohl Manuel Hornig und Tom Schütz als auch Sebastian Hille haben den Titel verdient. Aber Top-Torjäger Fabian Klos sticht bei den Bielefeldern weiter hervor. 20 Tore gelangen dem Sturmtank in der Aufstiegssaison. Viele Treffer waren im Aufstiegskampf überlebenswichtig für Bielefeld. Die Tatsache, dass Klos im entscheidenden Spiel gegen Osnabrück rotgesperrt war, schmälert seine Saisonleistung nur minimal. Das ganz spezielle Highlight für die Arminia-Fans: eine Woche nach dem Aufstieg in Liga 2 verlängerte der viel umworbene Klos seinen Vertrag bis 2016. Ein klares Zeichen. In Bielefeld fühlt sich der Stürmer pudelwohl.

Schwächster Spieler: Eric Agyemang

Einzig was die Gehaltstabelle betrifft, dürfte Eric Agyemang noch unter den ersten Elf stehen. Mit viel Vorschusslorbeeren kam der Stürmer vor zwei Jahren auf die Alm. Richtig eingeschlagen ist Agyemang bis heute nicht. Die Saison 2012/2013 gab nicht mehr als ein paar Kurzeinsätze her. Kein einziges Tor gelang dem als Torjäger verpflichteten Agyemang in seinen 13 Spielen. Festzuhalten bleibt er aber als guter Geist im Team. Beschwert, über seine Reservistenrolle, hat sich der 33-jährige auch nicht. Bei der Aufstiegsfeier verwandelte er sich neben Patrick Schönfeld gar zum Feierbiest. Zum 30. Juni läuft sein Vertrag bei der Arminia aus. Eine Verlängerung ist derweil nicht in Sicht.

Transfers

Philipp Riese, Stephan Salger, Marc Lorenz und Pascal Testroet – die Liste der Neuzugänge, die eine wichtige Rolle spielten ist lang. Alle vier brachten sich mit ihren Leistung ein. Mit dem später dazu verpflichteten Christian Müller kann man der Einkaufspolitik von Samir Arabi und Stefan Krämer das Prädikat "gelungen" verleihen. Einzig die Winterneuzugänge Sebastian Glasner und Jonas Strifler musste bislang auf ihren Durchbruch warten. Beide besitzen aber noch langfristige Verträge.

Trainer

Stefan Krämer, einer der Garanten für den Bielefelder Aufstieg. Auch bei den Fans ist der Coach sehr beliebt. Seine Frisur erreichte schon Kultstatus. Mittlerweile verlängerte Krämer bis 2015 und ließ sich ein Arminia-Logo auf die Brust tätowieren. Arminia und Krämer – das passt einfach. Vom letzten auf den ersten Tabellenplatz führte Krämer die Blauen zwischenzeitlich. Fortsetzung der bisherigen Erfolggeschichte folgt. In der 2. Bundesliga.

Fazit

Spätestens nach dem Aufstieg kann man über alle negativen Aspekte hinwegschauen. Bielefeld ist zurück in der zweiten Liga. Und das sicher nicht unverdient. Die Mannschaft funktionierte als Kollektiv. Selbst Trainer Krämer sagte, dass man mit Sicherheit nicht die stärkste Mannschaft sei, aber als Team funktioniere. Der Schlüssel zum Bielefelder Erfolg.

Ausblick

 Mit Jan Fießer (SV Sandhausen), Pascal Schmidt (Schalke 04 U23) und Jerome Propheter (Viktoria Köln) stehen bereits die ersten Neuzugänge fest. Die größten Teile des Kaders haben ihren Verträge verlängert. Leistungsträger wie Schütz, Klos und Platins bleiben ebenfalls erhalten. In Bielefeld kann ein erfolgreiches Team weiter zusammenwachsen. Dennoch brauchen die Ostwestfalen mindestens zwei bis drei Spieler mit Zweitligareife. Dann haben die Ostwestfalen gute Karten, um nicht direkt  in Liga 3 zurückzukehren.

 
FOTO: Ostwestfalensgloria.de 

 

   
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