Saisonfazit Heidenheim: Turbulente Saison ohne „Happy End“
Mit 72 Punkten und einer Tordifferenz von 69:47 (+22) beendet der 1. FC Heidenheim 1846 die Spielsaison 2012/2013 auf dem fünften Tabellenplatz. Noch nie landete ein Team mit dieser Punkteausbeute „nur“ auf dem fünften Rang. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison vom 1. FC Heidenheim 1846 genauer an.
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Das lief gut
Moral
Vor der Winterpause lag der 1. FCH fast schon aussichtlos zurück, das spricht für die Moral der Heidenheimer, dass sie trotz eines zwischenzeitlichen 13-Punkte-Rückstandes sich nie haben entmutigen lassen und bis zum letzten Spieltag die Chance auf den Relegationsplatz hatten. Auch in vielen Spielen bewunderten die Fans die ungeheure Moral, die in diesem Team steckt. Schon am ersten Spieltag gelang den Heidenheimern, in der letzten Minute der Nachspielzeit, der 2:2 Ausgleich gegen den KSC. Aber auch bei den Spielen gegen den SV Wehen Wiesbaden, VfB Stuttgart II oder das Auswärtsspiel in Osnabrück konnte der 1. FCH in den letzten Minuten einen Torerfolg verbuchen und sich so wichtige Punkte sichern.
Torerfolge
Mit 69 Toren stellen die Ostwürttemberger, neben dem KSC, den besten Sturm der Liga. Einzig gegen Bielefeld, Halle und am letzten Spieltag gegen den OFC blieb man ohne eigenen Treffer. Die meisten Spiele wurden dabei nicht sehr überzeugend gestaltet, doch es spricht für das Team, dass man trotz nicht zufriedenstellender Leistungen immer die Möglichkeit auf einen oder gar zwei Treffer hat.
Das Jahr 2013
Schaut man sich nur die Spiele im Jahr 2013 an, hätten die Heidenheimer einen direkten Aufstiegsplatz verdient gehabt. Aus 17 Spielen gelangen den Heidenheimern elf Siege und fünf Unentschieden. Einzig die Partie in Chemnitz ging in der letzten Spielminute unglücklich verloren. Nebenbei konnte man den Landespokal bereits zum dritten Mal in Folge gewinnen. Mit einer ähnlich konstanten Leistung wie in diesem Jahr, hätte auch die Hinrunde gespielt werden müssen, dann stünden die Heidenheimer nicht nur auf Rang fünf der Abschlusstabelle.
Das lief nicht gut
Defensive
Der Hauptgrund für den verpassten Aufstieg dürfte sicher das Defensivverhalten sein. Mit 47 Gegentoren hat man von den Top fünf Mannschaften mit Abstand die meisten Gegentore kassiert. Selbst der sportliche Absteiger aus Darmstadt hat weniger kassiert als die Brenzstädter. Zwar wurde die Defensive nach der Winterpause durch die Ausleihe von Kraus stabilisiert, dennoch kassierte man häufig zu einfache Gegentore, was eine bessere Platzierung zu Nichte machte.
Spielwitz
Ein großes Manko des Teams ist die spielerische Klasse bei nahezu allen Partien. Nur selten kam man über flache Kombinationen vom eigenen Strafraum in die gegnerische Hälfte. Pressten die Gegner früh, so fehlte die Ruhe und man schlug die Bälle nur hoch und weit nach vorne. War der Gegner defensiv eingestellt so fehlten oftmals die zündeten Ideen im Spiel, um den Gegner mit einer außergewöhnliche Situation zu überraschen.
Drucksituationen
Wenn eine große Verantwortung auf den Schultern der Spieler lag, so verkrampften die Spieler und wollten das Glück erzwingen. Nachdem 8. Spieltag war der 1. FCH Tabellenführer, doch dann konnte man aus drei Partien nur einen Punkt erreichen, man schien sich mit zwei Siegen gefangen zu haben, doch danach gelang sogar nur ein Punkt aus vier Spielen. Bezeichnend auch das letzte Spiel gegen Offenbach. Erstmals in der Rückrunde stand man auf dem Relegationsplatz. Man hatte es selbst in der Hand und es fehlte nur ein Tor um diesen Platz zu sichern, doch am Ende musste man selbst mit dem Punkt gegen einen starken Gegner zufrieden sein.
Bester Spieler
Da gibt es kaum zwei Meinungen. Marc Schnatterer ist in Heidenheim das Maß aller Dinge. In 37 Meisterschaftsspielen war Schnatterer 16-mal erfolgreich und konnte nebenbei noch 19 Torvorlagen für sich verbuchen und stellte mit 35 direkten Torbeteiligungen einen neuen Drittligarekord auf. Es verwunder nicht, dass viele Zweitligisten auf den Geschmack einer Verpflichtung gekommen sind, trotz eines gültigen Vertrages bis 2015. Aber auch Kraus konnte in seinen 17 Spielen überzeugen. Er stabilisierte die Defensive und war sogar fünfmal als Torschütze erfolgreich.
Schwächster Spieler
In dieser Saison spielten einige Akteure unter ihrem Niveau. Nach Ansicht der Zuschauer schnitt dabei Linksverteidiger Feistle am Schlechtesten ab. Kapitale Fehler wie gegen Wiesbaden oder Saarbrücken verhalfen dem Gegner zum Torerfolg. Defensiv zwar äußerst Zweikampfstark, aber im Aufbauspiel und im Offensivdrang fehlt bei ihm die Klasse für die dritte Liga. Zudem haben sich Funktionäre und Fans von der Verpflichtung von Endres sicher mehr erhofft. Er kam in dieser Saison nur zu zehn Einsätzen (1 Saisontor). Nach dem 5:2 Debakel in Karlsruhe, bei dem ihm einige Fehler unterliefen, wurde er nach der Winterpause kaum noch berücksichtigt.
Saisonhighlight
Das Highlight der Saison war vermutlich der erste Spieltag, der die komplette Saison der Heidenheimer wiederspiegelt. Man lag unverdient mit 0:2 hinten, doch mit einer unglaublichen Moral gelang am Ende noch der 2:2 Ausgleich, der zwar wichtig für das Selbstvertrauen, aber punktemäßig einfach zu wenig war. Zudem war der 4:2 Auswärts-Last-Minute-Erfolg gegen den SV Babelsberg oder der 3:0 Heimerfolg (trotz Unterzahl) über Saarbrücken ein echtes Highlight, einer sehr turbulenten Saison.
Saisontiefpunkt
Dort muss das letzte Saisonspiel gegen den OFC erwähnt werden. Man hat aus eigener Kraft die Chance auf den dritten Rang, doch den Spielern merkte man dies nicht an. Die wohl schlechteste Saisonleistung kam für die Heidenheimer zum ungünstigsten Zeitpunkt. Doch auch die 1:2 Niederlage in Dortmund (trotz 1:0 Führung) war für viele Heidenheimer der erste Tiefpunkt der Saison.
Bewertung der Transfers
In Heidenheim setzte man auf die Jugend. Scioscia, Deutsche und Körber, rückten aus der zweiten Mannschaft auf. Die zuvor ausgeliehenen Wittek und Mayer schlossen sich endgültig dem Team an, dazu kamen noch Titsch-Rivero, und Routinier Gerrit Müller. In der Winterpause verstärkte man sich noch mit Niederlechner (Unterhaching), Sattelmaier (Vereinslos) und lieh Kraus vom Bundesligaabsteiger Fürth aus. Dabei hinterließen die Winterneuzugänge den stärksten Eindruck, allen voran Kraus, der wieder zur Spielvereinigung zurückkehrt. Auch Niederlechner fand sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten gut im Team zurecht. Die Neuverpflichtenden Wittek und Titsch-Rivero bildeten in einer Vielzahl von Spielen die Doppel sechs und sind wohl auch nächste Saison für diese Position gesetzt. Vom technisch starken Müller haben sich einige Fans mehr erhofft, doch in seinen Kurzeinsätzen konnte Müller nicht immer überzeugen und verlässt den Verein nach nur einem Jahr. Aus den eigenen Reihen tat sich Deutsche hervor und überzeugte oftmals durch seine technische Fertigkeiten und einem enormen Laufpensum gepaart mit unglaublich viel Einsatz und Leidenschaft, leider fehlte er in den letzten Partien verletzungsbedingt. Sattelmaier, Körber, Scioscia und Mayer hatten zu wenig Einsatzzeit um ein Fazit ziehen zu können.
Trainer
Bei der Person Frank Schmidt scheiden sich die Geister. Beim Saisonauftakt gab es eine Choreographie zu seinen Ehren mit dem Titel „früher Spieler, heute Trainer – für immer Heidenheimer Legende“. Doch schon letzte Saison zweifelten einige an der Arbeit von Frank Schmidt und diese kritischen Stimmen wurden nach der verkorksten Hinrunde immer lauter. Man verspielte eine gute Ausgangsposition, doch von den Funktionären gab es seitens der „Legende“ keine Zweifel. Dieses sollte sich bezahlt machen, im Jahr 2013 stimmte die Punkteausbeute und die Kritiker verstummten fast vollständig. Der Hauptkritikpunkt bei Frank Schmidt ist jedoch das fehlende Spielkonzept. Zu oft versucht man mit hohen Bällen zu agieren, es fehlen die Kombinationssicherheit und der Spielwitz im Heidenheimer Team. Dennoch steht Schmidt nicht zur Diskussion und möchte und darf, nach zwei knapp gescheiterten Versuchen, endlich den Sprung in die zweite Liga schaffen. Dass Schmidt dazu fähig ist zeigen diverse Gerüchte um freie Trainerstellen, bei denen der Name Frank Schmidt oftmals zu finden ist.
Fazit
Noch nie erreichte der 1. FC Heidenheim in der dritten Liga 72 Punkte. In jeder Saison wäre man damit mindestens unter den ersten drei gestanden. Doch am Ende stehen nur Rang fünf zu Buche und der dritte Erfolg in Serie im Landespokal. Schon in der Spielzeit 2011/2012 fehlte nur ein Punkt auf den Relegationsplatz. Diese Saison fehlte ebenfalls nur ein Punkt und mit nur einem Torerfolg am letzten Spieltag hätte man diesen Relegationsplatz auch aus eigener Kraft erreichen können.
Ausblick
„Same procedure as every year”, auch nächste Saison will und wird der 1. FC Heidenheim wohl einer der heißesten Anwärter auf den Aufstieg sein. Viele befürchteten nach dem verpassten Aufstieg den Verlust einiger Leistungsträger, doch alle haben Vertrag für noch mindestens ein Jahr. Somit muss man Abwerbungsversuche von anderen Vereinen abwarten, aber auch hier zeigt sich Geschäftsführer Holger Sanwald optimistisch. Für die neue Saison wurden Sökler, Kohler (beide Saarbrücken), Heise (Münster) und Griesbeck (Ulm) verpflichtet. Zwar seien nun keine weiteren Transfers mehr zwingend, doch man werde den Transfermarkt weiter beobachten und vielleicht noch einen oder zwei Transfers tätigen. Damit steigt die Qualität des Heidenheimer Kaders weiter an, zudem steht man finanziell sehr gut da und das Stadion weist in der kommenden Spielzeit eine Kapazität von 13.000 auf. Somit scheint alles angerichtet um nächste Saison, nach zwei knapp gescheiterten Versuchen, endlich den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen.