Saisonanalyse Jena: Der ganz normale Wahnsinn

Mitte des letzten Jahres waren sich die Fans in Jena nicht ganz einig, was man von der Saison 2010 / 2011 erwarten sollte. Die leidenschaftlichen Optimisten hofften mal wieder, man würde eine solide Saison spielen und mit ein bisschen Glück auch oben ein wenig mitmischen. Die ewigen Schwarzmaler hingegen, prophezeiten schmerzende Niederlagen und Abstiegskampf pur, was im besten Falle mit dem sportlichen Klassenerhalt am letzten Spieltag enden würde – Lizenzentzug durch fehlende finanzielle Mittel nicht ausgeschlossen.Im Nachhinein kann man sagen, es war ein bisschen was von beidem – allerdings im Verhältnis 90:10 zu ungunsten der Optimisten.

Auf guten Start folgt freier Fall

Dabei begann die Saison mit einem 2:1-Sieg über den Vorjahressechsten Heidenheim doch recht erfolgversprechend. Mit dem Erfolg war es dann aber erstmal vorbei. Die Jenaer kassierten Niederlage um Niederlage, was mit der Entlassung des Trainers Jürgen Raab Anfang Oktober endete. Zu diesem Zeitpunkten hatten die Jenaer acht Punkte geholt und fanden sich auf dem 18. Tabellenplatz wieder. Wie es zu diesem Absturz kam, kann man von außen nur schwer nachvollziehen. Die sportlichen Voraussetzungen hätten ohne Probleme eine bessere Entwicklung zugelassen, doch die Wahrheit ist ja bekanntlich auf dem Platz und da bekamen die Jenaer keinen Fuß auf den Rasen. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Mannschaft nach der 0:7-Schlappe am dritten Spieltag gegen den 1.FC Saarbrücken mental K.O. gegangen ist und sich davon nicht erholen konnte.

Frank schafft kurzzeitig Trendwende

Mit dem neuen Trainer Wolfgang Frank sollten die Jenaer diese miserable Hinrunde abhaken und das Ruder wieder herumreißen. Zunächst sah es auch tatsächlich danach aus, dass Frank die Köpfe der Spiele frei bekommen konnte, denn die Thüringer holten nach einigen Unentschieden nun endlich auch wieder Punkte im 3er-Pack. Doch eine wirklich Handschrift lies sich auf dem Platz nicht erkennen und mit der Zeit wurde immer offensichtlicher, dass die eingefahrenen Siege und Punkte eher zufälliger Natur waren, als verdient und souverän erspielt. Und so häuften sich schließlich wieder die Niederlagen und die Mannschaft kehrte in die Abstiegsregionen der Tabelle zurück, bis das Präsidium vier Spieltage vor Schluss erneut die Reißleine zog.

Drei Trainer in einer Saison

Wieder einmal musste der Übungsleiter dran glauben. Frank räumte seinen Sessel und machte einem alten Bekannten Platz: Heiko Weber. Weber war bereits von 2004 bis 2007 Trainer im Paradies und schaffte in dieser Zeit den Durchmarsch von der 4. in die 2. Liga. Sicherlich hatte er es gerade dieser Tatsache zu verdanken, dass der Verein wieder an ihn herangetreten war, aber wen kümmerte das, wenn er das Minimalziel erreichte: den Klassenerhalt. Weber schaffte es mit zwei Siegen über Burghausen und Offenbach, einem 2:2 gegen die bereits aufgestiegenen Braunschweiger und einer 2:3-Niederlage gegen Stuttgarts II. Nicht mehr miterleben durfte den Klassenerhalt Carsten Nulle. Der Stammtorwart, Kapitän und Drittligarekordspieler wurde aufgrund kritischer Äußerungen gegenüber Webers Vorgänger Frank direkt nach Webers Amtsantritt suspendiert. Vielleicht ist es dieser drastischen Maßnahme zu verdanken, dass die Spieler endgültig wachgerüttelt wurden und so den Klassenerhalt sichern konnten.

Schließlich stellt dieser Klassenerhalt das glückliche Ende einer turbulenten und aufreibenden Jenaer Saison dar, die sicherlich nicht so verlief wie geplant oder erhofft, aber somit vielleicht auch Schwachpunkte im Verein aufgezeigt, die nun erkannt und ausgebessert werden können. Aus Fehlern wird man schließlich klug. In wenigen Monaten wissen wir mehr.

FOTO: www.horda-azzuro.de

   
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