Saison-Fortsetzung ohne Absteiger ein Szenario?

Geisterspiele oder Abbruch? Wie der "Kicker" berichtet, soll DFB-Chefjustiziar Dr. Jörg Englisch den 20 Klubs im Rahmen der Video-Konferenz am Dienstag mehrere Szenarien für beide Optionen präsentiert haben. Ein Modell sieht offenbar vor, die Saison ohne Zuschauer zu Ende zu spielen und gleichzeitig den Abstieg auszusetzen.

Pro und Contra

Hintergrund für diesen Vorschlag sollen die unterschiedlichen Trainingsbedingungen der Klubs sein. Während einige Vereine schon seit letzter Woche wieder in Kleingruppen trainieren, ist Klubs wie Mannheim, Magdeburg, Halle und Jena das Training noch bis Anfang Mai aufgrund behördlicher Anordnungen untersagt. Ein Pro und Contra.

Pro: Die Saison könnte regulär zu Ende gespielt werden, sodass die Entscheidungen im Aufstiegskampf sportlich herbei geführt würden. Genau darum geht es Vereinen wie Rostock, Braunschweig und 1860, die sich noch Chancen auf die 2. Liga ausrechnen und für eine Fortsetzung der Saison plädieren. Möglicherweise könnten auch Chemnitz, Magdeburg, Halle, Zwickau, Münster, Großaspach und Jena wieder ins Boot geholt werden. Schließlich plädierten sie neben Mannheim (wenn auch in Kombination mit einem Abbruch der Saison) für eine Aussetzung des Abstiegs. Und dazu würde es bei dem Modell kommen. Ein Nachteil im Abstiegskampf durch eine zu kurze Vorbereitungszeit würde ihnen jedenfalls nicht entstehen. 

Contra: Nach wie vor drohen den Klubs aufgrund ausbleibender Zuschauereinnahmen bei Geisterspielen hohe Verluste – zumal auch Mehrkosten für Corona-Tests und höhere Hygienemaßnahmen anfallen dürften. Doch immerhin hätten die Abstiegskandidaten die Gewissheit, auch in der kommenden Saison in der 3. Liga zu spielen. Offen ist allerdings, mit welcher Motivation diese Teams in die restlichen Spieltage gehen, wenn es für sie sportlich um nichts mehr geht. Das könnte möglicherweise zu einer Verzerrung des Aufstiegskampfs führen, sollten die Klubs die ausstehenden Partien lediglich als bessere Freundschaftsspiele ansehen. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach der sportlichen Fairness, wenn weit abgeschlagene Teams wie Jena in der Liga bleiben dürften. Ein weiteres Contra-Argument sind die ungleichen Trainingsbedingungen der Klubs im Aufstiegskampf: Während in Duisburg der Ball schon wieder rollt, darf Mannheim noch nicht wieder trainieren.

Modell scheint mehrheitsfähig

Es zeigt sich: Wie alle Szenarien hat auch dieses Modell Vor- und Nachteile, wenngleich es durchaus mehrheitsfähig sein könnte. Schließlich würde sowohl die Forderung der Abstiegskandidaten (keine Absteiger), also auch die Forderung der meisten Spitzenteams (sportliche Entscheidung des Aufstiegskampfs) erfüllt werden. Es wäre ein zuletzt schon nicht mehr für möglich gehaltener Kompromiss der Klubs. Das Szenario würde aber auch bedeuten, dass die 3. Liga in der kommenden Saison um mindestens vier Teams aufgestockt werden müsste, was ebenfalls Vorteile (zusätzliche Einnahmen) und Nachteile (höhere Reisekosten, größere Belastung) mit sich bringen würde.

Wann eine endgültige Entscheidung getroffen wird und ob das Modell tatsächlich mehrheitsfähig ist, ist noch offen. Am Freitag tagt zunächst das DFB-Präsidium und berät sich über verschiedene Aspekte. Konkrete Beschlüsse werden aber nicht getroffen, entsprechend wird es nach DFB-Angaben auch keine Außenkommunikation geben. Die Klubs sollen in den nächsten Tagen – nach der heutigen Vorstellung eines Konzepts für Geisterspiele durch die DFL – alle weiteren Fakten und Informationen zu einer möglichen Fortsetzung des Spielbetriebs erhalten, um sich auf dieser Grundlage eine fundierte und differenzierte Meinung bilden zu können. Auf dieser Basis könnten die Klubs im Rahmen einer weiteren Video-Konferenz in der kommenden Woche zu einer Entscheidung kommen. Über einen Abbruch der Saison müsste dagegen ein außerordentlicher Bundestag entscheiden, auf dem die Drittliga-Klubs allerdings keine Stimme hätten. 

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