Runjaic: „Wir müssen gierig sein.“

Es ist ein Duell, das ungleicher kaum sein kann, wenn der SV Darmstadt 98 am Freitagabend auf den FC Carl Zeiss Jena trifft. Auf der einen Seite der Aufsteiger aus Südhessen, der mit geringem Etat und einer jungen, unerfahrenen Truppe versucht, die Klasse zu halten. Auf der anderen Seite das Traditionsteam aus Thüringen, seit Jahren bereits bestens etabliert im professionellen Fußball und ausgestattet mit einem Kader, der vor der Saison bei nicht wenigen gar die ganz großen Aufstiegshoffnungen weckte. Nach 15 absolvierten Partien aber reisen die Thüringer als Schlusslicht nach Darmstadt.

Trennung von Heiko Weber

Nach der bitteren 2:3-Heimpleite am Samstag gegen den VfR Aalen hatten letztlich auch die Verantwortlichen des FC Carl Zeiss Jena genug. Trainer Heiko Weber musste endgültig seinen Hut nehmen. Magere zehn Punkte aus 15 Spielen und der Sturz ans Tabellenende zwang die Thüringer zum Handeln. Bis auf weiteres übernahm Ex-DDR Nationalspieler Lothar Kurbjuweit die Mannschaft, der man zu Saisonbeginn eigentlich zutraute, mit Bundesligaerfahrenen Spielern wie beispielsweise Jan Simak oder Sebastian Hähnge ein Wörtchen im Kampf um den Aufstieg in die zweite Liga mitzusprechen. In Darmstadt soll nun unter Kurbjuweit der erste Schritt aus der Krise gemacht werden.

Runjaic: "Wir müssen gierig sein"

Etwas dagegen haben dürfte jedoch der Aufsteiger aus Darmstadt. Dessen Trainer Kosta Runjaic ist sich der schweren Aufgabe allerdings bewusst: „Jena steht mit dem Rücken zur Wand und kann bei uns eigentlich nur gewinnen“, so der Coach der „Lilien“ am Donnerstag. „Wir müssen gierig sein. Gierig nach Toren“, gab Runjaic seiner Truppe mit auf den Weg. Denn wie auch in den letzten Partien machte sein Team am Samstag in Oberhausen erneut viel zu wenig aus seinen zahlreichen Gelegenheiten. Ein gutes halbes Dutzend bester Konterchancen ließ das junge Darmstädter Team im zweiten Abschnitt liegen. Im Gegenzug traf der Gegner praktisch mit dem ersten echten Torschuss die Darmstädter in der 89. Minute bis ins Mark.

"Blick für Entwicklung nicht verlieren"

Weiter verwies Runjaic auf die Unerfahrenheit seiner Mannschaft und kritisierte das aggressive Verhalten einiger weniger Fans, die Lilienspieler nach der Partie aus Verärgerung über den erneuten Punktverlust mit Bierbechern bewarfen und anspuckten. „Dafür habe ich kein Verständnis“, sagte Runjaic sichtlich verärgert und ergänzte: „Wir dürfen nicht den Blick für die Entwicklung verlieren, die wir hier in Darmstadt genommen hatten.“ Zur Erinnerung: Bei Runjaics Amtsantritt im Frühjahr 2010 standen die „Lilien“ nach gerade abgewendeter Insolvenz kurz vor dem erstmaligen Absturz in die Fünftklassigkeit. Nur ein Jahr später kehrte der Verein unter Runjaic nach 18 Jahren völlig überraschend zurück in den bezahlten Fußball.

"Lilien": Oliver Heil in der Startelf

Die „Lilien“ hoffen am Freitag daher wieder auf die Tore des wiedergenesenen Oliver Heil, in der abgelaufenen Regionalligasaison mit 12 Treffern bester Angreifer der blau-weißen. Beim FC Carl Zeiss wird es darauf ankommen, ob Ex-Bundesligastar Jan Simak sein volles Potential abrufen kann. Schafft er dies, könnte die ohnehin nicht sattelfeste Defensive des Aufsteigers bedenklich wackeln. Trainerfuchs Runjaic hatte darauf allerdings bereits am Donnerstag die passende Antwort: „Wir müssen Simak die Lust am Spiel nehmen und ihn nicht aus den Augen lassen“, so der Coach der „Lilien“. Ob dies am Ende ausreicht für einen Sieg bleibt offen. Klar ist nur eines: Darmstadt muss gierig sein. Gierig nach Toren.

FOTO: Frank Leber

   

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