Rot-Weiß Erfurt: Geordnete Insolvenz bei Abstieg

Am Montag startet der FC Rot-Weiß Erfurt in die schwere Rückrunde. Mindestens zehn Siege aus den 19 verbleibenden Spielen sind wohl notwendig, um den Klassenerhalt noch schaffen zu können. Gelingt das nicht, will RWE in die geordnete Insolvenz gehen und in der Regionalliga Nordost neu anfangen. Schon kurzfristig könnten die Hoffnungen auf den Liga-Verbleib einen herben Dämpfer erhalten.

RWE braucht noch 600.000 Euro bis Dienstag

Nach chaotischen Wochen hinter den Kulissen herrscht vor der wichtigen Jahreshauptversammlung am kommenden Samstag nun Einigkeit. Wollten zuletzt noch zwei verschiedene Lager für den neuen Aufsichtsrat kandidieren, haben sich die Beteiligten nun auf eine gemeinsame Liste geeinigt – und Präsident Frank Nowag damit den Rücken gestärkt. "Ich bin heilfroh, dass wir nun eine Einigung erzielt haben", erklärte der 46-Jährige am Mittwoch im Rahmen eines Pressegesprächs. Auf Nowag wartet in den kommenden Tagen und Wochen viel Arbeit – das oberste Ziel: Klassenerhalt und Vermeidung der Insolvenz.

Schon bis Dienstag müssen die Thüringer beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Rahmen der Nachlizenzierung eine Summe in Höhe von 1,6 Millionen Euro nachweisen. Knapp 600.000 Euro fehlen dem Verein momentan noch. Laut Ehrenpräsident Klaus Neumann stehe man derzeit aber mit mehreren Sponsoren in Kontakt, die diese Lücke schließen wollen. Kann RWE die 1,6 Millionen Euro bis Dienstag nicht vollständig nachweisen, droht ein Abzug von bis zur vier Punkten. Der Klassenerhalt würde dann wohl endgültig in weite Ferne rücken. Nowag zeigt sich in der "Thüringer Allgemeinen" aber optimistisch, dass die Lücke rechtzeitig geschlossen wird: "Wir haben jetzt die Unklarheiten und damit vielleicht auch manche Unsicherheiten beseitigt. Mögliche Geldgeber wissen nun, auf wen und was sie sich einlassen."

Klassenerhalt oder Insolvenz

Aus sportlicher Sicht steht Rot-Weiß Erfurt ebenfalls mit dem Rücken zur Wand und benötigt in der anstehenden Rückrunde schon ein kleines Wunder, um den Abstieg in die Regionalliga verhindern zu können. Sollte der letzte verbleibende Drittliga-Dino aber tatsächlich den bitteren Gang in die Viertklassigkeit antreten müssen, will RWE in eine "geordnete Insolvenz gehen", wie es Neumann am Mittwoch formulierte. Steht RWE zu diesem Zeitpunkt bereits als Absteiger fest, hätte auch der mit der Insolvenz-Anmeldung einhergehende Abzug von neun Punkten in der laufenden Saison keine großen Auswirkungen mehr. Stattdessen würde RWE ohne Altlasten in die Regionalliga gehen, wäre nach Abschluss des Insolvenzverfahrens schuldenfrei und könnte einen neuen Anlauf in Richtung 3. Liga starten. Momentan wird Erfurt von rund 6,5 Millionen Euro Schulden erdrückt, allein in der letzten Saison wuchs das Minus um über eine Million Euro – eine erhebliche Hypothek für die Zukunft.

Doch der Gang in die Insolvenz ist nur Plan B und keineswegs das vorrangige Ziel der Thüringer. Viel lieber wäre es den Verantwortlichen um Präsident Nowag, wenn die Mannschaft von Trainer Stefan Emmerling den Klassenerhalt doch noch schaffen würde. Dafür sollen in den kommenden Tagen die finanziellen Grundvoraussetzungen geschaffen werden. Denn nur wenn RWE die Liquidität bis zum Saisonende nachweisen kann, werden die Thüringer auch auf dem Transfermarkt tätig werden können. Und Verstärkung wird im Hinblick auf den Klassenerhalt dringend benötigt.

   
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