Remis "verdient" oder "zu viel"? Dotchev widerspricht sich selbst

Ausgerechnet im Derby bei Dynamo Dresden kassierte Erzgebirge Aue am Sonntag die erste Niederlage in dieser Saison. Mit der Bewertung der Partie tat sich Trainer Pavel Dotchev im Nachgang schwer und äußerte sich widersprüchlich. Erst befand er, dass ein Remis "verdient gewesen" wäre, meinte dann jedoch, dass ein Punkt "zu viel gewesen" wäre.
Dotchev revidiert eigene Aussage
In der vierten Minute der Nachspielzeit kam sie mit dem Anschlusstreffer von Marcel Bär nochmal kurzzeitig zurück, die Hoffnung bei Erzgebirge Aue, doch noch einen Punkt mitnehmen zu können – zumal der FCE zu diesem Zeitpunkt in Überzahl war. Und hätte Bär in der Anfangsphase seine Riesenchance genutzt, wäre das womöglich auch drin gewesen. So aber kam der Treffer zu spät. Dennoch befand Trainer Pavel Dotchev in seiner ersten Einschätzung nach der Partie, dass ein Remis aufgrund der zweiten Halbzeit "verdient gewesen wäre", wie er unmittelbar nach Abpfiff im "MDR"-Interview sagte. Als er wenig später zu "MagentaSport" kam, sprach der Deutsch-Bulgare jedoch davon, dass Dynamo – gemessen an der ersten Halbzeit – verdient gewonnen habe. Und auch auf der Pressekonferenz musste Dotchev entgegen seiner ersten Einschätzung einräumen, dass ein Punkt "zu viel gewesen" wäre.
Denn wie der 57-Jährige richtigerweise feststellte, sei Dynamo gerade im ersten Durchgang "überlegen" gewesen. Aue, das in dieser Phase schwindelig gespielt wurde, hingegen habe "wenig Zugriff" und "unheimlich viele Probleme", gehabt, wie Dotchev bemängelte. "Wir haben kaum für Entlastung gesorgt und sind nur hinterher gelaufen. Dresden hat sich in einen Rausch gespielt." Die Führung nach acht Minuten kam zwar durch ein Eigentor von Vukancic zustande, war aber dennoch verdient – zumal Dresden zahlreiche weitere Möglichkeiten hatte. Umso überraschender daher die Aussagen von Marvin Stefaniak im "MDR"-Interview, wonach Dynamo "nur die eine Chance" gehabt habe und es ein Spiel gewesen sei, "das jeder hätte gewinnen können". Dennoch musste auch der Ex-Dresdner einräumen, dass es die SGD "gut gemacht" hätte.
"Gesehen, dass wir kein Spitzenteam sind"
Erst im zweiten Durchgang fand Aue nach einer Umstellung zur Pause besser ins Derby. "Da lief das Spiel in unsere Richtung, wir haben kaum noch etwas zugelassen", so Dotchev. Einziges Manko: "Im letzten Drittel waren wir nicht konsequent genug." Aues Coach dachte da unter anderem an eine Szene von Boris Tashchy, der Mitte der zweiten Halbzeit in guter Position nochmal querlegte, anstatt selbst zu schießen. "Das macht man nicht. Da muss man Verantwortung übernehmen und schießen."
Das zweite Gegentor in Minute 84, als Aue "gut drin war", habe seiner Mannschaft dann "das Genick" gebrochen, einen Vorwurf wollte er ihr aber dennoch nicht machen: "Die Jungs haben toll gekämpft." Man habe aber gesehen, "dass wir kein Spitzenteam sind", so Dotchev. Durch die erste Niederlage sind die Veilchen auf den dritten Platz abgerutscht und liegen nun vier Punkte hinter Dynamo. Auch wenn es bitter ist, ein Derby zu verlieren: Ein Beinbruch ist die Niederlage nach dem tollen Saisonstart nicht: "Ich bin optimistisch, dass wir es verkraften können. Wir schauen nach vorne", so Stefaniak. Ob Aue die Pleite verkraftet hat oder ob sie nun eine Negativphase einleitet, wird sich am nächsten Sonntag gegen Jahn Regensburg zeigen.