Relegation: Was für und was gegen Wiesbaden spricht

Nach dem um Millimeter verpassten Direktaufstieg in die 2. Bundesliga hat der SV Wehen Wiesbaden nun in der Relegation gegen Arminia Bielefeld die Chance, doch noch die Rückkehr in die 2. Liga zu schaffen. liga3-online.de zeigt auf, was für und was gegen den SVWW spricht.

Was für den Aufstieg spricht

Ausgangslage: Auch wenn Arminia-Trainer Uwe Koschinat davon nichts wissen will: Arminia Bielefeld geht als Favorit in die Partie – weil die Ostwestfalen der höherklassige Verein sind. Entsprechend hat der DSC den höheren Druck und mehr zu verlieren als Wiesbaden – allein schon deswegen, weil Bielefeld nach dem Bundesliga-Abstieg vor einem Jahr nun auf direktem Wege in die 3. Liga abstürzen könnte. Der SV Wehen Wiesbaden hingegen kann nur gewinnen. Die Saison 2023/24 in der 3. Liga zu verbringen, würde die Hessen weniger schwer treffen als Bielefeld, wenngleich natürlich auch für Wiesbaden viel auf dem Spiel steht – nicht zuletzt finanziell.

Form: Der Formvergleich beider Teams geht klar an Wehen Wiesbaden. Während die Mannschaft von Trainer Markus Kauczinski sieben Punkte aus den letzten drei Partien geholt und seit Mitte März nur zwei von elf Spielen verloren hat, geht Arminia Bielefeld mit einer krachenden 0:4-Niederlage in Magdeburg in die Relegation. Überhaupt konnten die Ostwestfalen nur eine der letzten acht Partien gewinnen. Hinzukommt, dass der DSC heimschwach ist (was für das Rückspiel am Dienstag entscheidend ist) und gerade mal fünf von 17 Spielen gewinnen konnte – nur die beiden Direktabsteiger Regensburg und Sandhausen haben noch seltener zuhause gewonnen. Den letzten Heimsieg gab es Mitte März ausgerechnet gegen Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt. Wiesbaden hingegen konnte vier der letzten fünf Heimspiele gewinnen. Ein gutes Omen also für das Hinspiel am Freitag.

Historie: Auch die Historie der Relegation seit 2008 spricht für den SVWW. In insgesamt 14 Duellen setzte sich gleich zehnmal der Drittligist durch und feierte den Aufstieg in die 2. Liga. So auch im letzten Jahr, als der 1. FC Kaiserslautern gegen Dynamo Dresden die Oberhand behielt und nach einem torlosen Hinspiel mit 2:0 im Rückspiel gewann. Auch Wiesbaden selbst stieg 2019 über die Relegation gegen Ingolstadt in die 2. Liga auf, Bielefeld hingegen scheiterte schon 2014 gegen Darmstadt am Klassenerhalt über die Relegation. Überhaupt setzten sich mit Dresden (2013), 1860 München (2015), Aue (2018) und Nürnberg (2020) erst vier Zweitligisten in der Relegation durch.

 

Was gegen den Aufstieg spricht

Tiefschlag: Für vier Minuten war Wiesbaden am Samstag aufgestiegen, nachdem die Partie gegen den Halleschen FC siegreich gestaltet worden war und der VfL Osnabrück zeitgleich gegen Dortmund II zurücklag. Etwas voreilig hatten Fans und Spieler bereits gefeiert, ehe Osnabrück noch zwei Tore in der Nachspielzeit erzielte, die Partie gegen den BVB damit drehte und Wiesbaden den direkten Aufstieg noch entriss. Ein mentaler Tiefschlag, von dem sich der SVWW erstmal erholen muss. Zwar betonte Kauczinski bei der Pressekonferenz am Mittwoch, dass man zu Beginn der Woche über die verfrühten Feierlichkeiten schon wieder lachen konnte, während Kapitän Johannes Wurtz "unglaublich stolz" auf den Charakter der Mannschaft war. Doch ob der Schmerz tatsächlich verdaut ist, muss sich erst noch zeigen.

Erfahrung: Mit durchschnittlich 25,8 Jahren ist der Kader des SVWW zwar etwas älter als das Aufgebot der Arminia (25,3 Jahre), allerdings verfügen die Ostwestfalen über deutlich mehr Erst- und Zweitliga-Erfahrung in ihren Reihen. Während es die Spieler der Wiesbadener gerade mal auf insgesamt 557 Zweitliga-Einsätze bringen, kommt der DSC auf 1.391 Partien. Auch im Hinblick auf Bundesliga-Spiele hat Bielefeld deutlich die Nase vorne (282 zu 28). Das kommt angesichts der Liga-Zugehörigkeit beider Vereine in den letzten Jahren zwar nicht überraschend, könnte aber dennoch ausschlaggebend sein, wie auch Kauczinski einräumte: "Viele Jungs dort haben bis vor einer Saison noch Bundesliga gespielt, darum sprechen einige Faktoren schon für sie."

Bilanz: Acht Mal standen sich beide Klubs in den letzten Jahren gegenüber. Nur das erste Duell im August 2011 konnten die Hessen gewinnen, seitdem gab es aus sieben Spielen nur drei Punkte. Die letzten beiden Partien in der Zweitliga-Saison 2019/20 gingen beide an die Arminia (5:2 und 1:0). Auch die persönliche Relegationsbilanz von Kauczinski liest sich nicht gut: Von insgesamt vier Duellen mit dem Karlsruher SC konnte der 54-Jährige nicht eine gewinnen. 2012 scheiterte er mit dem KSC in der Relegation gegen Regensburg durch die Auswärtstor-Regel am Aufstieg in die 2. Liga, 2015 gegen den Hamburger SV am Aufstieg in die Bundesliga. Soll nun mit Wiesbaden der Aufstieg her, muss mindestens ein Spiel gewonnen werden. Zwei Unentschieden reichen seit der Abschaffung der Auswärtstor-Regel nicht mehr.

   
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