Viertligisten schlagen wegen U23-Teams Alarm: "Keine Chance"

Mit Borussia Dortmund II und dem SC Freiburg II spielen erstmals seit 2016/17 wieder zwei U23-Teams in der 3. Liga. Eine Entwicklung, die auf eine zunehmende Dominanz der Zweitvertretungen in der Regionalliga zurückgeht. Mehrere Traditionsklubs, die zum Teil seit Jahren vergeblich um den Aufstieg kämpfen, schlagen im "Kicker" Alarm.

"Eine Ungleichheit der Waffen"

90 Punkte, 90 Tore und nur vier Niederlagen: Rot-Weiss Essen, das seit 14 Jahren um die Rückkehr in den Profifußball kämpft, blickt in der Regionalliga West auf eine überragende Saison zurück. Dennoch reichte es erneut nicht zum Aufstieg, da die U23 von Borussia Dortmund mit 93 Punkten noch ein wenig besser war und sich somit den Meistertitel sicherte. Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Südwest-Staffel, aus der die zweite Mannschaft des SC Freiburg mit 93 Punkten aus 42 Spielen als Sieger hervorging – Klubs wie Elversberg, Offenbach und Ulm hatten das Nachsehen. "Wir erleben in den Regionalligen eine Ungleichheit der Waffen", sagt Essens Vorstandsboss Marcus Uhlig gegenüber dem Fachmagazin. Das Problem: Die U23-Teams der Bundesligisten, die in der vergangenen Saison 19 von 102 Klubs ausmachten, sind den arrivierten Teams um einiges voraus – vor allem finanziell und infrastrukturell. "Im Westen und Südwesten wird das offenkundig", sagt Offenbachs Geschäftsführer Thomas Sobotzik und schlägt Alarm: "Wenn die U-Teams wirklich ernst machen, haben wir keine Chance mitzuhalten."

Und das, obwohl etwa Rot-Weiss Essen über einen Etat verfügt, mit dem sich der Klub in der 3. Liga nicht verstecken müsste. Doch wie ungleich die Kräfte verteilt sind, zeigt vor allem folgende Statistik: Während in der Südwest-Staffel bis vor dem letzten Spieltag im Laufe der Saison durchschnittlich 27,77 Spieler pro Klub eingesetzt wurden, waren es bei Freiburg II 38. Unter ihnen waren auch acht Akteure, die eigentlich zum Bundesliga-Kader gehören. Und auf der Spielberechtigungsliste des BVB standen zwischenzeitlich 57 Akteure. Möglichkeiten, von denen Klubs wie Essen nur träumen können. Zwar kamen lediglich 27 Akteure tatsächlich zum Einsatz, nur neun von ihnen spielten aber auch in der Jugend für den BVB.

Nimmt die Dominanz weiter zu?

In den kommenden Jahren könnte die Dominanz der U23-Teams in der Regionalliga noch zunehmen, befürchten viele Klubs. Zum einen, weil mittlerweile wieder mehr Bundesligisten auf eine U23 setzen. Es ist ein Strategiewechsel, nachdem aufgrund einer Regeländerung zur Saison 2014/15 mehrere Vereine ihre U23 abgemeldet hatten – darunter Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und RB Leipzig. Nun sagt Frankfurts neuer Sportvorstand Markus Krösche: "Ohne Kritik an Entscheidungen, die zu einem anderen Zeitpunkt und unter damals herrschenden Voraussetzungen getroffen wurden: Ich finde eine U23 oder U21, je nach Definition, extrem wichtig."

Einigen Klubs fiel die Abmeldung der U23 während der Pandemie nun auf die Füße, da die Spielzeiten in den U19- und U17-Bundesligen coronabedingt abgebrochen wurden und die Talente somit keine Spielpraxis sammeln konnten. Zum anderen locken die Bundesligisten mit vergleichsweise hohen Gehältern und der Perspektive, den Sprung in den Profikader schaffen zu können. "Wer da mithalten will, muss ein enormes wirtschaftliches Risiko eingehen", sagt Uhlig. Die U23 des FC Bayern München sicherte sich vor einem Jahr die Drittliga-Meisterschaft und ließ damit aufhorchen, stieg danach allerdings ab.

Klubs wollen Initiative bilden

Für Kritik sorgt auch die U23-Regel, wonach alle Klubs mindestens vier Akteure im Spieltagskader stehen müssen, die zu Saisonbeginn ihr 23. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten und für eine deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt wären. "Dieser Ansatz ist ehrenwert", sagt Aachens Geschäftsführer Martin Bader, mahnt aber an: "Inzwischen konterkariert die Regel eher ihren Zweck, als dass sie ihn erfüllt." Bader zufolge würden hoffnungsvolle Jugendspieler lieber in die Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga-Klubs wechseln. "Wir erleben es regelmäßig, dass uns unsere besten Talente verlassen und nach einigen Jahren wieder zurückkommen, weil sie den Sprung nicht geschafft haben", sagt auch Uhlig. "Es geht darum zu prüfen: Erfüllt die U-23-Regel noch ihren Nutzen oder eher nicht mehr?."

Diesen und weitere Aspekte will Uhlig in der Sommerpause zusammen mit weiteren Vereinsvertretern besprechen. Nach "Kicker"-Angaben soll eine Initiative gebildet werden, die auf die zuständigen Verbände gehen soll. Doch kurzfristig dürfte sich an der Dominanz der U23-Teams nichts ändern. Essen, Offenbach und Co. werden in der kommenden Saison einen neuen Anlauf starten – ohne ihre größten Widersacher in der zurückliegenden Serie.

   

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