Rassismus-Prozess vertagt: Dennis Erdmann vorerst gesperrt

Das DFB-Sportgericht hat die Entscheidung über die Rassismus-Vorwürfe gegen Dennis Erdmann vom 1. FC Saarbrücken nach einer ersten Anhörung am Donnerstag vertagt. Fortgesetzt wird die Verhandlung am kommenden Donnerstag. Vorerst ist der 31-Jährige allerdings gesperrt – und dabei könnte es für die nächsten Wochen auch bleiben, sollte es zu einem Urteil gegen den Verteidiger kommen.

Sperre von acht Wochen gefordert

Rund dreieinhalb Stunden tagte das DFB-Sportgericht am Donnerstag. Zu einer Entscheidung soll es aber erst am 9. September kommen, nachdem Erdmanns Rechtsbeistand Horst Kletke eine Vertagung beantragt hatte, um weitere Beweise sichten zu können. Stephan Oberholz, der die Sitzung als stellvertretender Vorsitzender des DFB-Sportgerichts leitete, sagt: "Aufgrund der Bedeutung und der Brisanz der Angelegenheit räumt das DFB-Sportgericht Dennis Erdmann die beantragte Gelegenheit ein, nach den mündlichen Zeugenaussagen noch mal das Videomaterial zu sichten und weitere Beweisanträge zu stellen."

Gleichwohl sehe das Sportgericht allerdings "hinreichende Verdachtsmomente, dass der Spieler rassistische Äußerungen auf dem Platz ausgesprochen hat", sodass eine vorläufige Sperre angebracht sei, so Oberholz weiter. Die Sperre fällt vorerst allerdings nicht schwerer ins Gewicht, da Erdmann aufgrund einer Knie-Reizung derzeit angeschlagen ist und für die Partie gegen Wiesbaden (Freitag) ohnehin ausgefallen wäre. Sollte es allerdings zu einem Urteil gegen den Verteidiger kommen, wird der FCS womöglich wochenlang auf den 31-Jährigen verzichten müssen – so zumindest die Forderung von Fred Kreitlow vom DFB-Kontrollausschuss: "Ich beantrage eine Sperrfrist von acht Wochen und eine Geldstrafe von 3.000 Euro", wird er in der "Bild" zitiert.

"In dieser Heftigkeit noch nie erlebt"

Zur Verhandlung waren mit Baris Atik, Sirlord Conteh, Leon Bell Bell und Amara Condé gleich vier Spieler des 1. FC Magdeburg geladen. "Ich habe das in dieser Heftigkeit noch nie erlebt", hat Condé einer "dpa"-Meldung zufolge über die rassistischen Äußerungen Erdmanns zu Protokoll gegeben. Er selbst sei nicht beschimpft worden, habe aber "einiges mitbekommen". Conteh berichtete nach "Bild"-Angaben: "Erdmann hat zu mir gesagt, ich solle mit meinen Eltern zurück nach Ghana paddeln. Und hat mich als N…. bezeichnet." Und Atik erzählte: "Erdmann hat gesagt: Sind deine Eltern hergepaddelt? Ich hoffe, sie sind ertrunken."

Schiedsrichter Robert Kampka, der die Partie am 25. August geleitet hatte, war laut "dpa"-Angaben telefonisch zugeschaltet. Dabei habe er erklärt, die rassistischen Beleidigungen in der hitzigen Partie "aus eigener Wahrnehmung nicht mitbekommen" zu haben. Er sei während und nach dem Spiel von Magdeburger Seite nicht auf die geschilderten Vorfälle angesprochen worden – weder von Spielern noch Verantwortlichen. Entsprechend hatte er auch keinen Vermerk im Spielberichtsbogen gemacht.

Erdmann beteuert Unschuld

Erdmann stritt die Vorwürfe im Rahmen der Verhandlung unterdessen erneut ab: "Für mich ist das unfassbar. Ich bin kein Mensch, der zwischen Herkunft und Hautfarbe unterscheidet", sagte der Defensivspieler laut der Presseagentur. "Ich habe niemals jemanden rassistisch beleidigt und würde das auch niemals tun." Er sei kein Unschuldslamm und emotional auf dem Platz, "aber niemals fremdenfeindlich". In den letzten Tagen habe er über 1.500 Hass-Nachrichten erhalten: "Ich bin ein mental starker Spieler", so Erdmann. "Aber die vergangenen Tage waren unfassbar belastend für mich und meine Familie."

Was war passiert? Im Nachgang der Partie am 25. August, die Saarbrücken mit 2:1 gewann, hatten Magdeburgs Sirlord Conteh und Adrian Malachowski zu Protokoll gegeben, von Erdmann während des Spiels rassistisch beleidigt worden zu sein. "Das war der Wahnsinn, da kamen Sprüche wie 'Sag deinen Eltern, die sollen wieder zurückpaddeln'. Das N-Wort hast du permanent gehört und immer war eine dreckige Lache dabei", hatte Amara Condé der "Bild"-Zeitung erzählt.

FCS wies Anschuldigungen zurück

Der FCS hatte die Anschuldigungen in einer Stellungnahme im Nachgang "entschieden" zurückgewiesen – vor allem deswegen, weil die Vorwürfe erst nach dem Spiel geäußert worden waren, "obwohl die Bedeutung der Tragweite dieser Thematik wohl allen bewusst gewesen sein müsste". Daher "entbehren die einseitig erhobenen und nicht belegten Vorwürfe Magdeburger Spieler jeder belastbaren Grundlage", betonte der FCS und bat die verantwortlichen Vereinsgremien des 1. FC Magdeburg, "entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, dass solche unbelegbaren Vorwürfe künftig nicht mehr stattfinden".

Gleichzeitig hatten die Saarländer dem FCS ein "klärendes Gespräch" angeboten, um die im Raum stehenden Vorwürfe aus der Welt zu schaffen. FCM-Coach Christian Titz hatte unterdessen betont, seinen Spielern zu vertrauen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, droht Erdmann – wie vom Kontrollausschuss beantragt – eine Geldstrafe oder eine mehrwöchige Sperre.

   
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