Rama im Interview: "Dürfen uns nicht ausruhen"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Meppens Leistungsträger Valdet Rama über die Leistungssteigerung des SVM in den vergangenen Wochen, seine spannende Vita mit Stationen in China, Spanien, Schweden und seiner Heimat Albanien und die Gründe für die Rückkehr nach Deutschland im Sommer 2019.

"Müssen genau da weitermachen"

liga3-online.de: Für den SV Meppen lief es nach einem Fehlstart in die Saison in den vergangenen Wochen sehr gut. Was waren die Gründe für die Leistungssteigerung?

Valdet Rama: Wir hatten in den ersten Saisonwochen definitiv mehr Tiefen als Höhen. Dann kam auch noch die 14-tägige Corona-Quarantäne dazu. Diese Zeit konnten wir aber gut nutzen. In vielen Videocalls haben wir uns gepusht und darüber gesprochen, wie wir unser Spiel verändern müssen. Als es dann für uns mit der Saison weiterging, standen wir kompakter und haben die Räume enger gemacht. Wir haben es geschafft, unnötige Gegentore zu vermeiden, die wir zu Saisonbeginn noch reihenweise hinnehmen mussten – beispielsweise bei Standardsituationen.

Durch vier Siege – alle zu Null – hat sich der SVM nach vorne gekämpft. Wie bewerten Sie die Tabellensituation?

Es ist in der 3. Liga wirklich unglaublich, wie schnell es nach oben, aber auch nach unten gehen kann. Ich habe zwar schon in der 1. und 2. Bundesliga sowie in vielen Ligen im Ausland gespielt. Aber eine solche Ausgeglichenheit gab es bisher nirgendwo. Das ist Wahnsinn. (lacht) 'Jeder kann jeden schlagen' ist in der 3. Liga alles andere als eine Floskel. Und genau deshalb dürfen wir uns auch nicht auf den jüngsten Leistungen ausruhen, sondern genau da weitermachen. Ansonsten landen wir ganz schnell wieder in der Abstiegszone.

Meppen ist für Sie bereits die neunte Profistation in Ihrer Karriere. Sie spielten auch in Schweden, China, Spanien und Ihrer Heimat Albanien. Wo hatten Sie rückblickend Ihre schönste Zeit?

Da möchte ich mich nicht festlegen. Ich habe überall schöne und wichtige Erfahrungen gesammelt. Mit meinen Wechseln zu Hannover 96 im Jahr 2009 und zu Real Valladolid Anfang 2013 durfte ich mir aber jeweils Kindheitsträume erfüllen. Ich wollte immer in der 1. Bundesliga und in La Liga spielen. Deshalb waren das auf jeden Fall besondere Stationen für mich. Bei Valladolid konnten wir sogar einmal den FC Barcelona mit Top-Stars wie Lionel Messi, Neymar Jr. und Xavi besiegen.

Gab es auch einen Karriereschritt, den Sie bereuen?

Nein. Natürlich habe ich öfter darüber nachgedacht, ob meine Entscheidungen die richtigen waren. Aber es gab nichts, was ich heute nicht genauso tun würde. Außerdem habe ich überall viele Freunde gefunden, mit denen ich teilweise auch jetzt noch regelmäßig in Kontakt stehe. Es war bis hierhin eine spannende Reise, die aber noch nicht zu Ende ist.

 

"Dafür bin ich dem SVM sehr dankbar"

Mit dem Wechsel nach Meppen im Sommer 2019 kehrten Sie aus Albanien zurück nach Deutschland. Was waren die Gründe?

Ich wollte unbedingt zurück nach Deutschland – auch, um wieder näher bei meiner Familie zu sein, die in Nordrhein-Westfalen wohnt. Das Engagement in Albanien war nur eine Zwischenstation, um Spielpraxis zu sammeln. Zuvor war ich nach einem Abenteuer in China mehrere Monate vereinslos und hatte es schwer, in Deutschland wieder Fuß zu fassen. Viele Vereine sagten mir, dass ich zu alt sei. Allerdings wusste ich, dass ich es noch draufhabe und mit meinen Fähigkeiten weiterhin den Unterschied ausmachen kann. Der SV Meppen hat dann bereits während meiner Zeit in Albanien Interesse bekundet und mir wenig später die Chance gegeben, noch einmal in einer deutschen Profiliga zu spielen. Dafür bin ich dem SVM sehr dankbar.

Meppen ist eine kleine Stadt mit weniger als 40.000 Einwohnern. Waren Sie vom beschaulichen Emsland "geschockt" oder war es bewusst ein Wechsel in ruhigere Gefilde?

Weder noch. Wie gesagt: Es war mein großer Wunsch, nach Deutschland zurückzukehren. Ich hatte auch Angebote aus ersten Ligen im Ausland, wo ich deutlich mehr Geld verdient hätte. Das war mir aber nicht wichtig. Meppen hat sich sehr um mich bemüht und die Distanz zu meiner Familie ist nicht allzu groß. Diese beiden Gründe waren hauptausschlaggebend für den Schritt. Und ich habe ihn bisher nicht eine Sekunde bereut. Die Chemie stimmt und die Entwicklung zeigt nach oben – sowohl sportlich als auch infrastrukturell. Beispielsweise haben wir vor kurzem neue, moderne Kabinen bekommen.

Ihr Vertrag läuft vorerst bis Saisonende. Welche Ziele verfolgen Sie noch als Fußballer und haben Sie schon Pläne für die Zeit danach?

Ich möchte so lange spielen, wie es mir möglich ist. Zwar bin ich dieses Jahr 33 Jahre alt geworden, aber ich fühle mich wie 26. (lacht) Ich bin sehr glücklich darüber und sehe es nicht als selbstverständlich an, dass ich noch so fit bin und weiterhin auf hohem Niveau Fußball spielen darf. Damit das so bleibt, trainiere ich auch privat viel und achte sehr auf eine gesunde Ernährung. Ich schätze das Privileg, den schönsten und besten Beruf ausüben zu dürfen und es kribbelt vor Spieltagen immer noch so, wie vor zehn Jahren. Was ich nach meiner Fußballkarriere mache, steht noch nicht fest. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist.

   
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