Chemnitz? Warum die Mannschaft weiter in der Pflicht steht
Sportlich geht es für den Chemnitzer FC nur noch um die goldene Ananas. Drei Spieltage vor Schluss ist das Erreichen der Aufstiegsplätze rein theoretischer Natur. Gleiches gilt für Platz vier und die direkte Qualifikation für den DFB-Pokal. Einzig das Finale im Sachsenpokal scheint noch bedeutsam zu sein, denn als Pokalsieger winkt ebenfalls die Teilnahme am DFB-Pokal und damit verbunden die dringend benötigten 150.000 Euro Startprämie. Allerdings sollte ein Faktor nicht unterschätzt werden – die Fans!
Warum Sven Köhler und die Mannschaft weiter in der Pflicht sind
Wer hat das beste Gespür dafür, was gut für den Verein ist? Fans, Sportdirektor, Vorstand, Aufsichtsrat oder die Presse? Wahrscheinlich ist es ein Mix aus allem – die Schnittmenge der Einzelinteressen. Definitiv stehen nicht Mannschaft und Trainerteam im Vordergrund, wenn es darum geht, zu eruieren, was gut und schlecht für die Himmelblauen ist. Insofern darf man es von einem Spieler erwarten, dass er sich mit dem Trainer arrangiert, der ihm vor die Nase gesetzt wird und nicht wie Alexander Bittroff sagen „wenn ein Tomas Oral kommt, bin ich weg“. Andererseits ist Sven Köhler trotz auslaufenden Vertrags in der Pflicht, bis 30. Juni alles zum Wohle des Vereins zu tun – sprich sein Team heiß auf die restlichen zwei Heimspiele und den Sachsenpokalsieg zu machen.
Warum der Meistermarsch ein Zeichen sein sollte
Wie schön wäre es gewesen, zum 50. Jahrestag des Gewinns der DDR-Meisterschaft gleichzeitig auf den Zweitligaaufstieg anstoßen zu können. Selten war die Chance auf den Aufstieg so groß, wie in diesem Jahr. Warum es nicht gereicht hat, wurde bereits von liga3-online.de erläutert. "Wenn es aktuell nichts zu feiern gibt, greifen Fußballfans gern in die Traditions-Kiste zurück“, titelte die Chemnitzer Morgenpost anlässlich des für Sonntag geplanten Meistermarschs der "1967er Helden des FC Karl-Marx-Stadt“. Nicht die PR-Abteilung des Vereins ist auf die Idee gekommen, den großen Himmelblauen Fußballhelden um Peter Müller, Eberhard Vogel oder Eberhard Schuster, in Erinnerung des größten Vereinserfolgs, einen würdigen Rahmen zu schaffen, sondern die aktive Fanszene. Der geneigte CFC-Fan durchlebt harte Zeiten, bekommt aber nach und nach vor Augen geführt, dass der Fisch seit Jahren vom Kopf her stinkt.
Das Großreinemachen ist noch nicht beendet
Wenn man sich die Mühe macht, zu fragen, warum der CFC, trotz vergleichbarer Einwohnerzahl, nicht an die Zuschauerzahlen wie Hansa Rostock oder der 1. FC Magdeburg herankommt, wird man oftmals hören, dass der Chemnitzer an sich sehr kritisch und schwer zu begeistern ist und im direkten Umfeld mit Erzgebirge Aue und dem FSV Zwickau einer stärkeren Konkurrenz unterliegt, wie Rostock oder Magdeburg. Schön, wenn dem so wäre. Was dabei gerne ausgeblendet wird, ist die Tatsache, dass es seit Jahren versäumt wurde, einen erfolgsunabhängigen Fanstamm aufzubauen. Wie sollte dies auch geschehen, wenn an der Vereinsspitze mit der Vergangenheit der FC Karl-Marx-Stadt als Produkt der DDR gefremdelt wird, das Gründungsdatum von 1966 auf 1899 vorverlegt wurde, um nicht in einer Reihe mit der, von der DDR-Führung aufoktroyierten Vereinsgründungswelle zu stehen und selbst das Alleinstellungsmerkmal "Die Himmelblauen" verpönt ist, weil es für Fußballer "zu wolkig" ist. Nicht zuletzt steht das sture Verharren in alten Denkweisen massiv im Weg. Wer Spieler, die von Erzgebirge Aue kommen, erst "dekontaminieren will", der hätte 1963 einen Dieter Erler wohl nie für den FC Karl-Marx-Stadt gewinnen können. Zum Glück ist dies damals gelungen und Erler durfte als Kapitän den Meisterpokal in die Höhe stemmen.