Prinzip Hoffnung: Kann Halle in der 3. Liga mithalten?
Als am 19. Mai endlich der lang ersehnte Aufstieg in die Dritte Liga besiegelt wurde, kannte die Euphorie in Halle keine Grenzen. Der Hallesche FC, seit Jahren in den Niederrungen des Fußballs gebunden, konnte sich mit diesem sowohl überraschenden als auch herausragenden Erfolg zurück auf die überregionale Bühne des Fußballs spielen. Der stolze Ost-Klub schrieb endlich wieder positive Schlagzeilen. Vor allem drangen auch viele Sympathien von Fangruppierungen rivalisierender Vereine bis an die Saale, schließlich verhinderte erneut ein traditionsreicher Ost-Verein den Aufstieg des verpönten Projektes RB Leipzig.
Stimmgewaltige Fans
Dass die Hallenser für die kommende Saison ein Gewinn sind steht schon vor der Saison fest, schließlich werden die enthusiastisch veranlagten Fans für ordentlich Stimmung sorgen. Wobei zu hoffen bleibt, das die mitgliederstarke „Saalefront“ ihre stimmungsgewaltigen Emotionen auf eine friedliche Ebene kanalisieren können. Zudem ist der frisch erbaute „Erdgas-Sportpark“ (15.057 Plätze) ein kleines Schmuckkästchen, welches die Stadion-Landkarte im Osten der Republik und die der 3. Liga weiter aufwertet. Gerade für die aus Erfurt, Chemnitz und Rostock in Massen strömenden Fußballfans ein wichtiger Faktor, schließlich heißt das neue Stichwort in der Arena Modernität und Dichte zum Ball.
Ein Oldie im Tor
Sportlich stehen die Vorzeichen allerdings nicht wirklich rosig. Cheftrainer Sven Köhler (seit 2007 im Amt) kann auf ein willensstarkes und eingespieltes Tema setzen, doch ob der Kader das potenzielle Niveau für die dritte Spielklasse mitbringt, ist mehr als fraglich. Große Namen und vielversprechende Talente kann der Klub aus Halle nicht bieten. Im Tor steht mit Darko Horvat ein Haudegen, wie er im Buche steht. Vom Leistungsvermögen her ist der Kroate sicherlich im unteren Drittel der Liga anzuordnen. Doch ist seine Erfahrung für die in höheren Klassen relativ unerfahrene Mannschaft das viel zitierte Gold wert. Dass man mit 39 Jahren im Tor noch zu bestehen weiß, bewiesen mittlerweile schon viele Torwartikonen.
Erfahrung im Sturm
Neben dem erfahren Schlussmann kommen vor allem auch auf die Mittelfeldmänner Nico Kanitz und Maik Wagefeld wichtige Führungsrollen zu. Kapitän Kanitz, der kürzlich seinen Vertrag verlängerte, steht wie kaum ein anderer für das Hallenser Spiel. Maik Wagefeld, ehemaliger Bundesliga-Profi im Diensten der Nürnberger und lange aktiv für Dynamo Dresen, ist das Herz der rot-weißen. Mit 15 Scorerpunkten gehörte der Allrounder zu den besten Akteuren in der Regionalliga Nord. Die Personalie Wagefeld steht in direkter Affinität zum Spielvermögen der Hallenser. Im Angriff setzt der HFC vor allem auf die Dienste von Nils Pichinot. Der 22-jährige schnupperte bereits in 39 Begegnungen Drittligaluft und konnte 9 Tore erzielen. Neben den Angreifer ist besonders die Leihe von Erich Sautner interessant. Der 20- jährige kommt vom FC Freiburg. Die beiden anderen Neuverpflichtungen, Philip Zeiger (VFC Plauen) und Pierre Becken (S. Pauli II), sollen sich in der Innenverteidigung beweisen.
Ist der Klassenerhalt machbar?
Dass der HFC nur vier Spieler verpflichten konnte und derzeit nur 20 Mann im Kader hat, sprechen für die pekuniären Schwierigkeiten in der Kaderplanung. Laut dem Sportportal "transfermarkt.de" belegt der Kader in der Marktwerttabelle nur den vorletzten Platz. Allerdings haben diese bloßen Statistiken oft nur einen geringen Aussagewert. Ob der Hallescher FC nächstes Jahr noch in der 3. Liga spielt, ist ungewiss. Machbar ist der Klassenerhalt nur, wenn die Hallenser als Mannschaft auftreten und ihren einverleibten Attributen (Kampf und Einsatzreitschaft) Folge leisten. Als Mutmacher dient die bisher gelungene Saisonvorbereitung und der Fakt, dass man mit Leipzig und Kiel zwei Mannschaften auf Drittliga-Niveau hinter sich lassen konnte.