Preußen Münster: Desillusion nach Aalen-Klatsche

Der Samstagnachmittag bot für Fans des SC Preußen Münster nicht mehr und nicht weniger als einen harten Schlag ins Kontor: Ihre Mannschaft zeigte eine Leistung, von der viele dachten, dass sie unter Trainer Marco Antwerpen der Vergangenheit angehören würde. Münster, das so überzeugend gestartet war, ließ beim 1:4 alles vermissen, was in der 3. Liga benötigt wird. Die Stimmung droht frühzeitig zu kippen.

Ehrfürchtig dem Gastgeber zugeschaut

Sechs Spieltage lang lieferten die Adlerträger wenige Gründe, an ihrer Stärke zu zweifeln. Da war der starke Saisonstart mit der Krönung, dass der SCP gleich zwei Spieltage lang von der Tabellenspitze grüßte. Dass mit diesen Siegen die Ansprüche nicht in den Himmel wachsen dürfen, wusste man an der Hammer Straße – der Kader ist qualitativ und vor allem in der Breite nicht so besetzt, als dass ein ernsthafter Angriff auf die Tabellenspitze vorgenommen werden kann. Als am fünften Spieltag dann der VfL Osnabrück mit 3:0 über die Preußen herzog, war das Ergebnis deutlicher als das Spiel, in dem der SCP gute Gelegenheiten seinerseits ausließ. Und auch aus der 0:1-Heimpleite gegen den KFC Uerdingen konnte Schwarz-Weiß-Grün zumindest eine Stunde lang auch Positives ziehen, ehe spät ein Leistungseinbruch erfolgte, der auch bestraft wurde.

Die Auswärtsfahrt zum VfR Aalen bot hingegen Angst und Schrecken. Nur in den ersten Minuten des Spiels wehrte sich der SC Preußen so richtig, danach kam er über vereinzelte Angriffe nicht mehr hinaus. Er sah zugegeben großartige Angriffe der Gastgeber über sich ergehen, die einen bärenstarken Tag erwischten und mit Kombinationen aufwarteten, die nicht in die 3. Liga gehören. Staunend schaute die Defensive zu, Kapitän Simon Scherder sprach nach Abpfiff reichlich ernüchternd über die eigene Leistung. Man habe alles vermissen lassen, die Basistugenden nicht abgerufen.

Geleitschutz beim Gegentreffer

Am deutlichsten wurde das beim 0:2 nach nicht einmal einer halben Stunde Spielzeit, als Nicolas Sessa für den heimischen VfR am eigenen Sechzehnmeterraum den Ball eroberte, den Turbo anschmiss, unter Geleitschutz der Preußen über das gesamte Feld marschierte, mit einer kurzen Täuschung auch Scherder stehenließ und sein Solo mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte krönte. Ein Tor für jeden Drittliga-Saisonrückblick, und noch dazu eines, das jegliche Ambitionen des SCP an diesem Nachmittag auf einen Schlag vernichtete. Zur Pause wählte Trainer Antwerpen zwei Wechsel, die nicht jeder nachvollziehen konnte: Er brachte Innenverteidiger Borgmann für Mittelfeldmann Rodrigues-Pires und tauschte seine Rechtsverteidiger aus. Formell war es die Rückkehr zur Dreierkette, allerdings auch keine zusätzliche Torgefahr, die es für eine Spielwendung wohl gebraucht hätte.

Wie auch immer: Sein Plan war ohnehin Sekunden später über den Haufen geworfen, als Marcel Bär das 3:0 für Aalen kurz nach dem Wiederanpfiff erzielte und sich Preußen Münster endgültig seinem Schicksal ergab. Das 1:3 durch Rufat Dadashov bedeutete immerhin den ersten Treffer der Preuße auf der Ostalb im fünften Anlauf, hätte den Nachmittag aber unnötig beschönigt – daher legte der VfR kurzerhand mit Sitzfußball das 4:1 in der Schlussminute nach, und der Sportclub fuhr maximal bedient nach Hause. Defensiv anfällig, offensiv weitestgehend harmlos: Es war die deutlichste, vernichtendste Pleite seit Oktober 2017, als Münster unter Benno Möhlmann in Wiesbaden mit 2:6 abgewatscht worden war. "Ich bin mega enttäuscht", gab Antwerpen auf der Pressekonferenz nach Abpfiff zu Protokoll.

Fragen vor dem kommenden Heimspiel

Nun gibt es jede Menge aufzuarbeiten für Antwerpen und Co., die mit der dritten Niederlage in Folge hart auf dem Boden aufgeprallt sind. Erinnerungen an das Vorjahr werden wach, in dem die Westfalen ebenfalls gute erste Spieltage abgeliefert hatten und dann mächtig einbrachen – Abstiegskampf war im Spätherbst und Winter die Folge. Wie stark ist der unter schwierigen finanziellen Bedingungen zusammengestellte Kader wirklich? Hält die gute Stimmung im Kader, die seit Jahresbeginn vorherrscht, dieser Belastungsprobe stand? Am Freitag empfängt Preußen Münster die fünffach sieglosen Aufsteiger aus Cottbus. Dann muss der SCP abliefern.

   
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