Pisot: Finanziell unabdingbar, sportlich ein herber Verlust

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, nein, der Schock am Dienstagmorgen im Umkreis des VfL Osnabrück: Der 3:2-Sieg über den 1. FC Magdeburg würde das letzte Spiel von Abwehrchef David Pisot gewesen sein, er wechselt mit sofortiger Wirkung zu den Würzburger Kickers in die 2. Bundesliga. Ein Wechsel, der aus finanzieller Perspektive für den VfL unumgänglich erscheint, aber sportlich nicht zu kompensieren ist. Ein Kommentar.

Kaum jemand kann Pisot den Wechsel verübeln

Da geht er also, heimlich, still und leise. Niemand wusste von den urplötzlich konkreten Wechselabsichten eines David Pisot, und dennoch kann es ihm kaum jemand so recht übelnehmen. Nach insgesamt vier durchweg erfolgreichen Jahren beim VfL Osnabrück, in dem sein Stammplatz ohne Anlaufzeit garantiert war und zu keinem Zeitpunkt angefochten wurde, orientiert er sich neu und sucht das Abenteuer in der 2. Bundesliga. Im Alter von nunmehr 29 Jahren kann ihm diesen Wunsch niemand absprechen, seine Tauglichkeit für diese Spielklasse hat er schließlich nicht nur als souveräner Führungsspieler bei den Niedersachsen unter Beweis gestellt: Für den FC Ingolstadt und den SC Paderborn absolvierte der gebürtige Karlsruher schließlich schon 40 Zweitliga-Spiele, Neuland ist diese Liga für ihn nicht. Er wird sich diesen Schritt wohlüberlegt und auch abgewogen haben, wie groß die Chancen mit dem VfL Osnabrück im Vergleich zum direkten Wechsel stehen.

Vertrag bis 2017 bedeutet letzte Möglichkeit, das Tafelsilber zu verkaufen

David Pisot war Identifikationsfigur bei den Lilaweißen, er war der Chef im Ring – zumindest in der Defensive. Kapitän war er zwar nicht, das überließ er den anderen. Doch an ihm vorbei fand kaum jemand, weder von seinen Gegenspielern noch von den eigenen Leuten. Keinesfalls lässt ihn Osnabrück hier und heute gerne ziehen, und doch wird anhand dieser Personalie deutlich: Im Süden Niedersachsens ist man auf die Summe angewiesen, die die Würzburger Kickers bereit sind, zu zahlen. Sein Vertrag wäre im kommenden Sommer ausgelaufen, spätestens dann hätte sich bei anhaltend konstanter Leistungs- und Formkurve mit Sicherheit ein Zweitligist bei Pisot gemeldet. So streicht der VfL Osnabrück immerhin noch einen branchenüblichen Betrag ein, der sich im niedrigen sechsstelligen Rahmen befinden dürfte. Geld, das jederzeit benötigt wird an der Bremer Brücke – und das längst nicht nur, um einen gleichwertigen Ersatz zu finden.

Mit Pisot fehlt das größte Puzzleteil der VfL-Defensive

Denn das wussten und wissen rund um die osnatel-Arena alle Beteiligten: Ohne einen halbwegs adäquaten Ersatz kann die Erfolgsgeschichte schon wieder bröckeln, die ein guter Saisonstart aufbauen sollte. Tobias Willers verlor nicht umsonst seinen Stammplatz, er wirkt im Vergleich zu Pisot trotz ähnlicher Erfahrung deutlich unsicherer, streut immer wieder Fehler ein. Der junge Anthony Syhre wirkte bisher neben Pisot souverän, aber kann er dies bestätigen, wenn ihm ein neuer Nebenmann gestellt wird? Wer auch immer nun zum VfL Osnabrück gelotst wird: Die Eingespieltheit in der Defensive ist zunächst hinüber, dort liefen bei David Pisot die Fäden zusammen. Während dieser nun gemeinsam mit seinem alten VfL-Kollegen Sebastian Neumann das Abenteuer 2. Bundesliga wagt, stehen damit auch den Lilaweißen abenteuerliche Tage bevor: Die Suche nach einem Ersatz, der Pisots Fehlen irgendwie kompensieren kann, wird gewiss nicht leicht werden.

 

   
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