Nur 2 Siege in 10 Spielen: Trainerfrage beim FCC?!

"Im Fußball baut man dir schnell ein Denkmal, aber genauso schnell pinkelt man es an", stellte Trainerlegende Hans Meyer einst sachlich fest. Das klingt zwar ein wenig melancholisch, vielleicht sogar wehmütig, aber so läuft das nun mal im Fußball. Wenn du gewinnst, fragt kein Mensch wieso, weshalb, warum? Alle erfreuen sich schlicht der Siegesserie und dem mannschaftlichen Erfolg, sind entspannt und zufrieden und hoffen vielleicht sogar, dass es möglichst ewig so weitergehen wird – zumindest lange genug, um das Saisonziel sicher erreichen zu können. Wenn du deine Spiele aber verlierst und sich nicht mal aus Mitleid oder purem Zufall ein Sieg dazwischen mogeln will, dann hast du ein Problem! Dann hängt man dir blitzschnell die totale Unfähigkeit an und dabei ist völlig egal welche Dienste du dem Verein erwiesen hast oder welche Position im Verein du einnimmst. Dann stehst du im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit.

Links die Presse, rechts die Fans – und jeder hat es auf dich abgesehen. Wenn du deine Spiele verlierst, dann bist du besser nicht der Trainer. Aus einem seltsamen Grund ist der Trainer schon seit je her der Erste, der verantwortlich gemacht wird, wenn es nicht läuft – als würde schon im Arbeitsvertrag stehen, dass er bei Misserfolg auch das Amt des Sündenbocks zu bekleiden hat. Erst viel später werden bei anhaltendem Misserfolg und drohendem Unheil (Abstieg?) woanders Köpfe gesucht, die rollen sollen, z.B. im Präsidium oder innerhalb der Mannschaft. Die Putzfrau erwischt es dabei in der Regel zuletzt.

Akzeptiert man aber die Tatsache, dass auf dem Rummelplatz des Misserfolgs nun mal das Trainerkarussell das erste ist, welches sich zu drehen beginnt, dann dürfte man als interessierter Beobachter zur Zeit ziemlich gespannt nach Jena schauen und sich fragen, wann dort wohl die ersten kreisenden Bewegungen zu verzeichnen sein werden.

Aus dem Fanlager wird eigentlich schon seit seiner Verpflichtung auf Jürgen Raab geschossen, da er in Jena eine Vorgeschichte hat und deshalb jeder, der halbwegs etwas darüber weiß, aus seiner persönlichen Meinung ein Qualitätsurteil mit Gütesiegel macht. Sei es drum. Aus Richtung des Präsidiums und auch der Presse wird jedenfalls noch kein Druck auf Jürgen Raab ausgeübt; und selbst wenn muss man sich fragen, wie viele Möglichkeiten zu reagieren der Verein überhaupt hat. Ist eine Trainerentlassung überhaupt möglich? Praktisch geht das ganz einfach: man beurlaubt den Trainer, sondiert den Markt und verpflichtet einfach den Supercoach, der die Mannschaft aus dem Tabellenkeller führen und am Ende sogar noch um den Aufstieg mitspielen lassen wird. Mit so was kennen wir uns in Jena aus, schließlich haben wir das in den letzten 5 Jahren ein gefühltes Dutzend mal gemacht. Wir haben sogar schon mal einen Trainer wieder geholt, den wir erst 2 Monate vorher entlassen haben, aber das ist eine andere Geschichte.

Für diesen lebensrettenden Schachzug benötigt man aber Geld, da man ja den entlassenen sowie den neuen Trainer bezahlen muss. Dass das in Jena zurzeit finanziell zu bewerkstelligen wäre, lässt sogar den größten Optimisten zweifeln. Allein dieser Umstand lässt die Trainerfrage vermutlich in weite Ferne rücken.

Auf der anderen Seite muss man sich fragen, ob ein Trainerwechsel beim FC Carl Zeiss Jena überhaupt notwendig ist, aber über diese Thematik würden sich vermutlich sogar Verwandte ersten Grades bis aufs Messer streiten, daher werde ich mich hüten einen Versuch zu unternehmen eine Antwort darauf zu finden. Das einzige was ich dazu wiedergeben kann, ist meine eigene, bescheidene Meinung: ja, es wäre nötig. Aber genauso wäre es nötig, die Mannschaft auf einigen Positionen besser zu besetzen oder Verantwortliche im Verein auszutauschen. Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass Jürgen Raab Trainer bleiben sollte und zwar dauerhaft. Ob damit der Erfolg zurückkehrt, kann ich nicht sagen, aber für andere Experimente in dieser Richtung gibt es einfach kein Geld. Und aus meiner Sicht, ist nie allein der Trainer für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich, sondern immer der gesamte Verein. Und so wird den Protagonisten in Jena nichts anderes übrig bleiben als sich auf ihre Stärken zu besinnen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um so die Serie der Niederlagen zu brechen und das Saisonziel Klassenerhalt so früh wie möglich zu sichern.

Und dabei sollte besonders viel Vertrauen in den Trainer gesetzt werden, denn es entscheiden nicht immer die herausragenden Eigenschaften eines Trainers, das wusste schon Hans Meyer: "Ich kann die Taktik noch so geschickt wählen, die Spieler noch so gut motivieren, noch so perfekt trainieren: Wenn wir vier Mal nacheinander verloren haben, wenn Dich der Vorstand nicht mehr grüßt, wenn die Mannschaft in Grüppchen zerfällt, wenn im Umfeld das Hauen und Stechen beginnt, wenn alle sich gegenseitig nur noch Schuld zuweisen, dann hilft dem Trainer keine seiner Fähigkeiten, sondern nur noch ein Sieg."

   
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