Neudecker über Krise von 1860 München: "Es ist kein Kopfproblem"
1860 Münchens Sinkflug in der Tabelle sorgt bei den Löwen für wachsende Unruhe. Fans und Öffentlichkeit sind bis zum Spiel am Samstag beim SC Verl vom Training ausgeschlossen und sämtliche geplante Interviews gestrichen. Intern gehen die Meinungen über die Ursachen für die Misere von inzwischen schon vier Begegnungen ohne Sieg (drei Punkte) auseinander.
"Jeder merkt, was er falsch macht"
Im Gegensatz zu Trainer Michael Köllner jedenfalls führt Spielmacher Richard Neudecker die Negativserie mit der 0:2-Heimpleite am vergangenen Samstag gegen den zuvor sieglosen FSV Zwickau und dem Sturz auf Rang 13 als Tiefpunkt nicht auf eine "Kopfsache“ zurück. "Ich denke nicht, dass es ein Kopfproblem ist", sagte der 24-Jährige in einem der letzten genehmigten Pressegespräche der "tz": "Klar fehlt uns im Moment das Selbstbewusstsein und sind wir niedergeschlagen. Aber es ist jetzt nicht so, dass die Mannschaft sagt: 'Hey, wir sind besser als alle anderen und wollen es spielerisch lösen'. So ist es nicht.“
Aus Neudeckers Sicht geht die Mannschaft vielmehr angemessen selbstkritisch mit der schwierigen Situation um. "Es ist auch auf gar keinen Fall so, dass wir mit dem Finger woanders hinzeigen, sondern jeder schaut selbst in den Spiegel, jeder merkt, was er falsch macht – und das versuchen wir jetzt, als Team wieder auszubügeln", berichtete das zurückgekehrte Löwen-Eigengewächs aus dem Innenleben des Teams.
Den zuletzt unüberhörbaren Unmut der Fans hält Neudecker weitgehend nicht für angebracht. "Klar tut das weh, wenn sie schreien, dass sie uns nicht kämpfen sehen. Ich glaube aber, dass wir keine Mannschaft sind, die arrogant oder überheblich auftritt, sondern eine Mannschaft, bei der es gerade nicht läuft.“ Als Beleg für seine Einschätzung nannte der Mittelfeldspieler gerade den Verlauf des Duells mit Zwickau: "Die schießen einmal aufs Tor und machen das Ding rein – wir nicht, das ist im Moment der Fehler. Am Ende ist es einfach Scheiße."
Abstiegskampf? "Sind noch ganz am Anfang der Saison“
Neudecker erhofft sich von einer Rückbesinnung auf Basics die Rückkehr früherer Leichtigkeit und damit auch des Erfolgs. Eine Verwicklung in den Abstiegskampf befürchtet der frühere Niederlande-Legionär jedenfalls nicht: Hilfreich wäre, "wenn man die einfachen Dinge macht – alle zusammen. Ich nehme mich da nicht aus. Wir sind noch ganz am Anfang der Saison, da macht ein Sieg ganz viel aus".
Zum herbeigesehnten Erfolg in Verl soll im Idealfall auch Angreifer Marcel Bär nach offenkundig vollständig auskurierter Schulterverletzung beitragen. Nachdem Köllner gegen Zwickau den Ex-Braunschweiger noch keinem Risiko aussetzen wollte, stehen bei 1860 nach Einschätzung der "Abendzeitung" die Zeichen derzeit auf ein Comeback des 29-Jährigen.