Neidhart: "Statue direkt vor dem Stadion wäre schön"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Meppens Trainer Christian Neidhart über das Aufstiegsrennen, die neue Defensivstärke, Top-Scorer Deniz Undav und ein Denkmal für ihn im Falle eines Aufstiegs.
"Wenn man oben steht, fängt das Kopfkino an"
liga3-online.de: Der jüngste 1:0-Erfolg gegen Spitzenreiter MSV Duisburg war der dritte Sieg aus den letzten vier Spielen, dadurch rückte der SV Meppen auf Platz vier vor. Langsam, aber sicher gehört der SVM zu den Aufstiegskandidaten, Herr Neidhart!
Christian Neidhart: Ist das so? (lacht) Mit Blick auf die Tabelle kann ich Ihre Ansicht durchaus verstehen. Aber es geht in der 3. Liga nun einmal auch immer sehr schnell. Nach unserem Stolperstart ins neue Jahr mit den beiden unglücklichen Niederlagen gegen Mannheim und Chemnitz (0:1 und 1:2, Anm. d. Red.), hat mancher Experte uns schon wieder weit unten gesehen. Und jetzt sollen wir auf einmal wieder ein Aufstiegskandidat sein? Das ist schon komisch. (lacht) Wir spielen insgesamt eine Top-Saison und sind auf einem guten Weg, unser Ziel zu erreichen. Es lautet, auf einem einstelligen Tabellenplatz zu landen – das kann ja am Ende vieles bedeuten.
Was war zuletzt gegen Duisburg der Schlüssel zum Erfolg?
Es war wie immer in der 3. Liga: Kleinigkeiten haben über Sieg und Niederlage entschieden. Bevor wir das Tor erzielten, hatte auch der MSV die große Chance, in Führung zu gehen. So waren wir in einer ansehnlichen Drittligapartie zwischen zwei offensivstarken Mannschaften das Team mit dem Quäntchen mehr Glück. Unter dem Strich denke ich aber, dass der Sieg in Ordnung geht. Wir haben einer hervorragenden Kulisse ein gutes Spiel geboten.
Es fällt auf, dass Ihr Team vor allem defensiv stark ist, nachdem es in der Hinserie viele torreiche Begegnungen gab. Alle drei jüngsten Siege holte der SVM zu Null. Lag auf der Defensivarbeit in der Wintervorbereitung der Fokus?
Eigentlich gar nicht. Wir haben vor allem daran gearbeitet, wie wir gegen tiefstehende Gegner mehr Chancen kreieren. Außerdem ging es darum, neben dem Umschaltspiel auch das Ballbesitzspiel besser zu beherrschen. Aber klar: Weniger Gegentore zu kassieren, ist immer ein Ziel. Wir sind froh, dass wir derzeit defensiv so stabil stehen und wollen in den nächsten Wochen daran anknüpfen.
Im Thesen-Interview im November hatten Sie noch über Eine Top-Vier-Platzierung und Aufstiegsambitionen gescherzt, nun mischt Meppen tatsächlich ganz oben mit. Jetzt wollen Sie dort sicher auch bleiben!
Logisch, oben ist es schöner als unten! (lacht) Ob wir es schaffen, in dieser Tabellenregion zu bleiben, wird auch mit unserem Kopf zu tun haben. Duisburgs Trainer Torsten Lieberknecht hat es am Wochenende schon gesagt: Wenn man oben steht, fängt das Kopfkino an. Wir dürfen nicht zu weit in die Zukunft schauen und uns mit Eventualitäten beschäftigen. Der Fokus muss einzig und allein auf den kommenden Aufgaben liegen. Ansonsten kann es schneller bergab gehen, als man gucken kann.
"Das ist nicht selbstverständlich"
Sollte Meppen im Mai wirklich aufsteigen, würde viele Fans Ihnen sicherlich ein Denkmal bauen. Was hätten Sie gern für eines?
Eine Acht-Meter-Statue direkt vor dem Stadion wäre schön. (lacht) Spaß beiseite: Es ist im Fußball-Geschäft nicht alltäglich, dass man so lange bei einem Verein tätig sein darf. Ich bin nun seit 2013 beim SV Meppen und der Klub schenkt meinem Trainerteam und mir großes Vertrauen. Auch in Phasen, in denen es nicht so gut lief, wurde in der Vergangenheit nicht an unserer Arbeit gezweifelt. Das ist nicht selbstverständlich und dafür sind wir dankbar. Mit kontinuierlicher Entwicklung und der regelmäßigen Zusammenstellung eines konkurrenzfähigen Kaders – was bei unserem vergleichsweise geringen Etat nie einfach ist – geben wir für dieses Vertrauen etwas zurück. Auch diese Saison ist es uns wieder gelungen, Abgänge zu kompensieren und adäquat zu ersetzen.
Ihre "Lebensversicherung" heißt Deniz Undav. Mit 14 Toren und 10 Vorlagen ist er der beste Scorer der 3. Liga. Was macht ihn so stark?
Deniz spielt eine Wahnsinns-Saison. Er ist um den Strafraum herum sehr stark und macht Bälle immer wieder fest, indem er – wie man so schön sagt – "seine Kiste dazwischenhaut". (lacht) Außerdem bindet er die Außenspieler regelmäßig gut ins Spiel ein und er ist variabel genug, um verschiedene Wege zum Torerfolg zu finden. Deniz ist ein Unterschiedsspieler, der auch einfach einen Lauf hat.
Ist er im Sommer überhaupt zu halten – selbst bei einem sensationellen Aufstieg?
Dass Deniz Begehrlichkeiten bei Zweit- und Drittligisten weckt, ist normal. Steigen wir tatsächlich auf, stehen die Chancen aber denke ich nicht schlecht, dass Deniz bleibt. Dann haben wir sozusagen alle vier Asse selbst in der Hand. Setzt sich unser Weg in der 3. Liga fort, wird es schwer, einen so hochkarätigen Stürmer zu halten.
Samstag geht es mit der Partie beim 1. FC Kaiserslautern weiter. Ob Sie es wollen oder nicht: Meppen reist als Favorit in die Pfalz!
Vom Gegenteil werde ich Sie jetzt sicher nicht überzeugen können, wenn der Tabellenvierte beim 13. spielt. (lacht) Bei Kaiserslautern ist einmal mehr viel los. Nach einer Top-Wintervorbereitung war ich eigentlich davon überzeugt, dass der FCK durchstarten und viele Plätze klettern wird. Doch bis jetzt warten die Lautrer immer noch auf ihren ersten Sieg im neuen Jahr. Dass zusätzlich zur sportlichen Krise mit der Causa Gerry Ehrmann ein Nebenschauplatz geschaffen wurde, war sicher nicht förderlich. Dennoch war der FCK zuletzt auf einem guten Weg und hatte Waldhof Mannheim beim 1:1 im Derby am Rande einer Niederlage. Man muss es auch mal so sehen: Zuhause hat der FCK in der 3. Liga seit fünf Spielen nicht verloren. Ich möchte also nicht unbedingt davon sprechen, dass wir Samstag großer Favorit sind.