Nachspielzeit 1. Spieltag: Dreifacher Janjic und Weißbier in Hessen

Endlich wieder Fußball! Am Freitag startete die neue Profifußball-Saison 2012/2013 mit dem Start der 3. Liga. Endlich wieder Bratwurst-, Bier- und Stadiongeruch, endlich wieder Emotionen pur und uneingeschränkte Unterstützung für das eigene Teams. Auch unsere wöchentliche "Nachspielzeit" geht in ihre neue Saison und wartet mit ihrer Premiere für die neue Spielzeit auf. Dieses Mal geht es unter anderem um Dotchevs glückliches Händchen, Weißbier in Hessen und den dreifachen Janjic.

Wacker Burghausen vs Preußen Münster (0:2) – Dotchevs glückliches Händchen

Unter dem neuen Trainer Georgi Donkov soll die Mannschaft von Wacker Burghausen an die guten Leistungen der letzten Saison anknüpfen. Doch das Debüt des Ex-Bundesligaspielers misslang, Dimitrij Nazarov und Matthew Taylor trafen für die Preußen. Donkov, mit einer Frisur, die etwas an jene von Marco Reus erinnert, schickte drei Neuzugänge (Freiberger, Kulabas und Aschauer) auf den Platz. Sein Gegenüber Pavel Dotchev setzte gleich auf vier neue Spieler (neben den beiden Torschützen noch Bischoff und Schöneberg). Unter dem Strich ist der Sieg mehr als verdient, denn lediglich 15 starke Burghauser Minuten waren zu wenig, um den Saisonauftakt erfolgreich zu gestalten.

SV Darmstadt 98 vs SpVgg Unterhaching (0:0) – Auch in Hessen gibt es Weißbier

Zu der Partie selbst bleibt nicht viel zu kommentieren: Sie wird höchstwahrscheinlich sehr schnell in Vergessenheit geraten, mangelte es doch an vielem, was ein attraktives Fußballspiel ausmacht, wie zum Beispiel den hochkarätigen Torchancen oder flüssigen Kombinationen. Glücklicherweise rettet Unterhachings Präsident Manfred Schwabl die Story zu diesem Match: Nach der Pressekonferenz genehmigte sich dieser erst einen Café bevor er und sein Trainerteam Schromm und Baum drei Weißbier orderten. Schwabls lapidarer Kommentar (im breitesten Münchener Dialekt): „Jetzt werden wir mal sehen ob Ihr hier in Hessen auch Weißbier brauen könnt.“ Dem ersten großen Schluck folgte ein „Passt schon“ und das Weißbierglas wanderte wieder zurück neben den Cafébecher. Ein Bild für die Götter.

Hallescher FC vs Kickers Offenbach (1:0) – Torkamera allez

Profifußball wurde in Halle allem Anschein nach sehnsüchtig erwartet: Über 10.000 Zuschauer verfolgten den hart erkämpften 1:0 Erfolg gegen den OFC. Allerdings erzielte Nicolas Feldhahn in der Nachspielzeit noch den Ausgleich, welchem Schiedsrichter Christian Dietz aber die Anerkennung verwehrte. Stichwort Torkamera bzw. Chip im Ball – auch die dritte Liga würde von dieser Entscheidung profitieren. Kickers-Trainer Arie van Lent zeigte sich aber als fairer Verlierer, der den Hallensern zu ihrem Sieg gratulierte. Die Anhänger des OFC hoffen darauf, dass die stetige Unruhe um die Vereinsführung sowie die Insolvenzgerüchte die Mannschaft kalt lassen und am nächsten Spieltag gegen den VfB Stuttgart II eine bessere Leistung zeigen wird. Der KSC wiederum darf sich vermutlich auf viele Gästefans aus Sachsen-Anhalt (Randnotiz: Halle und Karlsruhe sind Partnerstädte) freuen – die Aufstiegseuphorie rund um den HFC ist omnipräsent.

Arminia Bielefeld vs Alemannia Aachen (1:1) – Start in eine erfolgreiche Saison?

Am 9. Spieltag der Saison 2006/07 trafen diese beiden Clubs noch in der Bundesliga aufeinander. Vor 23.500 Zuschauern fertigte die Arminia die Aachener mit 5:1 ab. Nun, sechs Jahre später, zwei Spielklassen tiefer, verfolgten dieses Spiel noch etwa halb so viele Fans. 12.110 Besucher sahen ein umkämpftes und streckenweise packendes Auftaktmatch in die neue Spielzeit. Beide Clubs wollten ihren Anhängern unbedingt einen Sieg schenken, doch stand am Ende ein 1:1 auf der Anzeigetafel. Hille erzielte das 1:0, Thiele besorgte den Ausgleich in der zweiten Hälfte. Die Alemannia startete mit sechs Neuzugängen und bewies den Bielefeldern, dass man auch mit einer Mannschaft im Umbruch eine gute Leistung zeigen kann. Vor Jahresfrist erwischten die Ostwestfalen einen Horrorstart, nachdem ein radikaler Schnitt vollzogen wurde. Arminiatrainer Krämer stellte diesmal mit Stefan Salger nur einen neuen Spieler in die Startelf. Ist dies eventuell für beide Teams und ihre leidgeprüften Fans der Start in eine ruhigere bzw. erfolgreiche Saison? Die gezeigten Leistungen jedenfalls stimmen positiv.

SV Wehen Wiesbaden vs Rot-Weiß Erfurt (3:1) – Janjic, Janjic, Janjic

Mitte der vergangenen Septembers war das Kapitel Wehen-Wiesbaden für Zlatko Janjic eigentlich schon beendet: Der damalige Trainer Gino Lettieri suspendierte den Offensivspieler aufgrund „Disziplinlosigkeiten“ vom Spiel- und Trainingsbetrieb der ersten Mannschaft. Ein mit den Fingern gezeigtes „A“, das die Solidarität mit dem kurz zuvor suspendierten Teamkollegen Martin Abraham brachte das buchstäbliche Fass zum Überlaufen. Doch schon damals gab Janjic nicht auf und wartete ab. Tatsächlich wurde er im Januar 2012 begnadigt und erzielte direkt in seinem ersten Spiel gegen Werder Bremen II die 1:0 Führung (das Match endete 1:1). Insgesamt traf er danach noch sieben Mal und verhinderte, dass sein Verein zu nahe an die Abstiegsplätze heranrutschte. Nun schoss dieser Janjic drei Tore gegen Rot-Weiß Erfurt, drehte somit die Partie und bescherte dem SVWW einen erfolgreichen Start in die neue Spielzeit. Genie und Wahnsinn liegen bei manchen Menschen eben nahe beieinander.

Chemnitzer FC vs SV Babelsberg 03 (1:0) – Aufstiegsheld Förster ist wieder da

Schon nach 9 Minuten gelang der Nummer 10 des CFC, was in der letzten Saison 1412 Minuten dauerte – ein Tor. Nagte diese Torlose Zeit sehr an dem jungen Stürmer, der in der Aufstiegssaison noch 25 Treffer erzielte, konnte er nun schon nach kurzer Zeit jubeln. Der CFC vergab viele Gelegenheiten, hätte eigentlich noch zwei bis drei Tore mehr erzielen müssen. Auf der anderen Seite monierte Trainer Gerd Schädlich die vielen zugelassenen Chancen, welche die Babelsberger allerdings ihrerseits ebenfalls nicht zu nutzen wussten. Die Dresdener Neuzugänge Maik Kegel und Sascha Pfeffer machten einen guten Eindruck. Die Fans der Himmelblauen können guten Mutes sein, wieder eine entspannte Saison zu erleben.

VfL Osnabrück vs Borussia Dortmund II (2:0) – Es lebe der Fußball

Zum Spiel ist kurz alles erzählt: Der VfL sehr effektiv, machte aus wenigen Chancen viel. Die Neuzugänge Gaetano Manno und Simon Zoller erzielten die Tore für die Mannschaft von Trainer Pele Wollitz, der engagiert wie eh und je an der Seitenlinie „coachte“. Nun zum Interessanteren Aspekt der Partie: 11.700 Zuschauer, davon über 1000 aus Dortmund verfolgten das Spiel – teilweise in einer Stimmung, die Gänsehaut verursachte. Respekt an beide Fanszenen, so darf es gerne weitergehen, so macht Fußball Spaß!

VfB Stuttgart II vs 1.FC Saarbrücken (0:1) – Der FCS 2.0

Vor über 800 mitgereisten Saarbrückern gewann der FCS sein Auftaktmatch bei der Zweitvertretung des VfB Stuttgart. Marcel Ziemer erzielte das Tor des Tages, verletzte sich allerdings während des Spiels. Trainer Luginger urteilte nach dem Spiel: Letzte Saison hätten wir so ein Spiel noch aus der Hand gegeben, hier kann man unsere Entwicklung beobachten.“ Wenn diese Entwicklung immer drei Punkte sichern kann – willkommen FCS 2.0

Hansa Rostock vs Stuttgarter Kickers (2:1) – Lehrgeld aus Stuttgart

Der Aufsteiger aus Stuttgart zeigte eine beachtliche Leistung, doch reichte es am Ende nicht zum eigentlich verdienten Lohn. Der Führung durch Grüttner folgte der Geniestreich von Denis Berger, der einen Freistoß direkt verwandelte. In der Folgezeit hatten die Kickers die nochmalige Führung auf dem Fuß, diese erzielte jedoch Johan Plat in der 85. Minute für Hansa. Während Wolfgang Wolf in jenem Plat „den neuen Mintal“ sieht, sollte sich Kickers-Trainer Schuster nicht allzu sehr grämen – Lehrgeld muss jeder Aufsteiger früher oder später bezahlen (siehe BVB II).

1.FC Heidenheim vs Karlsruher SC (2:2) – Was eine Aufregung…

Das mit Abstand aufregendste Match fand in Heidenheim statt. Neben der Stimmung stimmte auch die Qualität des Geschehens auf dem Rasen. Zwei wunderschöne Freistöße von Karlsruhes heißbegehrtem Mittelfeldjuwel Hakan Calhanoglu wurden durch wiederum einen Freistoßtreffer durch Marc Schnatterer und einem Last- Minute-Tor von Dennis Malura egalisiert. Zwischendurch gab es Kampf, Kombinationen und Lattenschüsse zu bewundern, das alles vor 9200 Zuschauern. Bei diesen Zahlen, über den Spieltag verteilt, kann man die Empörung der Vereinspräsidenten über die Ungerechtigkeit der Verteilung der Fernsehgelder verstehen. Diese Liga ist attraktiv und jedes Match wie jenes zwischen Heidenheim und dem KSC tragen zu dieser Attraktivität bei. Dieser Meinung wird sicherlich auch Marc Schnatterer sein, der auch etliche Minuten nach dem Schlusspfiff noch dermaßen unter Strom stand, dass er erst im Höchstempo seine Antworten im Interview herunterratterte, bevor er sich selbst stoppte: „Ich höre jetzt besser auf zu reden und muss erstmal runterkommen.“ Manchen Zuschauern ging es sicherlich ähnlich…

Gewinner des Spieltages

Hier sind mehrere zu nennen: Die Fans, die Mannschaften, die Vereine – es geht wieder los!

Verlierer des Spieltages

Fällt heute mal aus – es geht wieder los!

   
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