Nach Scherbenhaufen: Die Vase Arminia nimmt wieder Gestalt an
Arminia Bielefeld, vor einiger Zeit noch die Lachnummer des deutschen Fußballs, bekannt für schnelle Abstiege und noch schnellere Vertragsauflösungen, ist wieder auf dem besten Weg seinen Ruf zu rehabilitieren. Der Saisonstart kann mit recht als gelungen bezeichnet werden, schaffte man doch in den ersten fünf Ligaspielen drei Siege und zwei Unentschieden. Getoppt wird das Ganze nur noch durch den 3:1-DFB-Pokalerfolg gegen den ostwestfälischen Nachbarn aus Paderborn. Die Mannschaft scheint sich gefunden zu haben und ist inzwischen auch in der Lage Spiele zu gewinnen, die man nicht dominiert. Eine der Fähigkeiten, die ein erfolgreiches Team in der 3. Liga ausmachen.
Wer sind die Väter des Erfolges?
Stefan Krämer, Cheftrainer: Vor eineinhalb Jahren noch Trainer beim Oberligisten SV Roßbach/Verscheid und inzwischen der neue Messias in Bielefeld. Er identifiziert sich mit dem Verein und lebt beziehungsweise liebt den Fußball. Sein sportliches Vorbild ist der legendäre Walerij Lobanowskyj und demzufolge gehört die 4-4-2 Formation, neben dem 4-1-4-1 auch zu seinen Lieblingsaufstellungen. Seine Spielanalysen sind meist zu 100% treffend und wenn Fehler gemacht wurden, gibt er diese auch ohne Umschweife zu. Eine Fähigkeit, die leider nur wenige professionelle Fußballtrainer besitzen.
Samir Arabi, Sportdirektor: Nach dem erfolglosen Beginn der vorherigen Saison, mehrten sich bereits die Stimmen, dass man mit der Verpflichtung des Chefscouts von Alemannia Aachen als Sportdirektor mal wieder falsch gelegen hätte. Arabi blieb ruhig, vertraute auf seine Transfers und wird inzwischen für dieses Vertrauen belohnt.
Marcus Uhlig: Vom Pressesprecher, Teammanager über Geschäftsführer und gern gesehener Co-Radiomoderator beim Livestream-Radio des Supporters Club. Irgendwo gibt es immer etwas zu tun – dort muss man auch nicht lange nach Marcus Uhlig suchen. Er hat inzwischen sogar eine Fan-Seite auf Facebook.
Das Präsidium, welches durch ruhige und ausgezeichnete Arbeit auffällt, besteht aus drei Personen:
Dr. Jörg Zillies, Präsident. Der promovierte Pharmazeut hat viel Erfahrung mit finanziell angeschlagenen Vereinen. Er rettete vor etwa 10 Jahren einen Handball-Zweitligisten vor der Insolvenz, indem er ein Sanierungskonzept erarbeitete.
Prof. Dr. Hermann J. Richter, Schatzmeister. Er hat einen Lehrstuhl für BWL an der Uni Bielefeld und gilt als ausgewiesener Experte im Bereich des Controllings.
Hans Jürgen Laufer, Verantwortlicher für die Abteilungen des Clubs: Der selbständige IT-Kaufmann war bereits zwischen 2010 und 2011 Mitglied des Präsidiums und ist Gründungsmitglied des ASC (Arminia Supporters Club).
Fabian Klos überzeugt
Auch der Topscorer der Liga kommt von Arminia Bielefeld: Fabian Klos erzielte in fünf Partien fünf Tore und bereitete zwei weitere vor. Im DFB-Pokal traf er (noch) nicht, kommt aber auf zwei Torvorlagen. Dieser Erfolg weckt natürlich auch Begehrlichkeiten und so war es nicht verwunderlich, dass man zu Beginn der Woche in der "Neuen Westfälischen" lesen konnte, dass der Bielefelder Sportdirektor, alles dransetzen wird, um Klos zu behalten, dessen Vertrag zum Ende der Saison ausläuft. Erste positive Signale seitens des Spielers gab es schon.
Patrick Platins, Torwart: Er war der erste der bekanntgab, dass er Arminia Bielefeld mit in die 3. Liga begleiten wird. Zwischenzeitlich lief es für ihn sportlich und gesundheitlich nicht immer optimal, und Stefan Ortega-Moreno erhielt den Vorzug für die Position des Torhüters. Inzwischen ist er wieder Stammtorhüter und in einer ausgezeichneten Verfassung. Mit seinen überragenden Glanzparaden hat er Arminia schon den einen oder anderen Punkt gerettet.
Die Fans: Sie sind wahrscheinlich die leidgeplagtesten Anhänger ganz Deutschlands, stehen aber dennoch treu zu ihrem Verein. Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus purer Leidenschaft und ostwestfälischer Sturheit, die die Fans auch in der Krisenzeit hat ins Stadion pilgern lassen. Inzwischen werden sie wieder mit attraktivem und erfolgreichem Fußball für ihre Ausdauer belohnt.
Die ehrenamtlichen Helfer: Egal ob Verschönerung der Fassaden vor der Südtribühne, Erneuerung und Wiedereröffnung des Fan-Museums oder Umbau der "Hartalm". Beim DSC gibt es immer Leute, die aus Liebe zum Verein die Ärmel hochkrempeln und mit anpacken.
Eine echte Einheit
Stand man vor etwas weniger als zwei Jahren noch vor einem einzigen Scherbenhaufen, so wurden inzwischen etliche Scherben geklebt und die Vase "Arminia" nimmt wieder Gestalt an. Das Potenzial für Fußball auf höchstem Niveau war und ist immer noch vorhanden. Man steht im Augenblick auf dem dritten Tabellenplatz der Liga, man ist in die 2. Runde des DFB-Pokals eingezogen, das Team ist eine verschworene Einheit geworden und es herrscht seit geraumer Zeit wieder eine erträgliche Ruhe im Verein. Man kann sich sicher sein, dass man in Zukunft wieder vom DSC hören wird. Positiv.
FOTO: Benjamin Hanke