Nach dem Aufstieg: Diese Fehler darf der FCK jetzt nicht machen

1.472 Tage nach dem letzten Spiel in der 2. Bundesliga darf sich der 1. FC Kaiserslautern ab sofort wieder Zweitligist nennen. "Der schlafende Riese ist erwacht", sagte Terrence Boyd am Dienstagabend nach dem Sieg in Dresden. Damit es nicht direkt wieder runtergeht, dürfen die Roten Teufel drei Fehler jetzt nicht machen. Ein Kommentar.

Übermütig werden

Keine Frage: Ein gewöhnlicher Aufsteiger ist der 1. FC Kaiserslautern nicht. Das zeigte sich besonders bei den letzten drei Heimspielen, die jeweils fast 50.000 Zuschauern anlockten. Selbst einige Erstligisten können da nicht mithalten. Und auch was die Wucht des FCK angeht, haben die Roten Teufel sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal. Doch sportlich kommen die Pfälzer als Aufsteiger in die 2. Bundesliga. Eine Rolle, die Lautern annehmen muss. In der TV-Geld-Tabelle belegt der FCK mit rund 7,65 Millionen Euro den letzten Platz. Dass ein vermeintlich kleiner Verein wie der SV Sandhausen in der kommenden Saison rund eine Million Euro mehr kassieren wird, passt zwar nicht in das Selbstverständnis vieler FCK-Fans, ist aber nunmal Realität.

Es ist zwar legitim – im Gegensatz zum SV Sandhausen – langfristig die Rückkehr in die Bundesliga anzustreben, doch schon in der kommenden Saison davon zu träumen, ist die falsche Erwartungshaltung. Und genau diese hatte in den letzten Jahren zum schleichenden Absturz bis in die Abstiegszone der 3. Liga geführt. Wie in der nun abgelaufenen Serie gilt es, demütig zu sein. Der Klassenerhalt muss das einzige Ziel sein. Und das wird schon schwer genug: Seit der Saison 2018/19 sind sechs (!) der neun Aufsteiger direkt wieder abgestiegen. In den letzten beiden Spielzeiten erwischte es mit Braunschweig und Würzburg (2020/21) sowie Ingolstadt und Dresden (2021/22) jeweils sogar zwei Vereine. Damit dem FCK dieses Schicksal erspart bleibt, heißt es: Nicht übermütig werden.

Umbruch einleiten

Mit Marco Antwerpen den erfolgreichsten Trainer der vergangenen Jahre unmittelbar vor der Relegation zu entlassen, war eine maximal unpopuläre Entscheidung und ein ziemliches Wagnis von Sportchef Thomas Hengen. Letztlich hat sich das Risiko durch den Aufstieg aber bezahlt gemacht. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob der Aufstieg nicht auch unter Antwerpen gelungen wäre. Doch das ist hypothetisch. Viel wichtiger ist, dass Lautern nun im Kader auf Kontinuität setzt.

Natürlich steht außer Frage, dass sich die Roten Teufel verstärken müssen. Gerade in der Offensive drückte der Schuh. 56 Tore aus 36 Partien sind kein überragender Wert. Und die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich die Teams, die nicht aufgrund ihrer starken Offensive aufgestiegen sind, in der 2. Liga oftmals schwertaten und teilweise sogar direkt wieder abgestiegen sind. Dennoch wäre es der falsche Weg, einen Umbruch im Kader einzuleiten. Denn dass Lautern den Aufstieg geschafft hat, lag auch am starken Teamgeist innerhalb der Mannschaft. Diesen durch zahlreiche Neuverpflichtungen zu gefährden, könnte fatale Folgen haben. Mit Spielern wie Matheo Raab, Kevin Kraus, Boris Tomiak, Hendrick Zuck, Jean Zimmer, Marlon Ritter, Mike Wunderlich, Philipp Hercher und Terrence Boyd verfügt der FCK bereits über ein absolut zweitligataugliches Grundgerüst, das nur punktuell verstärkt werden sollte.

Nicht an einem Strang ziehen

Einer der Hauptgründe für den Absturz von der Bundesliga in die 3. Liga waren Machtkämpfe hinter den Kulissen, die sich auch in den letzten vier Jahren noch fortsetzten und den Klub beinahe in die 4. Liga gebracht hätten. Will der FCK wieder dauerhaft erfolgreich sein, ist es unabdingbar, dass im Hintergrund alle an einem Strang ziehen. Der Verein muss über allem stehen, eigene Interessen sind zu vernachlässigen. Nur wenn das gelingt, hat der FCK nach quälenden Jahren in der 3. Liga mit einer Insolvenz und vielen Nebenkriegsschauplätzen eine Chance, wieder zu alter Stärke zurückzukehren. Der "schlafende Riese", wie es Boyd umschrieb, ist nun zwar erwacht. Doch wie lange er wach bleibt und wie groß er wird, liegt nun an allen: Den Verantwortlichen, den Spielern, den Fans.

   

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