Müller im Interview: "Das können wir uns auch alle nicht erklären"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Vincent Müller, Stammkeeper des MSV Duisburg, über den aktuellen Negativlauf der Zebras, den möglichen Knotenlöser im Spiel am Samstag gegen Viktoria Köln, den Stellenwert seines "Tor des Monats" – und einen möglichen Kompromiss mit Kapitän Moritz Stoppelkamp.
"Momentan fehlt uns einfach das Matchglück"
liga3-online.de: Im Auswärtsspiel in Wuppertal bei der U23 von Borussia Dortmund gab es eine 0:2-Niederlage. Warum läuft es derzeit einfach nicht rund, Herr Müller?
Vincent Müller: Eigentlich haben wir in der ersten Halbzeit ein ordentliches Spiel gezeigt und uns zahlreiche Chancen herausgespielt. Dass unsere Chancenverwertung derzeit nicht gut ist, das wissen wir alle. Da gibt es nichts zu leugnen. Aber genau daran setzen wir an und arbeiten hart daran. Als wir uns gegen den BVB dann auch noch selbst den Ball zum Rückstand eingeschenkt haben, gab es einen Bruch in unserem Spiel. Im zweiten Durchgang konnten wir auch nicht mehr an unsere Leistungen aus der ersten Hälfte anknüpfen. Dass wir erneut ein Spiel verloren haben, ist extrem bitter. Momentan fehlt uns einfach das Matchglück.
Wo sehen Sie derzeit die größten Baustellen innerhalb der Mannschaft?
Schon seit Beginn der Saison laufen wir in puncto Chancenverwertung ein wenig unseren Möglichkeiten hinterher. Aus dieser Situation können wir uns nur gemeinsam als Team wieder befreien. Wenn wir in einem Spiel mal wieder in Führung gehen, wird es uns alle beflügeln. Vielleicht müssen wir mit voller Überzeugung einfach mal draufhalten. Irgendwann landet der Ball dann auch im Tor. Genau das brauchen wir aktuell.
Als Torwart sind Ihnen während einer Partie ein wenig die Hände gebunden. Wie versuchen Sie dennoch, von hinten heraus die Mannschaft voranzutreiben?
In erster Linie ist es meine Aufgabe, wenn etwas auf unser Tor kommt, zur Stelle zu sein und zu parieren. Wenn ich den Ball dann am Fuß habe, ist es wichtig, dass ich etwas Vernünftiges damit anstelle und die Kugel nicht wahllos nach vorne oder gar ins Aus dreschen. Ich helfe der Mannschaft am besten, wenn ich von hinten Ruhe ausstrahle. Das ist mein Einfluss, den ich dem Team mitgeben kann. Das Wichtigste für einen Torhüter ist es, seinen Mitspielern das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
Zwischenzeitlich hatte der MSV drei Siege in Folge eingefahren. Aus den folgenden sieben Duellen gab es allerdings nur vier von 21 möglichen Punkten. Wir erklären Sie sich diesen negativen Wendepunkt?
Bei der 1:4-Niederlage bei 1860 München hatten wir einen schlechten Tag erwischt. Das kann schon mal auch in der Art und Weise passieren. In den Spielen danach haben wir aber aus unerklärlichen Gründen das Feuer vermissen lassen. Das können wir uns auch alle nicht erklären. Wir arbeiten jeden Tag daran, wieder an unsere Form vor dem Duell in München zu kommen.
"Wird entscheidend sein, wer den größeren Willen hat“
Am Samstag (ab 14 Uhr) folgt das Spiel gegen Viktoria Köln. Kommt es Ihrer Mannschaft gelegen, dass auch die Kölner derzeit in einem Tief stecken und seit acht Spielen auf einen Sieg warten?
Ich denke, dass das für beide Mannschaften keine Rolle spielt. Eine ähnliche Situation gab es schließlich auch bei der U23 von Borussia Dortmund. In der Liga geht es extrem eng zu. Der Tabellenletzte kann den Spitzenreiter schlagen. Es ist egal, welcher Gegner uns gegenübersteht. Wir wollen unser Spiel durchziehen. Wenn wir das hinbekommen und es schaffen, unsere Möglichkeiten zu verwerten, dann sind wir ein unangenehmer Gegner. Nun wird vor allem entscheidend sein, welches Team den größeren Willen hat.
Sie sind in Köln geboren und haben große Teile der Nachwuchsabteilung beim 1. FC Köln verbracht. Welche Bedeutung hat für Sie nun das Duell gegen den FC Viktoria Köln?
Ich glaube, rund um die Region Köln weiß jeder, dass der 1. FC Köln das Aushängeschild ist. Außer in einigen Fällen, als ich gegen Viktoria auf dem Platz stand, gab es kaum Berührungspunkte. Von daher ist es für mich auch kein besonderes Duell.
Apropos Bedeutung: Welchen Stellenwert hat für Sie die Ehrung für das "Tor des Monats", das Sie beim SV Meppen erzielt hatten?
Genau das Spielglück, das uns gerade fehlt, hatten wir zum Zeitpunkt meines Tores noch. Auch wenn es eine klassische Slapstick-Situation vom Gegner war, ist es dennoch ein schönes Gefühl. Dass mein Treffer dann zum Tor des Monats gekürt wurde, macht es umso schöner. Zumal die Ehrung zu einem Zeitpunkt kam, als unsere Form zu kippen drohte. Mir persönlich hat die Auszeichnung aber gutgetan. Solch positive Ehrungen nimmt man als Sportler gerne mit.
Den Rekord für das Tor des Monats mit der weitesten Entfernung hält Ihr Mitspieler und Kapitän Moritz Stoppelkamp, der 2014 im Trikot des SC Paderborn aus über 82 Metern getroffen hatte. Gibt es bei ruhenden Bällen Diskussionen, wer den Ball lang reinschlägt?
Es kommt auf die Position an. Da bin ich aber kompromissbereit. Ich denke, dass ab der gegnerischen Hälfte doch Stoppel dafür verantwortlich sein sollte (lacht).
Nach der Nachwuchsabteilung des "Effzeh" ging es über die Würzburger Kickers für zwei Spielzeiten zu Jong PSV. Welche Unterschiede haben Sie nach Ihrer Rückkehr in Deutschland festgestellt?
Es ist schwierig, beide Arten von Fußball zu vergleichen. Bei PSV Jong habe ich zum Teil mit 15-jährigen Nachwuchsspielern in der 2. Liga zusammengespielt. Man hat allen angemerkt, dass sie große Lust haben zu kicken. Da es aber dennoch eine Männerliga war, in der mindestens sechs Mannschaften auch das Zeug für die Eredivisie hätten, hat die spielerische Klasse allein oftmals nicht ausgereicht. Mit der 3. Liga in Deutschland ist dies daher kaum zu vergleichen. Hier geht es nicht immer darum, schönen Fußball zu zeigen. Vielmehr kommen die Teams über den Kampf und den Willen, um letztlich auch die drei Punkte einzufahren. Dennoch hat mich die Zeit ein ganzes Stück weitergebracht. Meiner Entwicklung, unter anderem mit Spielern wie Mario Götze oder Philipp Max gemeinsam auf dem Platz zu stehen, hat es auf jeden Fall nicht geschadet.