Magischer Pokalabend: Hansa begeistert und trumpft groß auf

Was für ein Spiel, was für ein Sieg! Mit 2:0 kämpfte der F.C. Hansa Rostock am Samstagabend im DFB-Pokal den VfB Stuttgart nieder und steht damit zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder in der zweiten Runde. Über 90 Minuten spielte die Kogge groß auf und bot dabei einen leidenschaftlichen wie grandiosen Kampf. Kurzum: Ein magischer Abend, der an glorreiche Bundesliga-Zeiten erinnerte.

Dotchev verschwindet in der Kabine

Es war genau 22:35 Uhr, als Schiedsrichter Tobias Stieler die Partie abpfiff. Während der Jubel im ausverkauften Ostseestadion keine Grenze kannten, rannte Trainer Pavel Dotchev wie vom Blitz getroffen in die Kabine. Was war passiert? Auf der anschließenden Pressekonferenz klärte der FCH-Coach auf: "Ich wollte meine Ruhe haben – das war ein spannendes Spiel." Und in der Tat: Es ist lange her, dass die Hansa-Fans ein derart intensives Spiel sahen.

Besonders beeindruckend: Über 90 Minuten boten die Hausherren eine enorme läuferische Leistung und zwangen den haushohen Favoriten somit in die Knie. "Ich war platt am Ende", gab Cebio Soukou nach Spielende am Mikrofon von "Hansa-TV" zu Protokoll. Dass der 25-Jährige dabei verschmitzt grinste, überraschte nicht. Schließlich war er es, der Ex-Nationalspieler Holger Badstuber in der achten Minute alt aussehen ließ, ihm den Ball vom Fuß stibitze, frei auf das Tor zulief und Ron-Robert Zieler, ebenfalls ein ehemaliger Nationalspieler, mit einem überaus sehenswerten Außenristschuss keine Chance ließ. Das vollbesetzte Ostseestadion explodierte, den Jubelschrei der rund 22.000 Hansa-Fans dürfte man bis nach Stuttgart gehört haben.

"Unglaublich"

Der VfB drückte danach und hatte über Dennis Aogo nach 40 Minuten die beste Chance im ersten Durchgang, doch Ioannis Gelios, der mittlerweile bei Hansa angekommen ist, parierte stark. Auch in der zweiten Halbzeit war der Bundesligist wenig überraschend das spielerisch bessere Team, kam gegen aufopferungsvoll kämpfende Hausherren aber nicht an und biss sich die Zähne an der dicht stehenden Hansa-Abwehr aus. Zwar erspielte sich der VfB durchaus Chancen, wirklich zwingend waren diese aber nicht. Und als die Spannung in der Schlussphase ins Unermessliche stieg, erhöhte Hansa – obwohl körperlich eigentlich bereits platt – nochmal den Druck und kam über Mirnes Pepic zum 2:0 – erneut stand das Ostseestadion Kopf und feierte knapp acht Minuten später den sensationellen Einzug in die zweite Runde.

Nach 1992, 1999 und 2005 gewann Hansa dabei auch die vierte Pokal-Partie gegen den VfB – und das, obwohl die Schwaben jeweils als Favorit nach Rostock gekommen waren. Ebenfalls interessant: Am Samstag lag der Bundesligist in allen wesentlichen Spielstatistiken vorne, hatte allein 26:4 Schüsse, 11:1 Ecken, spielte deutlich mehr Pässe (682 zu 275) und hatte satte 72 Prozent Ballbesitz. Doch die entscheidende Statistik ging letztlich an die Kogge. "Unglaublich", würde "Man of the Match" Cebio Soukou zu diesem magischen Pokalabend in ein Tagebuch schreiben – wenn er eins hätte.

Dotchev und der "wichtige Moment"

Auf 20 Prozent hatte Dotchev im Vorfeld der Partie die Chancen der Kogge auf einen Sieg beziffert und dabei betont: "Wir müssen einen richtig guten Tag erwischen, Stuttgart muss ein wenig Pech haben." Und so war es am Ende auch. Der Hansa-Coach sprach von einem "etwas glücklichen Sieg", der aber keineswegs unverdient war: "Wir waren sehr effizient", stellte Dotchev angesichts von zwei Toren aus drei Schüssen auf das Tor fest. Zwar hätte sich der 52-Jährige "mehr Entlastung" gewünscht, musste seiner Mannschaft aber ein dickes Lob aussprechen: "Die Jungs haben toll gekämpft und super verteidigt."

Vor allem für die Fans freute sich der Hansa-Coach "riesig" und bezeichnete die Feier nach Spielende als "wichtigen Moment" für die Mannschaft. Und natürlich kam der Bulgare, der am Ende "super glücklich" war, auch auf Soukou zu sprechen, der an beiden Toren beteiligt war und somit großen Anteil am Sieg hatte: "Er ist viel zu gut für die 3. Liga." Viel größer könnte das Lob für den Flügelstürmer wohl nicht ausfallen.

"Jetzt wird erstmal gefeiert"

Als Mirnes Pepic nach Spielende zum Interview mit "Hansa-TV" kam, war der Torschütze zum 2:0 noch hörbar außer Atem: "Was wir heute mit der Mannschaft abgeliefert haben, war überragend. Wir sind jedem Ball nachgelaufen." Vor allem deswegen war der 22-Jährige "stolz auf die Jungs." Jetzt werde erstmal gefeiert, blickte Pepic voraus. Auch Kai Bülow, der Mario Gomez aus dem Spiel nahm, stellte fest: "Alles, was in die Tiefe ging, haben wir abfangen können." Schon beim letzten Duell mit dem VfB vor zehn Jahren stand Bülow für den F.C. Hansa auf dem Platz, damals kassierte Hansa in der Bundesliga eine 1:4-Pleite. Nun ging er mit der Kogge als Gewinner vom Platz. "So ein Sieg setzt natürlich Kräfte frei", blickt der 32-Jährige den kommenden Aufgaben in der Liga entgegen.

Am 25. August trifft Hansa im heimischen Ostseestadion auf die Würzburger Kickers, einen Tag später wird die zweite DFB-Pokal-Runde (30. / 31. Oktober) ausgelost (18 Uhr, live in der ARD). Sicher ist bereits: Hansa hat erneut ein Heimspiel – und ist bereit, für einen weiteren magischen Abend.

 

   
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