Lilien stolz auf erste Drittligasaison

Seit dem letzten Zweitligaabstieg im Jahre 1993 hatten die Fans des SV Darmstadt 98 keinen Profifußball mehr im Stadion am Böllenfalltor gesehen. Was folgte, war eine fast 19 Jahre andauernde Odyssee in den Regional- und Oberligen. Fast hätte der SV 98 diesen tiefen Fall nicht überlebt. Der bitterste Moment der nunmehr 114-jährigen Vereinsgeschichte der Gang in die Insolvenz und die finanzielle Rettung in letzter Minute, sollte letztlich der Startschuss ins Fußballglück für den südhessischen Traditionsverein werden.

Attraktiver Fußball, wenig Ertrag

Denn am Ende der Saison 2010/2011 stand völlig überraschend der Meistertitel in der Regionalliga Süd und die damit verbundene Rückkehr in den bezahlten Fußball. Mehr als 8.000 Fans sahen dann auch am ersten Spieltag bei strahlendem Sonnenschein die Partie gegen den Zweitligaabsteiger VfL Osnabrück. Die Lilien spielten erfrischend auf, verloren letztlich gegen die clever agierenden Niedersachsen aber unglücklich mit 0:1. Ein gewohntes Bild zu Beginn der Saison. Häufig spielten die Lilien in der Frühphase attraktiven Offensivfußball und dominierten den Gegner, standen am Ende jedoch mit leeren Händen da. Es war zumeist die Unerfahrenheit, die der jungen Truppe von Trainer Kosta Runjaic im Wege stand.

5:1 gegen Bielefeld, 17.000 gegen Offenbach

Den ersten Saisonsieg konnten die Lilien dann beim Heimspiel gegen Arminia Bielefeld einfahren. Der Zweitligaabsteiger hatte beim 1:5-Debakel den Hessen nichts entgegenzusetzen. Nur eine Woche später folgte das nächste Highlight aus Liliensicht. Ausgerechnet beim vor der Saison hoch gehandelten hessischen Rivalen aus Wiesbaden konnten die Darmstädter ihren ersten Auswärtssieg verbuchen. Danny Latza stellte mit seinem Treffer vor rund 2.000 mitgereisten Fans aus Darmstadt die BRITA-Arena auf den Kopf. Nach diesen beiden Erfolgen folgte jedoch wieder eine Durststrecke. Die Unerfahrenheit der jungen Darmstädter Mannschaft forderte zeitweise ihren Tribut. Einen echten Höhepunkt der Vorrunde stellte aus Sicht des SV 98 noch das Hessenderby gegen die Kickers aus Offenbach dar. 17.000 Zuschauer sahen das 0:0 der beiden Kontrahenten und fühlten sich in die großen Bundesligazeiten im Böllenfalltorstadion zurückversetzt.

Auch Sandhausen ging im Böllenfalltor baden

Bis zur Winterpause fingen sich die Lilien jedoch und konnten sich einen Vorsprung von acht Punkten auf die Abstiegsränge erspielen. In der ersten Partie des neuen Jahres bekam dann der Tabellenführer aus Sandhausen nach einer 1:4-Schlappe die spielerische Überlegenheit der Lilien zu spüren, die diese dann auch einmal in Tore ummünzen konnten. Der Aufsteiger spielte in der Rückrunde insgesamt jedoch nicht mehr so dominant, schüttelte aber seine Naivität ab und wirkte insgesamt deutlich stabiler und gereifter. Verloren die Hessen in der ersten Saisonhälfte noch zahlreiche Punkte in den Schlussminuten, brachten sie ihre Partien in der Rückrunde zumeist über die Zeit.

Neues Ziel: Etablieren im Profifußball

Am Ende konnten die Lilien mit dem nie gefährdeten 3:1-Erfolg gegen den SV Babelsberg frühzeitig die Klasse halten, was Trainer und Sportmanager Kosta Runjaic fast noch höher einordnete, als den überraschenden Aufstieg ein Jahr zuvor. Verständlich, gingen die Hessen doch mit einem Mini-Etat in ihre erste Drittligasaison. Das Ziel heißt nun: Etablieren im Profifußball. Es ist eine Politik der kleinen Schritte, der Erfolg gibt Runjaic allerdings recht. In der neuen Saison wollen die Hessen mit dem Abstieg nichts zu tun haben und wollen bereits einen vorsichtigen Blick in Richtung eines einstelligen Tabellenplatzes wagen.

Hoffnung auf eine neue Spielstätte

Hoffnung könnte auch die Machbarkeitsstudie machen, welche die Stadt in Hinblick auf den Stadionneubau auf den Weg gebracht hat. Eine neue Spielstätte, die das marode Stadion am Böllenfalltor ersetzen soll, ist schon lange in Planung, scheiterte jedoch stets an sportlichen und finanziellen Beweggründen. Nun jedoch kommt allmählich Bewegung in die Stadionfrage in Darmstadt. Es soll ein weiterer, diesmal großer Schritt in Richtung Profifußball in Darmstadt sein.

FOTO: www.o-m-d.org

   
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