Kwasniok legt los: "Bin unendlich glücklich, hier zu sein"
Am Freitag die bittere Niederlage gegen Meppen, am Samstag die Entlassung von Mark Zimmermann und am Sonntag die Vorstellung von Lukas Kwasniok: Beim FC Carl Zeiss Jena geht es derzeit Schlag auf Schlag. Um im Tagesrhythmus zu bleiben, stand am Montag die erste Pressekonferenz mit dem neuen Cheftrainer an.
Wie die Abwehr stabilisiert werden soll
Als der 37-Jährige, der zuletzt vier Jahre lang in der Jugendabteilung des Karlsruher SC tätig war, am Montagnachmittag den Presseraum in den Katakomben des Ernst-Abbe-Sportfelds betrat, wurde schnell klar: Kwasniok brennt auf die Aufgabe beim FCC: "Ich hoffe, dass man spürt, dass vor Ihnen ein unheimlich glücklicher Mensch sitzt", begrüßte der Deutsch-Pole die anwesenden Journalisten und führte aus: "Ich bin unendlich glücklich, hier zu sein und freue mich auf meine erste Station im Profifußball."
Bereits am Sonntag war Kwasniok mit dem Zug aus Karlsruhe angereist und habe "ab Erfurt" unter den Fahrgästen viele Gespräche über den FCC wahrgenommen. "Man hat die Begeisterung gespürt – und so gehe ich die Aufgabe an." Unmissverständlich stellte der 37-Jährige klar: "Ich bin überzeugt davon, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden." Nachdem am Samstagabend klar war, dass er die Aufgabe beim FCC antreten würde, "habe ich mir unendlich viele FCC-Spiele angeschaut und mir Informationen über die Spieler eingeholt."
Wenig überraschend war dem Deutsch-Polen dabei die hohe Anzahl an Gegentoren in den letzten drei Spielen gegen Unterhaching (4:5), Würzburg (2:5) und Meppen (1:2) aufgefallen: "Es ist klar, dass wir die Anzahl der Gegentore reduzieren müssen." Damit das gelingen kann, hat Kwasniok bereits einen Plan: So soll aus "Verteidigen müssen" ein "Verteidigen wollen" werden. "Die Jungs müssen Lust haben, auf dem Platz gegen den Ball zu arbeiten und zu leiden", erklärte der Fußballlehrer. Die Idee dahinter: "Sie müssen so viel laufen, dass wir draußen nicht mehr leiden müssen." Musik in den Ohren der Fans, die ihren Verein in der Winterpause ungerne auf einem Abstiegsplatz stehen wollen. "Mir ist klar, dass die Erwartungshaltung dahin geht, dass wir aus den Spielen bis Weihnachten am besten acht Punkte holen."
Kwasniok hofft auf "paradiesische Verhältnisse"
Auf die Frage, was er von Jena bereits wisse, antwortete Kwasniok mit einem Grinsen: "Ich habe gelesen, dass wir uns hier im Paradies befinden. Ich hoffe, dass ich das nach dreieinhalb Jahren auch im Hinblick auf sportliche Erfolge sagen kann." Zur Erklärung: Als "Paradies" wird in Jena ein großer Park mitten im Stadtzentrum bezeichnet.
Kwasnioks Plan für die kommenden dreieinhalb Jahre: "Erst Stabilisieren, dann entwickeln und schließlich Visionen aufzeigen." Mit Visionen ist die 2. Bundesliga gemeint, wenngleich diese zum aktuellen Zeitpunkt natürlich kein Thema ist. Und dennoch: Kwasniok will in Jena etwas aufbauen – das zeige laut dem 37-Jährigen auch die Vertragslaufzeit bis 2021, die er als "brutalen Vertrauensvorschuss" bezeichnete. Die Verwandschaft des Deutsch-Polen freut es: "Sie können jetzt einen Zwischenstopp auf dem Weg von Karlsruhe in die Heimat nach Gleiwitz einlegen."
Viel Zeit für Besuche wird Kwasniok zunächst aber nicht haben, schon am Dienstagvormittag ist um 11:30 Uhr das erste Training angesetzt. Vorher will der neue FCC-Coach das Gespräch mit dem Mannschaftsrat suchen. "Der ganz normale Wahnsinn geht weiter", war Kwasniok die Vorfreude spürbar anzumerken. Unterstützung erhält er in den kommenden beiden Spielen bis Weihnachten von U21-Co-Trainer Rupesh Popat. In der Winterpause, kündigte der 37-Jährige an, wolle man sich in Ruhe zusammensetzten und eine Entscheidung im Hinblick auf einen Co-Trainer treffen. Warum Kwasniok keinen eigenen Co-Trainer mitbringt, erklärte er so: "In der Kürze der Zeit ist es nicht einfach, die passende Person zu finden."
Erfolgshunger war ausschlaggebend
Für den Cheftrainer-Posten hat Geschäftsführer Chris Förster mit Lukas Kwasniok unterdessen die passende Person gefunden, wie er betonte: "Wir wollten jemanden holen, der schon mit jungen Spielern zusammengearbeitet hat und der etwas aufbauen kann." Den Erfolgshunger des 37-Jährigen habe man, so Förster, in den Gesprächen sofort gespürt. Mit diesem Ehrgeiz soll Kwasniok den FCC nun zum Klassenerhalt führen. Sein Debüt als Trainer feiert der Ex-Karlsruher am Samstag beim Spiel gegen 1860 München – dann sicherlich mit ebenso viel Leidenschaft wie bei der Pressekonferenz am Montag.