Koschinat im Interview: "Dürfen die Lage nicht schönreden"

Im Interview mit liga3-online spricht Fortuna-Cheftrainer Uwe Koschinat über die Niederlagenserie seiner Mannschaft, die Tabellensituation im Abstiegskampf, das Endspiel im Mittelrheinpokal beim Bonner SC und seine langjährige Tätigkeit bei der Fortuna, für die er bereits seit 2011 arbeitet.

[box type="info" size="large"]"Die Lage ist prekär"[/box]

liga3-online.de: Nach drei Niederlagen in Folge muss der SC Fortuna Köln noch um den Klassenverbleib bangen. Der Vorsprung auf die Abstiegszone beträgt drei Spieltage vor Saisonende fünf Zähler. Wie bewerten Sie die Tabellensituation, Herr Koschinat?

Uwe Koschinat: Die Lage ist prekär und wir dürfen sie auf keinen Fall schönreden. Wir sind die Mannschaft, die am überraschendsten noch einmal unten reingerutscht ist. Das kann gefährlich sein, weil der Abstiegskampf für viele von uns bereits so gut wie abgehakt war.

Warum stimmten die Ergebnisse in den letzten Wochen nicht?

Wir waren nach dem 3:0-Erfolg gegen die Sportfreunde Lotte nicht dazu in der Lage, nachzulegen. Das hatte verschiedene Ursachen. Beim 2:4 in Münster sind wir mit der fehlenden letzten Spannung angetreten. Mit 43 Punkten hatten wir den Klassenverbleib gefühlt schon fast erreicht. Unabhängig davon ist Münster sehr heimstark. Wir sind nicht die Einzigen, die dort unter die Räder gekommen sind. In Zwickau hatten wir dann ein großes Problem damit, Angreifer Ronny König unter Kontrolle zu bekommen, der es zweimal aus überschaubaren Situationen geschafft hat, ein Tor zu erzielen.

In der jüngsten Partie gegen den SC Paderborn 07 gab es ein 0:1. Wie lautet Ihr Fazit zum Spiel?

Die Niederlage gegen den SCP war sehr bitter. Erst einmal muss ich ein Kompliment an mein Team aussprechen, das insgesamt eine starke Leistung gezeigt hat. Wir haben lange auf den Treffer gedrückt und hätten kurz vor dem Gegentor auch in Führung gehen müssen. Cimo Röcker konnte die große Chance aber leider nicht nutzen. Im Gegenzug gelingt Paderborns Aykut Soyak dann mit einem Sonntagsschuss das Siegtor. Vor allem der SCP hatte zu diesem Zeitpunkt, in dem er nach Tim Sebastians Platzverweis in Unterzahl agierte, wohl nicht mehr mit einem Sieg gerechnet. Umso enttäuschender war es dann für uns, mit leeren Händen dazustehen.

Mit Mittelfeldspieler Kristoffer Andersen zog sich gegen Paderborn nach Maik Kegel und Maurice Exslager bereits der dritte Spieler in dieser Saison einen Kreuzbandriss zu. Wie sehr wird er Ihnen im Endspurt fehlen?

Der Ausfall von Kristoffer ist ein herber Schlag. Er ist für uns ein herausragender Mann, der kaum zu ersetzen ist. Das wird auch dadurch deutlich, dass wir in den Spielen mit ihm viel mehr Punkte geholt haben, als in den Partien ohne ihn. Allerdings hilft es uns nichts, über verletzte Spieler zu jammern und uns selbst dafür zu bemitleiden. Wir müssen mit dem Personal arbeiten, das uns zur Verfügung steht. Und auch das ist stark genug, um die restlichen Zähler für den Klassenverbleib einzufahren.

Am Samstag geht es mit dem Spiel beim VfL Osnabrück weiter. Worauf kommt es besonders an, um endlich wieder zu punkten?

Osnabrück braucht unbedingt einen Sieg, um weiterhin die Chance zu haben, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Wir benötigen die Punkte, um uns unten abzusetzen. Der Druck ist also auf beiden Seiten gleich groß. Der Formvorteil liegt auf Seiten des VfL, der seit drei Partien unbesiegt ist und zuhause zuletzt 1:0 gegen Aalen gewonnen hat. Wir sind in den letzten Jahren aber schon häufiger in Osnabrück über uns hinausgewachsen. Die zurückliegenden beiden Begegnungen beim VfL konnten wir mit 1:0 und 3:1 für uns entscheiden. An diese Leistungen wollen wir anknüpfen.

[box type="info" size="large"]"Ich liebe diesen Verein"[/box]

Danach geht es mit den Partien gegen Tabellenführer MSV Duisburg und Schlusslicht FSV Mainz 05 II weiter. Unterschiedlicher könnten die Gegner nicht sein. Wie stellen Sie Ihr Team darauf ein?

Wir tun gut daran, nicht in zu langen Perioden zu denken. Der einhundertprozentige Fokus liegt jetzt erst einmal auf dem Spiel in Osnabrück. Vielleicht spielen die Begegnungen gegen Duisburg und in Mainz dann auch gar keine so große Rolle mehr. Wir wollen es auf jeden Fall vermeiden, am letzten Spieltag in Mainz noch um unsere Drittliga-Existenz spielen zu müssen.

Ende Mai steht auch noch das Endspiel im Mittelrheinpokal um die Qualifikation für den DFB-Pokal auf dem Programm. Der Finalgegner heißt Bonner SC und nicht Viktoria Köln. Hätten Sie mit dem 2:0-Erfolg des BSC gegen die Viktoria gerechnet?

Das ist schwer zu sagen. Um ehrlich zu sein, beschäftige ich mich nicht mit Querkonstellationen, auf die ich keinen Einfluss habe. Klar ist aber, dass Bonn nach dem Regionalliga-Aufstieg eine überragende Saison spielt und die Situation für uns nicht einfacher wird, weil die Viktoria jetzt raus ist. Mit unserem Stadtrivalen hätten wir zwar einen gefühlten Drittligisten als Gegner gehabt, aber auf neutralem Platz gespielt. So steht uns jetzt ein komplettes Auswärtsspiel im Stadion des BSC bevor.

Welchen Stellenwert hat die Qualifikation für den DFB-Pokal im Vergleich zum Klassenverbleib?

Es ist sicher wichtig, in den DFB-Pokal einzuziehen. Allerdings hat der Nichtabstieg ganz klar Priorität. Der Klassenverbleib ist existenziell. Vor jeder Saison wird bei uns klar gemacht, dass es bei einem Abstieg einschneidende Veränderungen im Verein geben würde. Dann wäre es nicht mehr der SC Fortuna Köln, den wir aktuell kennen.

Sie sind bereits seit 2011 im Verein, stehen noch bis 2018 bei der Fortuna unter Vertrag. Eine solch lange Trainerlaufzeit ist – vor allem in der heutigen Zeit – außergewöhnlich. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ich liebe diesen Verein. Es herrschen zwar nie die besten Bedingungen und ich hätte häufig gerne mehr Budget für die Mannschaft zur Verfügung. Allerdings ist das beidseitige Vertrauen sehr groß. Meine Arbeit wird hier sehr geschätzt und der Verein weiß, dass mein Engagement bei der Fortuna weit über die Tätigkeit bei der Profimannschaft hinausgeht. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, für einen anderen Klub zu arbeiten. Auch deshalb hoffe ich, dass wir den Klassenverbleib jetzt so schnell wie möglich sicherstellen. Mein Vertrag ist ausschließlich für die 3. Liga gültig.

   

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