Kompp poltert: "Der DFB jagt uns in die Insolvenz"

Der SV Waldhof Mannheim gehört zu den größten Gegnern einer Saison-Fortsetzung. Schon mehrfach hat sich Geschäftsführer Markus Kompp in den vergangenen Wochen für einen Abbruch ausgesprochen, nun legt er nach.

"Betriebswirtschaftlicher Nonsens"

Weil der Tabellenzweite aufgrund eines fehlenden Hygienebeauftragten noch keine Corona-Tests durchführen konnte, hat der DFB dem Waldhof den Einstieg ins Mannschaftstraining vorerst untersagt. Damit kann sich Mannheim vorerst weiterhin nur in Kleingruppen auf den geplanten Re-Start am 26. Mai vorbereiten – ungeachtet der Tatsache, dass der SVW eigentlich gegen Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist. Neben gesellschaftlichen, gesundheitlichen und sportlichen Gründen führte Geschäftsführer Markus Kompp zuletzt vor allem finanzielle Gründe an: "Ich habe es zuletzt ganz drastisch formuliert: Der DFB jagt uns in die Insolvenz", erneuert er im "Sport1"-Interview seine Kritik an den Plänen des DFB.

Es sei "betriebswirtschaftlicher Nonsens", Geld zu investieren, um "sodann das Unternehmen betriebswirtschaftlich auch noch schlechter zu stellen". Dabei befürchtet Kompp auch persönliche Haftungskonsequenzen, da die "klare Perspektive" fehle, "dass die Investition zumindest halbwegs sinnvoll ist." Der Waldhof-Geschäftsführer sagt: "Wir sollen jetzt einen mittleren sechsstelligen Betrag investieren, um weiterzuspielen, haben aber keine Zuschauereinnahmen, das heißt pro Spiel entgehen uns knapp 200.000 Euro. Hinzu kommt, dass wir in Mannheim vielleicht gar nicht spielen dürfen, sprich wir haben elf Auswärtsspiele und noch mal weitere Kosten." Den Vorwurf, nur deswegen für einen Abbruch zu votieren, um dann aufsteigen, weist Kompp zurück: "Dann muss ich zurückfragen, warum die anderen weiterspielen wollen (…)? Weil sie noch hoffen aufzusteigen? "

Sportlich "kein Reiz mehr"

Dabei habe die Fortsetzung "doch gar keinen Reiz mehr", meint Kompp. "Ich kann mich doch am Ende der Saison nicht wirklich darüber freuen, wenn ich mit meinem Klub Erster werde, und weiß, dass die Hälfte der Liga nicht ordentlich trainieren konnte." Boykottieren würde der Waldhof die Wiederaufnahme des Spielbetriebs aber nicht: "Das haben wir auch nie gesagt. Wir halten uns streng an die Vorgaben der Politiker." Wenn die Politik grünes Licht geben sollte, "dann werden wir spielen", kündigt Kompp an.

Wenngleich weiterhin Zweifel an der Umsetzbarkeit des Hygienekonzepts bestehen: "Im Grunde habe ich das Gefühl, dass von der DFL ein Hygienekonzept erstellt wurde und der DFB saß dabei." Auf die Besonderheiten der 3. Liga sei nicht geachtet worden: "Es wäre vielleicht auch sinnvoll gewesen, bei der Erstellung für die 3. Liga bei den Vereinen vor Ort bezüglich der Umsetzbarkeit in kürzester Zeit einmal nachzufragen, und nicht an den Vereinen komplett vorbeizuplanen oder eben einfach ein Konzept aus nicht vergleichbaren Ligen zu nehmen." Allein was die Infrastruktur angeht, sieht Kompp den SVW nicht gerüstet: "Bei uns sitzen die Jungs noch Schulter an Schulter auf alten Holzbänken in der Kabine. Ich weiß nicht, wie das alles funktionieren soll."

Fortsetzung "nicht zu rechtfertigen"

Über Vorschläge, die VIP-Räume zu nutzen, "kann ich nur lachen", meint Mannheims Geschäftsführer. "Denn das zeigt mir, dass sie das Konzept nicht komplett gelesen oder verstanden haben – oder soll ich jetzt binnen einer Woche Einzelduschen in die VIP-Räume bauen lassen?" Unter dem Strich kommt Kompp zu dem Fazit, dass eine Fortsetzung der Saison, zumindest in der 3. Liga, nicht zu rechtfertigen sei: "Eine Abwägung kann dann erst stattfinden, wenn der Punkt Gesundheit so geklärt ist, dass wir von oberster Stelle grünes Licht bekommen."

 

   

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