Kommentar: Zweigleisige 3. Liga kann keine Lösung sein
Eine zweigleisige 3. Liga mit jeweils 20 Mannschaften? Diesen Vorschlag unterbreitete die SV Elversberg dem DFB – und erhielt Zustimmung von mehreren Konkurrenten. Ihr Ziel: Die Regionalliga so schnell wie möglich verlassen, um endlich (wieder) im Profifußball vertreten zu sein. Doch eine Aufspaltung kann keine Lösung sein. Ein Kommentar.
Schwächung des Wettbewerbs
So überraschend das 44-seitige Positionspapier am Freitag bekannt geworden war, so schnell wiegelte der DFB ab: "In der 3. Liga und dem zuständigen Ausschuss sind zwei oder mehr Staffeln – auch in der Corona-Krise – aktuell weiterhin kein Thema. Die 20 Klubs der 3. Liga haben sich erst vor wenigen Wochen ebenso geschlossen wie klar für die eingleisige 3. Liga ausgesprochen." Überraschend ist das nicht. Denn die Gründe, die gegen eine Aufteilung der 3. Liga in zwei Staffeln sprechen, liegen klar auf der Hand.
Zum einen würde das sportliche Niveau sinken, da statt 20 dann 40 Mannschaften drittklassig spielen würden und zudem nach Nord und Süd aufgeteilt werden würden. Klar: Essen, Offenbach, Lok Leipzig, Saarbrücken, Lübeck und Cottbus würden die 3. Liga fraglos bereichern, allerdings würden auch "Dorfklubs" wie Astoria Walldorf oder der VfB Eichstätt drittklassig spielen. Zudem würde der Reiz, dass Eintracht Braunschweig auf den 1. FC Kaiserslautern trifft, verloren gehen. Es wäre ein Rückschritt in die Zeit vor der Einführung der 3. Liga zur Saison 2008/2009, als es zwei drittklassige Regionalliga-Staffeln gab. Dabei wurde die eingleisige 3. Liga eigens dafür aus der Taufe gehoben, um den sportlichen Wettbewerb in der dritthöchsten Spielklasse zu stärken und die Kluft zur 2. Bundesliga zu verringern. Ein Ziel, das erreicht wurde.
Weniger TV-Geld
Zum anderen stellt sich die Frage nach der Finanzierung einer aufgeteilten Liga. Zwei Drittliga-Staffeln bedeutet eine Verdopplung der Vereine, sodass die ohnehin schon – im Vergleich zur 2. Bundesliga – nicht sonderlich hohen Vermarktungserlöse durch noch mehr Klubs geteilt werden müssten. Die SV Elversberg als Verfasser des Papiers rechnet im Durchschnitt mit einem Verlust von 500.000 Euro pro Klub. Mindereinnahmen dieser Art können sich die Vereine, die schon vor der Coronakrise auf Kante genäht waren, nicht leisten. Zwar sind einige Klub-Vertreter der Auffassung, dass eine zweigleisige 3. Liga insgesamt mehr TV-Geld abwerfen würde, doch wenn schon Vereine wie Kaiserslautern, Braunschweig und 1860 München nicht dazu beitragen können, dass die Vereine mehr als 1,28 Millionen Euro pro Saison aus den Vermarktungserlösen einnehmen, werden das die zusätzlichen Klubs auch nicht.
Sicherlich ist es nicht ausgeschlossen, dass die Telekom und ARD als Rechteinhaber insgesamt etwas mehr zahlen. Aber eine Verdopplung, damit zumindest der aktuelle Stand erreicht wird? Ganz abgesehen vom organisatorischen Aufwand, sollten tatsächlich alle 760 (!) Spiele live übertragen werden. Das dürfte sich kaum lohnen. Klar scheint: Eine zweigleisige 3. Liga wäre lediglich eine bessere Regionalliga – und kann somit keine Lösung sein. Zudem würden von einer Aufspaltung ausschließlich die Klubs der 4. Liga profitieren. Für sie mag das Konzept im ersten Moment passen, die aktuellen Drittligisten wären allerdings die großen Verlierer. Damit alle Regionalliga-Meister direkt aufsteigen können, muss eine andere Lösung her.