Kommentar: Ziegner bekam die Krise nicht in den Griff

Die 3:5-Niederlage gegen Unterhaching war zu viel, seit Montagabend ist Torsten Ziegner als Trainer des Halleschen FC Geschichte. Auch wenn der 42-Jährige beim HFC sehr vieles in die richtige Richtung vorantrieb, bekam er die erste Krise nicht in den Griff. Ein Kommentar.

Ziegner überrascht die Kritiker 

Als Ziegner den Halleschen FC im Sommer 2018 übernahm, wurden er und der Klub belächelt. Schließlich hatte er seinen Ex-Verein Zwickau zuvor verlassen, um "den nächsten Schritt" in seiner Karriere zu gehen. Dass es ihn dann ausgerechnet zum HFC zog, sahen viele Fans keinesfalls als Fortschritt. Denn die Saison 2017/18 schlossen die Saalestädter gerade mal zwei Plätze über dem FSV Zwickau als 13. der Tabelle ab, dieselbe Endplatzierung fuhr der HFC auch in den beiden Spielzeiten zuvor ein. Kurzum: Der Hallesche FC galt als graue Maus, der mittelfristig angepeilte Aufstieg in die 2. Bundesliga schien nahezu utopisch.

Doch die Kritiker sollten sich allesamt täuschen: Mit tollem und ansehnlichem Fußball spielte der HFC in der vergangenen Saison bis zum Schluss um den Aufstieg mit und wurde am Ende Vierter. 66 Punkte bedeuteten die beste Drittliga-Saison des Halleschen FC. Und auch in dieser Spielzeit knüpfte Ziegner zunächst nahtlos an die vergangene Erfolgsserie an: Nach sechs Siegen aus den ersten acht Spielen grüßte der HFC von der Tabellenspitze und schien auf bestem Wege in Richtung 2. Bundesliga.

Kein Weg aus der Krise

Doch was seit der 0:1-Niederlage im Derby beim 1. FC Magdeburg Anfang November und der Verlängerung mit dem Chefcoach wenige Tage später passiert ist, hätte wohl niemand für möglich gehalten. Plötzlich lief beim zuvor so offensivstarken HFC nichts mehr zusammen, hinzukamen eklatante Fehler in der Abwehr. Und einmal drin in der Negativspirale, fand Ziegner nicht mehr heraus. Die erschreckenden Zahlen seit jener Niederlage beim FCM: Zwölf Spiele, nur zwei Siege, neun Niederlagen, satte 29 Gegentore und in der Tabelle auf Rang 13 abgestürzt. Und anstatt dass Besserung in Sicht war, nahm die Krise in den vergangenen Wochen seit der Winterpause immer größere Ausmaße an. Auf eine 3:4-Pleite gegen Viktoria Köln folgte das blamable Aus im Landespokal bei Viertligist Halberstadt, ehe der HFC auch das Kellerduell in Chemnitz verlor und damit im Abstiegskampf angekommen war.

Längst schrillten rund um den Erdgas-Sportpark die Alarmglocken, doch es ging noch weiter bergab: Beim 1:6 bei Bayern II kassierte Halle vor einer Woche die höchste Drittliga-Niederlage seiner Vereinsgeschichte. Und allen Ankündigungen zum Trotz, es im nächsten Spiel unbedingt besser machen zu wollen, lag Halle gegen Unterhaching schon nach 14 Minuten mit 0:2 hinten und verlor am Ende mit 3:5. Es war die sechste Pflichtspiel-Niederlage in Folge, allein in den letzten vier Partien kassierte Halle 18 Gegentore.

Trennung war unumgänglich

Bis zuletzt hielten die Verantwortlichen an Ziegner fest – weil sie an ihn glaubten und davon überzeugt waren, mit ihm nochmal die Kurve zu bekommen. Doch die Pleite gegen Unterhaching zeigte letztlich: Ziegner bekam die erste Krise seiner Amtszeit nicht in den Griff – obwohl die Spieler zuletzt mehrfach betonten, hinter ihrem Coach zu stehen. Entsprechend war die Trennung am Ende unumgänglich. Denn so wie in den vergangenen Wochen kann es nicht mehr weitergehen, es droht der Abstieg in die Regionalliga.

Doch auch wenn Ziegner mit seiner Mission gescheitert ist, trieb er beim HFC vieles in richtige Richtung. Aus der grauen Maus ist ein Verein geworden, der die 2. Bundesliga anpeilen kann. In den kommenden Wochen wird es allerdings einzig und allein um den Existenzkampf in der 3. Liga gehen. Schon am Samstag beim Kellerduell in Großaspach soll der Ziegner-Nachfolger auf der Bank sitzen.

   

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