Kommentar: Geisterspiel löst das Problem nicht

Überraschend kam das Urteil des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Dynamo Dresden mit einem Geisterspiel im eigenen Stadion zu bestrafen, nicht. Dennoch ist es für Fans und Verantwortliche ein harter Schlag, die Partie gegen Rot-Weiß Erfurt am 7. Februar 2015 ohne Zuschauer austragen zu müssen: "Dieses Urteil ist gerecht, trifft aber den Verein, seine Mitglieder und alle Fans der SGD sehr hart", wird Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Robert Schäfer auf der Vereinsseite des Zweitliga-Absteigers zitiert. Seinen Ausführungen ist nichts hinzuzufügen. Die Strafe ist zwar richtig und auch konsequent, löst das eigentliche Problem aber nicht. Ein Kommentar:

 Gewünschter Effekt ist nicht eingetreten

Bereits im März 2012 mussten die Sachsen aufgrund der Ausschreitungen beim Pokalspiel in Dortmund ein Spiel vor leeren Rängen austragen. Zusätzlich verurteilte der DFB den damaligen Zweitligisten zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 100.000 Euro. Mit der Hilfe sogenannter "Geistertickets", von denen 41.738 verkauft wurden, konnte der finanzielle Schaden einigermaßen kompensiert werden. Ein ähnliches Vorgehen könnte nun auch gegen die Thüringer Anwendung finden. Fans und Spieler hofften nach dem letzten Geisterspiel auf einen Selbstreinigung-Prozess innerhalb der Fanszene. Eingetreten ist dieser, so schneit es, bisher aber nicht. Dass der DFB nun aber zum zweiten Mal ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhängt hat, zeigt, dass die Strafe den gewünschten Effekt nicht erfüllt hat. Ohnehin liegt es auch nicht beim DFB, die Probleme der SG Dynamo zu lösen, sondern beim Verein selbst.

"Den Tätern ist das egal"

Dem Zweitliga-Absteiger droht nun erneut ein Schaden in sechsstelliger Höhe, auch die Fans von Rot-Weiß Erfurt, die mit all dem überhaupt nichts zu tun haben, werden bestraft. Das Spiel in Dresden stellt für viele das Highlight der Saison dar, nun darf niemand mitreisen. Dementsprechend enttäuscht zeigte sich die Rot-Weiße-Anhängerschaft nach Urteilsverkündung. Sollten die Täter nicht schnellstmöglich identifiziert werden, wird es sie nicht abhalten, auch in Zukunft durch unschöne Szenen auf sich aufmerksam zu machen. "Den Tätern ist das egal. Die haben sich vom Verein ohnehin so weit entfernt, dass es ihnen egal ist, ob dieser eine Strafe zahlen muss oder nicht", erklärt Fanforscher Prof. Dr. Gunter A. Pilz im Interview mit liga3-online.de.

Schäfer: Täter können sich auf sechsstelligen Betrag einstellen

Dynamo Dresden muss also alles daran setzen, um die vorhandenen Methoden (Stadionverbote, Weiterleitung der Strafen an die Verursacher) noch besser und effektiver ausnutzen. Schäfer kündigt im MDR bereits an: "Diejenigen, die wir ermitteln werden, können sich auf einen sechsstelligen Betrag einstellen, den sie aus ihrer eigenen Tasche bezahlen werden".  Zeitgleich liegt es auch an den richtigen Fans der SGD, die Täter ausfindig zu machen und sie nicht zu decken. Wenn erst einmal drastische Strafen gegen die Täter ausgesprochen sind, werden sich vermeintliche Dynamo-Anhänger in Zukunft sicherlich ganz genau überlegen, ob sie ein solches Risiko, wie Ende November in Rostock, in Kauf nehmen.

 

   

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