Kommentar: Sascha Hildmann hat eine Chance verdient
Mit Sascha Hildmann hat der 1. FC Kaiserslautern am Donnerstag seinen neuen Cheftrainer vorgestellt. Der 46-Jährige soll die bislang durchwachsene Saison der Roten Teufel zum Guten wenden – nachdem er erst im Oktober bei der SG Sonnenhof Großaspach entlassen wurde. Eine Entscheidung, die trotzdem die Richtige ist. Ein Kommentar.
Mit dem FCK-Gen aus der Krise
Mit Spannung wurde die Entscheidung, wer Michael Frontzeck am Betzenberg beerben würde, erwartet. Quasi mit der Mitteilung über dessen Trainer-Aus – wenn man ehrlich ist, auch schon davor – begannen die Spekulationen. Es bildete sich eine Liste illustrer Namen, die alle eine Rolle bei der Neubesetzung der Stelle gespielt haben könnten. Dass es letztlich tatsächlich Sascha Hildmann wurde – das scheinen nicht viele FCK-Fans erwartet zu haben.
Einen mit Erfahrung, einen, der die höheren Ligen kennt: Dieses Profil hatten sich wohl einige Anhänger gewünscht, die nun in den sozialen Netzwerken ihren Unmut über die Entscheidung der Vereinsführung kund tun. Und tatsächlich: Viel Erfahrung kann Hildmann nicht aufweisen. Dafür aber eine Vereinsbindung, die bereits jetzt beginnt, die ersten Fans von der Entscheidung zu überzeugen.
Denn wer Hildmann in der Pressekonferenz gesehen hat, beobachtete einen freundlichen, konzentrierten und selbstbewussten Trainer, der sich, so die eigenen Worte, mit der Vertragsunterzeichnung einen Traum erfüllt hat: "Als Mensch Sascha Hildmann ist es das Größte, beim FCK Trainer sein zu dürfen", so Hildmann, der schon in der Jugend für den FCK auflief. 1994 erhielt der ehemalige Abwehrspieler einen Profivertrag, verblieb aber bei der U23 und lief in insgesamt 111 Regionalliga-Spielen auf – als Führungsspieler.
Diese Vereinsnähe scheint das Blatt schon jetzt, nur wenige Stunden nach der Vorstellung, zu Hildmanns Gunsten zu wenden. In den Kommentaren wird dem Coach mit dem FCK-Gen mittlerweile auch Glück und Erfolg gewünscht – und diese Rechnung könnte aufgehen.
Nicht in die Vergangenheit schauen, sondern in die Zukunft
Denn auch, wenn Hildmann mit seinen Stationen als U-Trainer (FSV Mainz/SV Elversberg) oder im Herrenbereich kleinerer Vereine (SC Hauenstein/SC Idar-Oberstein) sowie seinem letztlich frühzeitig beendeten Engagement in Großaspach noch nicht allzu viel Profierfahrung gesammelt hat: Als weitestgehend unbeschriebenes Blatt stellt Hildmann quasi den Gegenentwurf zu Michael Frontzeck dar. Ein Umbruch auf der Trainerposition, der möglicherweise die richtige Richtung vorgibt – nämlich nach vorne.
"Ich will mich nicht zu lange mit der Vergangenheit beschäftigen, sondern in die Zukunft schauen", sagte Hildmann im Zuge seiner Vorstellung. Eine Blickrichtung, der Verein, Fans und Mannschaft am besten folgen sollten, um die Krise zu bewältigen. Und wer den Blick gerne trotzdem schweifen lassen möchte, könnte einmal auf die Tabellenspitze der 3. Liga schauen: Daniel Thioune, ebenfalls ein weitestgehend Profi-unerfahrener Trainer mit einem Hintergrund im Verein, übernahm den VfL Osnabrück im letzten Jahr in der Krise – und belegt heute den Platz an der Sonne. Auch den Vorjahres-Aufsteiger SC Paderborn dirigierte ein Trainer mit vergleichsweise wenig Profi-Erfahrung, in Person von Steffen Baumgart, an die Spitze. Dass solche Experimente nicht immer aufgehen, ist klar. Dennoch könnte Hildmann genau der richtige Mann am richtigen Ort sein, um die Roten Teufel wieder ins Rollen zu bringen. Und eine Chance hat er allemal verdient.