Kommentar: Kosta Runjaic: Trauriges Ende einer erfolgreichen Ära

In der 57.Minute fiel am Böllenfalltor auch noch die Anzeigetafel aus. Irgendwie passte diese Randerscheinung an diesem Sonntagnachmittag wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Sowohl zum Spiel als auch zu der Stimmung rund um die „Lilien“. Die Mannschaft von Trainer Kosta Runjaic lag zu diesem Zeitpunkt gegen den 1.FC Heidenheim 0:1 hinten und war hoffnungslos unterlegen. Allein Torhüter Zimmermann verhinderte einen weitaus höheren Rückstand.

„An uns liegt es nicht, wir haben alles erledigt"

Eine traurige Vorstellung der „98er“, die sich auch im weiteren Spielverlauf nicht steigern konnten und am Ende mit dem 0:2 noch glimpflich davonkamen. Dabei wusste das Team, dass diese Partie die vermutlich letzte unter ihrem aktuellen Coach sein sollte. Die gebotene Leistung veranlasste viele der 4800 Zuschauer bereits Mitte der zweiten Halbzeit das Stadion zu verlassen. So erlebte noch nicht mal die Hälfte der Besucher den Schlusspfiff des letzten Spiels unter der Regie von Kosta Runjaic, den es zum Tabellenletzten der zweiten Fußballbundesliga, den MSV Duisburg, zieht. Ein unwürdiges Ende einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Vize-Präsident Rüdiger Fritsch bestätigte nach der Partie gegenüber liga3-online.de, dass nur noch Formalitäten mit den Meiderichern zu klären sind: „An uns liegt es nicht, wir haben alles erledigt. Ich gehe davon aus, dass wir im Laufe der kommenden Woche Vollzug melden können“, sagte der designierte Vereinschef, der auf der nächsten Jahreshauptversammlung Nachfolger des scheidenden Präsidenten Hans Kessler werden soll. Zwischen 50.000 bis 100.000 Euro werden die „Zebras“ auf das Konto der Darmstädter überweisen. Auch einen Trainer haben die Südhessen laut Fritsch wohl gefunden, allerdings „machen wir einen Schritt nach dem anderen, das heißt, dass wir niemanden vorstellen, solange wir offiziell noch einen Trainer haben. Frank Leicht wird es jedenfalls nicht werden.“

 Runjaic führt die Lilien in die 3. Liga

Nicht wenige, die es mit dem SV98 halten, sind nach den letzten Vorstellungen der Mannschaft froh, dass ein neuer Trainer am Böllenfalltor vorgestellt wird. Vor gut zwei Monaten noch undenkbar. Runjaic übernahm den Verein im März 2010 und führte ihn erst zum Klassenerhalt und dann völlig überraschend in die dritte Liga. Dort spielten die „Lilien“ in der letzten Saison eine gute Rolle, sicherten frühzeitig die Klasse und schlossen auf Platz 14 ab. Darmstadt lag ihm zu Füßen, jeder Darmstadt-Fan schwärmte von „Coach Kosta“. Dann schwenkte die Stimmung innerhalb kürzester Zeit um: Schon die Vorbereitung auf die aktuelle Saison lief nicht optimal, mit Marcus Steegmann fiel ein Schlüsselspieler komplett aus. Nun, zum Zeitpunkt des Abschiedes nach 8 Spieltagen, haben Runjaic und sein Team, so scheint es, schon den gesamten Kredit im Umfeld aufgebraucht. Mit teils blutleeren Auftritten, geprägt von offensiver Harmlosigkeit und individuellen Fehlern, kam jene negative Stimmung zurück, die man eigentlich in den Tiefen der Regionalliga gelassen hatte.

Trennung vielleicht die beste Lösung

Diese Darmstädter Eigenheit, diese Extremform des Himmelhochjauchzend und Zu Tode betrübt, monierte Runjaic während seiner Zeit in Darmstadt immer wieder, mahnte an, „nicht zu vergessen, wo wir herkommen.“ Auch die mangelnde Unterstützung seitens der Fans kritisierte der gebürtige Wiener: „Gegen Rostock war die Stimmung schon nicht so gut. In Wiesbaden war es wieder besser, aber heute war das gar nichts. Ich verstehe nicht, warum man die Mannschaft nicht bedingungslos anfeuert“, so ein sichtlich enttäuschter Runjaic auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Es scheint, als ob die Darmstädter in seinen Augen die bisherigen Leistungen des Teams, aber auch seine eigenen, nicht honorieren. Sicherlich auch ein Grund für den Schritt zum MSV. An diesem Punkt angekommen ist eine Trennung bei näherem Hinsehen vielleicht die beste Lösung. Allerdings findet diese im unwürdigsten Rahmen statt, denn Kosta Runjaic hat in Darmstadt Sensationelles geleistet. Das sollte man nicht vergessen. Es bleibt den Verantwortlichen zu wünschen, in der Auswahl des neuen starken Mannes wieder so ein glückliches Händchen zu beweisen.

FOTO: o-m-d.org

 

   

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