Kommentar: Glawogger-Aus beim Waldhof als Bankrotterklärung

Nach gerade mal zwei Spieltagen hat der SV Waldhof Mannheim die Reißleine gezogen und sich mit sofortiger Wirkung von Cheftrainer Dominik Glawogger getrennt. Und damit von jenem Coach, für den die Buwe erst vor wenigen Wochen sogar eine Ablöse auf den Tisch gelegt hatten. Auch deshalb kommt das Aus des 35-Jährigen nun einer Bankrotterklärung gleich. Ein Kommentar.
Waldhof verkommt zum Chaosklub
Wer denkt, der Waldhof hätte in Sachen Trainerentlassungen in den letzten Jahren schon alles durch, der sah sich getäuscht – wieder einmal. Einen Trainer nach nur zwei Spieltagen zu entlassen, mutet schon sehr skurril an. Man muss sich das nochmal vor Augen führen: Erst am 9. April wurde Gerhard Zuber als neuer Sport-Geschäftsführer des SV Waldhof verpflichtet, noch am selben Tag stellte er in einer seiner ersten Amtshandlungen Trainer Bernhard Trares trotz einer ordentlichen Bilanz frei, verpflichtete mit Dominik Glawogger einen völlig unerfahrenen Nachfolger, der nicht mal über die vorgeschriebene UEFA-Pro-Lizenz verfügt, zahlte für diesen im Sommer eine Ablöse, weil der 35-Jährige zur neuen Saison bereits als U19-Coach bei Jahn Regensburg unterschrieben hatte und stellt ihn dann nach gerade mal zwei Spieltagen frei.
Es klingt wie die Handlung aus einem schlechten Film, ist aber tatsächlich die Realität beim Waldhof, der angesichts manch seltsamer Personalentscheidungen in den letzten Jahren immer mehr zum Chaosklub verkommt. Seit dem Aufstieg 2020 standen insgesamt sieben Trainer an der Seitenlinie, Bernhard Trares sogar gleich zweimal. Gesucht wird nun der achte Coach. Von Kontinuität sind die Buwe schon seit einiger Zeit so weit entfernt wie von früheren Bundesliga-Zeiten: nämlich Lichtjahre.
Trennung an sich ist durchaus nachvollziehbar
Sicherlich: Die Entlassung Glawoggers lässt sich, selbst zu diesem sehr frühen Zeitpunkt der Saison, durchaus nachvollziehen. Weil unter dem 35-Jährigen keine Entwicklung zu sehen war und weil dieser offenbar sein eigenes Ding durchziehen wollte. Die Tribünen-Verbannung von Terrence Boyd und Marcel Seegert, der seinen Herzensverein daraufhin sogar verlassen hat, ist das beste Beispiel dafür. Auch die Tatsache, dass Glawogger weder gegen Verl noch in Rostock auf Neuzugänge in der Startelf setzte, sondern jenen Spielern das Vertrauen schenkte, die in der letzten Saison fast abgestiegen waren, warf Fragen auf.
Doch neu ist die etwas spezielle Art von Glawogger, der sich auf Pressekonferenzen gerne hinter Phrasen versteckte und nur selten konkret auf Fragen antwortete, nicht. Schon in der letzten Saison ließ er mit seltsamen Personalentscheidungen aufhorchen und wirkte wenig nahbar. Zuber muss sich den Vorwurf gefallen lassen, im Sommer in der Trainerfrage keine Weitsicht bewiesen zu haben. Denn einen Trainer nach nur zwei Spieltagen zu entlassen, ist nichts anderes als eine Bankrotterklärung – gerade für einen erfahrenen Sportchef. Zumal die komplette Vorbereitung unter Glawogger nun praktisch wertlos war. In vielen anderen Branchen müsste Zuber nun ebenfalls seinen Hut nehmen, doch im Fußball, und gerade beim Waldhof, ticken die Uhren ein bisschen anders.