Kommentar: Dynamo geht mit der Anfang-Verpflichtung ins Risiko

Alles auf Anfang heißt es bei Dynamo Dresden. Das gilt nicht nur für den x-ten Neustart in der 3. Liga, sondern vor allem auch auf der Trainerposition. Dort wird künftig Markus Anfang Platz nehmen, der sportlich einen guten Ruf besitzt, durch den Impfpass-Skandal aber massiv in Ungnade gefallen war. Die Verpflichtung ist daher ein Risiko. Ein Kommentar.

Beachtlicher Werdegang

Aus sportlicher Sicht ist Dynamo mit Anfang ein Coup gelungen. Denn dass es den 47-Jährigen nochmals in die 3. Liga ziehen würde, war vor einem Jahr nahezu ausgeschlossen. Zu steil war der Werdegang des gebürtigen Kölners. Ohne Erfahrung als Chefcoach im Profibereich führte er Holstein Kiel bei seiner ersten Trainerstation im bezahlten Fußball 2017 auf Anhieb in die 2. Liga und anschließend sogar fast in die Bundesliga, wäre nicht in der Relegation gegen den VfL Wolfsburg Endstation gewesen.

Danach leitete er beim 1. FC Köln erfolgreich den Neuanfang nach dem Erstliga-Abstieg ein und belegte mit den Rheinländern fast durchgehend einen Aufstiegsplatz, ehe er drei Spieltage vor Saisonende überraschend gehen musste – trotz der Tabellenführung zu diesem Zeitpunkt. Und auch beim SV Darmstadt 98 machte Anfang in der Saison 2020/21 einen guten Job, führte die Lilien auf Platz sieben. Unter dem Strich steht aus 145 Zweit- und Drittliga-Spielen ein beachtlicher Punkteschnitt von 1,69. Das unterstreicht nochmal, warum sich die Anfang-Verpflichtung sehen lassen kann. Allein darauf bezogen hat Sportchef Ralf Becker, der mit Anfang bereits in Kiel erfolgreich zusammengearbeitet hat, also alles richtig gemacht.

Kann Dynamo dem Gegenwind standhalten?

Der Haken an der Sache: So gut Anfangs sportlicher Ruf ist, so sehr hat das Ansehen des 47-Jährigen in den letzten Monaten durch den Impfpass-Skandal Schaden genommen. Zwar hatte er sich vor einigen Wochen im ZDF-Sportstudio glaubwürdig entschuldigt und reumütig gezeigt und hat ohne Frage wie jeder Mensch eine zweite Chance verdient. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Verpflichtung für mächtig Unruhe sorgen wird. Zum einen in der Fußball-Branche, der er mit seinem Handeln einen mächtigen Bärendienst erwiesen hatte. Das Medienecho war in den letzten Tagen riesig – und dürfte noch weiter zunehmen. Zum anderen aber auch im direkten Umfeld von Dynamo. Es scheint, als wäre die Anhängerschaft in dieser Personalie gespalten wie selten zuvor. Dass manch einer gar ankündigte, seine Mitgliedschaft kündigen zu wollen, zeigt, wie sehr der Name Anfang polarisiert.

Die Frage ist: Kann Dynamo dem Gegenwind standhalten? Jetzt, wo mit der Kaderplanung der Grundstein für den sofortigen Wiederaufstieg gelegt werden muss? Ohne Frage geht Dynamo mit der Anfang-Verpflichtung ein Risiko ein, da nicht vollends abzusehen ist, wie sehr die Personalie alle anderen Themen überlagern wird. Klar ist: Zu Saisonbeginn müssen schnell Erfolge her, damit der Fokus wieder auf dem Sportlichen liegt. Andernfalls könnte die Personalie zum Pulverfass werden – nicht zuletzt auch für Becker, der bei Spieler- und Trainer-Verpflichtungen in der letzten Saison nicht immer ein glückliches Händchen hatte.

   

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