Kommentar: Die Luft für Ziegner wird dünn
Der Hallesche FC befindet sich in der Krise. Seit Wochen bleibt die Mannschaft weit hinter den eigenen Ansprüchen, mit dem Aus im Landespokal hat die Talfahrt ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Die Luft für Trainer Torsten Ziegner wird dünn. Ein Kommentar.
Rasant bergab
Vor drei Monaten war die Welt beim Halleschen FC in Ordnung. Am 7. November des vergangenen Jahres verkündete der Verein die Vertragsverlängerung mit Trainer Torsten Ziegner. Eine Leistung, auf die sie bei den Saalestädtern zurecht stolz sein durften. Denn der 42-Jährige hatte mit seiner Arbeit beim HFC seit Sommer 2018 auf sich aufmerksam gemacht. Auch Zweitligisten hatten ihre Fühler nach dem gebürtigen Thüringer ausgestreckt. Doch der entschied sich für eine Ausweitung seines Arbeitspapiers in Halle. Es war der Startschuss für den Angriff auf die 2. Liga. Ob schon in dieser oder der kommenden Saison war dabei nicht entscheidend.
Nun, Anfang Februar, sitzt der Schock beim HFC tief. Seit jenem Tag holte die Mannschaft nur sieben Punkte aus acht Spielen, gleich fünf Partien gingen verloren. Die Siege in Jena und zu Hause gegen Duisburg, die die Bilanz noch aufpolieren, waren jedoch keinesfalls der Ertrag souveräner Auftritte. Vom Aufstieg träumt in Halle mittlerweile nur noch der kühnste Optimist, zumal der Rückstand auf Rang drei bereit sieben Punkte beträgt. Tabellenführer Duisburg ist gar schon elf Zähler enteilt. Zum Vergleich: Nach dem achten Spieltag, als der HFC von der Spitze grüßte, lagen die Saalestädter noch fünf Zähler vor den Zebras.
Kredit bei Fans ist aufgebraucht
Seitdem hat sich die Stimmung im Fanlager enorm gewandelt. Der "Messias" Ziegner, der den Klub vom Image der grauen Maus befreit hatte, ist bei vielen Anhängern nach den schwachen Leistungen der letzten Wochen angezählt, der Kredit aus fast anderthalb erfolgreichen Jahren ist aufgebraucht. "Keiner der vorangeht und die Leute mitreißen kann. Da stimmt die Chemie nicht mehr", schrieb ein Fan auf der Facebook-Seite des Halleschen FC. Auch von "peinlich", "ideenlos" und "erbärmlich" ist den Kommentaren die Rede. Die Frage, ob Ziegner noch der richtige Trainer für den Verein ist, stellt sich den Fans nach dem peinlichen wie schwachen Aus im Landespokal bei Viertligist Halberstadt mehr denn je.
Und das ist nachvollziehbar. In den jüngsten Wochen ließ die Mannschaft die Stärken vom hervorragenden Saisonstart komplett vermissen. Die Offensive präsentiert sich ideenlos und ohne Spielwitz, die Defensive ist anfällig. Das Gefühl, die Spieler wären eine Einheit, ging verloren. Es herrscht Ratlosigkeit, auch Ziegner zeigte sich vom Auftritt seiner Mannschaft in Halberstadt geschockt. Eine Weiterentwicklung ist unter dem 42-Jährigen im Moment nicht erkennbar. Im Gegenteil. Ein schlechtes Zeichen im Profi-Geschäft. Das registriert natürlich auch die Klubführung um Präsident Jens Rauschenbach. Die Entscheidungsträger werden nichts überstürzen und nicht aus dem Affekt heraus handeln. Ziegner wird sehr wahrscheinlich beim Spiel in Chemnitz am Sonntag noch auf der Bank sitzen. Doch allen ist klar: Geht auch das Derby verloren, scheint eine Trennung nicht ausgeschlossen.