Trotz verpasstem Rekord: Köllner mit "Riesenkompliment"
Erstmals nicht gewonnen und zudem einen Drittliga-Rekord verpasst: Beim TSV 1860 München hätte es nach dem 1:1 in Köln durchaus Grund für Enttäuschung gegeben. Doch das Gegenteil war der Fall – auch, weil ein Schachzug von Trainer Michael Köllner voll aufging.
Verlaat als Stürmer
Als im Sportpark Höhenberg die Schlussphase begann und die Löwen nach einem Gegentor aus der 24. Minute noch immer in Rückstand lagen – Risse hatte einen von Morgalla verschuldeten Elfmeter verwandelt -, traf Köllner eine Entscheidung, die durchaus für Überraschung sorgte. So beorderte er Jesper Verlaat von der Innenverteidigung in den Sturm, wo er fortan eine Doppelspitze mit Fynn Lakenmacher bildete. Ein ungewöhnlicher Schachzug, der aber voll aufging: Vier Minuten vor dem Abpfiff brachte Lakenmacher den Ball ins Zentrum, wo Verlaat am höchsten stieg und zum Ausgleich traf.
"Ich musste einfach nur richtig stehen", wollte der Niederländer seinen Treffer als Stürmer bei "MagentaSport" nicht überbewerten. Vielmehr zeigte er sich überrascht, "dass ich schon so früh nach vorne gezogen wurde". Für Köllner war es aber die logische Konsequenz: "Wir haben gemerkt, dass wir auf die Innenverteidiger einen Mann draufstellen müssen. Es freut mich, dass Jesper sich mit dem Tor belohnt hat." Ob der etatmäßige Abwehrspieler ein heimlicher Knipser oder doch eher Typ Brechstange ist, darauf wollte sich der Löwen-Coach nicht festlegen: "Beides", grinste er.
"Aller Ehren wert"
Von Enttäuschung, nicht auch das sechste Spiel gewonnen und damit einem Drittliga-Rekord aufgestellt zu haben, war bei Köllner keine Spur. "So wie sich die Mannschaft gegen die Niederlage gestemmt und spät noch den Ausgleich erzielt hat, ist aller Ehren wert", befand der 52-Jährige und sprach seiner Mannschaft, die erstmals in dieser Saison in Rückstand geraten war, ein "Riesenkompliment" aus. "Hut ab, wie die Jungs marschiert sind und um jeden Zentimeter gefightet haben. Sie wollten unbedingt das Tor machen." Verlaat dazu: "Wir haben Charakter gezeigt". Mit dem Remis könnten die Löwen daher "absolut leben", wie Köllner befand – nicht zuletzt wegen eines starken Gegners: "Viktoria Köln kann am Ende unter die Top5 kommen, das hat man heute gemerkt."
Groll hegte der Löwen-Coach allerdings wegen eines nicht gegebenen Elfmeters nach 53 Minuten, als Boyamba im Strafraum gegen Siebert zu Fall gekommen war. "Er touchiert ihn leicht, dadurch kommt er aus dem Tritt. Man muss ja keinem den Fuß brechen, es reicht ja schon, wenn er aus dem Rhythmus gebracht wird. Das ist hier passiert." Der Oberpfälzer sprach von einem "prädestinierten Elfmeter" und konnte es nicht verstehen, "warum der Schiedsrichter das nicht gepfiffen hat". Der Ärger darüber hielt beim Löwen-Trainer allerdings nur kurz an, schnell kam er darauf zu sprechen, dass sein Team weiterhin ungeschlagen sei und nach sechs Spieltagen bereits 16 Punkte auf dem Konto hat. "Das ist eine Menge Holz." Mehr von selbigem sammeln können die Sechzger in einer Woche beim MSV Duisburg.