Köllner rechnet ab: "Beruf einstellen, bis Impstoff entwickelt ist?"

Gemeinsam mit Geschäftsführer Günther Gorenzel stand 1860-Cheftrainer Michael Köllner am Donnerstag in einer Video-Pressekonferenz für Fragen und Antworten parat. Der Oberpfälzer äußerte dabei seinen Unmut über das gesellschaftliche Bild, das der Fußball als Berufsfeld inzwischen eingenommen zu haben scheint. Und auch die Abbruch-Befürworter bekamen eine Spitze des Coaches zu spüren.

"Leider vom Neid zerfressen"

Seit November ist Michael Köllner als Cheftrainer vom TSV 1860 München eingestellt und erlebte seither keine einzige Niederlage mit den Löwen. Die Zeit beim Drittligisten war für den Oberpfälzer somit durchweg positiv – bis die Coronakrise kam und Köllners Bild der Gesellschaft auf den Profi-Fußball erschüttert wurde. In einer Video-Pressekonferenz schimpfte der 50-Jährige regelrecht: "Warum neidet man es den Fußballern, ihren Beruf auszuüben? Ich neide es meinem Nachbarn auch nicht, dass er seinem Beruf nachgehen kann."

Durch sämtliche Maßnahmen, die aktuell intensiv von jeder Seite diskutiert werden, versuche der Fußball schließlich auch "alle Gesundheitsrisiken zu minimieren". Deswegen will auch Köllner seinen Beruf "so schnell wie möglich" wieder ausüben dürfen. "Das gönne ich jedem Biergarten, jedem Wirtshaus. Wir sind ein tolles Land, aber leider vom Neid zerfressen", gibt der 50-Jährige deshalb zu bedenken.

"Wir sind kein Freizeitfußball"

Ganz zu schweigen vom finanziellen Aspekt, denn Fußball-Klubs repräsentieren längst nicht mehr nur eine Sportart. 1860 ist auch als Unternehmen gefragt. "Sollen wir alle unseren Beruf einstellen, bis der Impfstoff entwickelt ist und dem Steuerzahler bis dahin mit Kurzarbeit zur Last fallen? Wer soll das am Ende alles bezahlen?", stellt Köllner daher die Fragen, die in einem umfangreichen Szenario anfallen würden. Denn auch Profi-Fußballer ist am Ende ein Beruf: "Jeder Berufsstand muss Lösungen finden. Ich will nicht, dass es meinen Beruf irgendwann nicht mehr gibt. Wir sind Profifußball – und kein Freizeitfußball."

Zum Abschluss kritisierte Köllner im Zuge dessen auch die Abbruch-Befürworter der 3. Liga. "Wenn sie das nicht können, bin ich ganz offen: Dann können sie nicht mehr mitspielen", zeigt sich der 1860-Coach gnadenlos und vergleicht: "Ich kann auch nicht mit einem Auto fahren, wenn ich mir am Ende den Unterhalt nicht leisten kann." Das sei "leider dramatisch", aber "dann ist das so". Schließlich würde auch 1860 München – als Team mit der höchsten Stadionauslastung der 3. Liga – künftig ohne Zuschauer spielen. "Das ist ein starkes Handicap. Auch wir müssen Opfer bringen", schließt Köllner die Diskussion ab.

   

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