Köllner platzt der Kragen: "Die Ergebnisse stinken mir gewaltig"
1860-Trainer Michael Köllner gilt eigentlich als ruhiger Typ. Auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim Halleschen FC platzte dem 51-Jährigen aber der Kragen.
"Das geht mir gegen den Strich"
Mit 6:1 konnten die Löwen das Hinspiel gegen Halle gewinnen und damit den höchsten Saisonsieg einfahren. Eine Tatsache, die Köllner aber herzlich wenig interessierte: "Was nützt uns das? Was interessiert mich, was vor vier Monaten war? Aktuell hängt mir die Niederlage in Duisburg nach." Das 0:1 beim MSV schlage dem 1860-Coach "noch immer auf den Magen", wie er zugab: "Wir sind angepisst, weil wir verloren haben." Es war bereits die dritte Niederlage in den vergangenen sechs Spielen. "Die Ergebnisse stinken mir, das geht mir gegen den Strich", schimpfte Köllner. "Wir haben kein Spiel verloren, in dem uns der Gegner überlegen war." Es nerve ihn, "dass wir vom Platz gehen und ich das Gefühl habe, dass der Gegner nicht gewonnen hat, weil er die bessere Mannschaft war".
Die Statistik der "Expected Goals" unterstreicht das, wie Sport-Geschäftsführer Gorenzel ausführte: "Bis auf zwei Spiele waren wir in dieser Statistik immer die bessere Mannschaft. Im Mittelfeld machen wir ein sehr gutes Spiel, aber dort, wo es wehtut, fehlt es oft an der nötigen Konsequenz." Das sieht auch Köllner so: "Immer ist irgendwas: Mal pennen die Innenverteidiger, mal ist die Chancenverwertung richtig scheiße, dann verschießen wir einen Elfmeter oder kassieren eine rote Karte." Die Einstellung stimme zwar, allerdings habe 1860 schon viele Punkte liegengelassen. "Es gab kein Spiel, das wir verdient verloren haben", so Gorenzel.
"Sind nicht in der Position, die 3. Liga zu bestimmen"
Dass 1860 zuletzt nach oben hin abreißen lassen musste und nach nur drei Punkten aus den vergangenen fünf Partien nun bereits neun Zähler hinter dem Relegationsplatz liegt, machte Köllner auch an den begrenzten finanziellen Mitteln fest: "Wir haben nicht den stärksten Motor. Ich kann mit meinem Nissan in der Formel 1 starten und hoffen, dass ich jede Woche gewinne. Das ist nicht realistisch." Man versuche, mit den gegebenen Mitteln, das Bestmögliche zu erreichen. "Aber wir sind nicht in der Position, die 3. Liga zu bestimmen", stellte der 1860-Coach klar.
Gorenzel ergänzte: "Die Mannschaften, die vor uns liegen, haben einen um 40 bis 80 Prozent höheren Etat als wir. Mit unserem Etat hat es in den letzten zwölf Jahren nur eine Mannschaft geschafft, in die 2. Bundesliga aufzusteigen." Entsprechend spiele 1860 gemessen an den Rahmenbedingungen eine gute Saison, so der Österreicher. "Um aufzusteigen, brauchen wir aber eine Top-Saison", sagte Köllner und schob nach: "Wir sind in der Spur, was die Erwartungen vor der Saison betrifft. Trotzdem ärgere ich mich, weil mehr drin gewesen wäre."
Kritik an Fan-Reaktionen
Was den 1860-Coach ebenfalls ärgerte, waren die Reaktion einiger Fans nach der Niederlage in Duisburg. "In den Kommentaren hieß es nur: 'Der ist schlecht! Der ist schlecht!' An sowas erbreche ich mich stärker als an der Pleite selbst. Das ist der falsche Ansatz." Es gehe darum, einen gemeinsamen Weg zu finden. "Wenn wir das schaffen, wird die 2. Liga als Konsequenz kommen", zeigte sich Köllner zuversichtlich. Klar ist aber: Das Budget wird sich zur neuen Saison nicht erhöhen, entsprechend bleiben die Möglichkeiten und damit auch die Chancen begrenzt.
Zunächst liegt der Fokus aber auf der aktuellen Spielzeit und der Partie in Halle: "Wir müssen uns gewaltig strecken, damit wir die Punkte holen", forderte Köllner eine Steigerung. Denn abschenken will 1860 die Saison auf keinen Fall: "Es sind noch 36 Punkte zu vergeben, es ist noch nicht vorbei." Während Dennis Erdmann nach seiner roten Karte gesperrt fehlt, ist Daniel Wein nach seiner Muskelverletzung im Adduktorenbereich noch kein Thema. Ob 1860 an die Leistung aus dem Hinspiel anknüpfen kann? Drei Punkte dürften den Löwen-Coach vorerst etwas beruhigen.