Kniat: "Wollen nicht nur die Aussicht auf dem Betzenberg genießen"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Michel "Mitch" Kniat, neuer Trainer des SC Verl, über sein Debüt im Auswärtsspiel beim 1. FC Kaiserslautern, die tolle Aussicht auf dem Betzenberg, die Fußstapfen von Ex-Coach Guerino Capretti und die Ziele mit dem SC Verl.
"Aufgeregt ist das falsche Wort"
liga3-online.de: Am Samstag geben Sie Ihr Debüt für den SC Verl in der 3. Liga. Sind Se schon aufgeregt, Herr Kniat?
Mitch Kniat: Aufgeregt ist das falsche Wort. Natürlich ist eine gewisse Vorfreude da. Am Ende ist es ein Spiel, welches wir mit dem maximalen Erfolg abschließen wollen.
Wie lange mussten Sie überlegen, als Sie das Angebot des Sportclubs vorliegen hatten?
Es ist kein Geheimnis, dass der Verein und ich uns über ein Engagement ab Sommer 2022 unterhalten haben und in den Verhandlungen weit fortgeschritten waren. Als dann die Anfrage kam, kurzfristig zu übernehmen, war mir sofort klar: Ich will dem Verein helfen. Daher bin ich auch dem SC Paderborn dankbar, mir in der laufenden Saison die Freigabe gegeben zu haben.
Sie treten in die Fußstapfen von Guerino Capretti, der den SC Verl in die 3. Liga gebracht hatte. Wie ist Ihr Eindruck vom Team nach den ersten Einheiten?
Sehr gut. Die Mannschaft ist topfit und zieht komplett mit. Wir hatten nach der jüngsten Absage gegen Zwickau etwas mehr Zeit, uns noch besser kennenzulernen und an unserem Spiel zu arbeiten.
In der 3. Liga schlagen Sie ein neues Kapitel auf. Was für einen Fußball wollen Sie von Ihrer Mannschaft sehen?
Sie sagen es schon korrekt: Ich will vor allem Fußball sehen (lacht). Mir ist es wichtig, dass wir den Powerfußball zeigen, den man vom Sportclub kennt und der uns auch ausmacht.
Als was für einen Trainertypen würden Sie sich am ehesten beschreiben?
Sich selbst zu beschreiben, ist immer etwas schwierig. Ich bin ein ehrlicher, geradliniger und direkter Mensch. Man weiß, wo man bei mir steht und was zu tun ist. Ich denke, das trifft es ganz gut.
Nach der Spielabsage gegen den FSV Zwickau geben Sie Ihr Debüt beim Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern. Ein ordentliches Duell zum Auftakt, oder?
Vor 20.000 Zuschauern zu spielen, ist doch für alle eine feine Sache. Wir haben so lange ohne Fans gespielt. Das macht diesen tollen Sport doch aus. Emotionen auf den Rängen gehören definitiv zum Spiel. Und vor allem wollen wir nicht einfach nur dabei sein, sondern auch mitmischen und auf dem Betzenberg nicht nur die tolle Aussicht genießen.
Wie gehen Sie die Aufgabe an, um wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren?
Wir gehen mit einer klaren Idee in das Spiel. Die Jungs ziehen super mit und geben in jedem Training alles. Harte Arbeit wird am Ende des Tages auch belohnt. Davon bin ich überzeugt.
"Wollen offensiv spielen"
Sie waren in Ihrer aktiven Zeit Innenverteidiger. Wird die Defensive auch das Fundament in Ihrer Arbeit als Trainer?
Wir wollen offensiv spielen, früh pressen und dabei hinten wenig zulassen. Aber ja: Wenn wir defensiv stabil stehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir mindestens einen Punkt holen.
Noch vor wenigen Jahren waren Sie noch selbst am Ball. Hilft Ihnen der kaum vorhandene Altersunterschied bei der Arbeit mit den Spielern?
Inzwischen bin ich auch schon seit acht Jahren als Trainer aktiv. Als Chefcoach muss man ein feines Gespür für seine Mannschaft entwickeln. Das ist nicht zwingend eine Frage des Alters.
Mit 25 Punkten belegt der SC Verl derzeit einen Abstiegsplatz. An welchen Stellschrauben müssen Sie drehen, um den Klassenverbleib noch zu erreichen?
Defensiv kompakt stehen und vorne eiskalt sein. Das wird der Schlüssel zum Erfolg sein. Dann holen wir auch die benötigten Punkte. Am Ende wollen wir einen Zähler mehr auf dem Konto haben als der Viertletzte, um so den Klassenverbleib in der 3. Liga zu feiern.
Sie waren als Spieler für Kickers Emden und den KFC Uerdingen in der damaligen drittklassigen Regionalliga Nord aktiv. Ist diese überhaupt noch mit der jetzigen 3. Liga vergleichbar?
Das Spiel heute ist noch einmal viel intensiver und schneller als noch vor ein paar Jahren geworden. Aber auch zu meiner Zeit waren tolle Mannschaften in der Liga vertreten, die jetzt in der Bundesliga, 2. Bundesliga und in der 3. Liga aktiv sind.
In Ihrer letzten Station beim Blumenthaler SV haben Sie Ihre Liebe für’s Toreschießen entdeckt. Wie kam es, dass Sie so spät noch einen Torriecher entwickelt haben?
Als Spielertrainer hat man den Vorteil, dass man das System passend auf sich zuschneiden kann. Das habe ich dann auch gemacht, sodass ein paar Tore dabei herausgesprungen sind (lacht).