Kleineheismann: "Ein Traum, in der Bundesliga tätig zu sein"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Stefan Kleineheismann, Co-Trainer des Bundesligisten DSC Arminia Bielefeld, über den rasanten Übergang vom Drittliga-Profi zum Assistenten eines Erstligisten, welcher Trainer ihm während seiner aktiven Laufbahn am meisten mit auf dem Weg gegeben hat und wem er in der 3. Liga noch die Daumen drückt.

"Ein absolutes Privileg"

liga3-online.de: Vor rund 1,5 Jahren haben Sie selbst noch beim 1. FC Schweinfurt noch selbst auf dem Platz gestanden. Nun sind Sie Co-Trainer beim Bundesligisten DSC Arminia Bielefeld. Müssen Sie sich manchmal selbst kneifen, wie schnell das alles geht?

Stefan Kleineheismann: Es ist ein Geschenk, wie schnell die Ereignisse ihren Lauf genommen haben. Aber manchmal ist es im Fußball so. Es hat sich eine herausragende Möglichkeit geboten, die ich auf jeden Fall annehmen wollte. Für mich ist es ein absolutes Privileg, Erfahrungen in der Bundesliga sammeln zu dürfen.

Unter Frank Kramer hatten Sie bei der U19 und der U23 der SpVgg Greuther Fürth Ihre ersten Schritte im Herrenfußball gemacht. Da müssen Sie in jungen Jahren bereits einen ordentlichen Eindruck hinterlassen haben, oder?

Ich war damals der Kapitän unter Frank Kramer. Wir haben uns schon immer sehr gut verstanden. Als sein verlängerter Arm auf dem Platz war ich ständig mit ihm in Kontakt und habe auch immer wieder Sachen hinterfragt. Schon in jungen Jahren habe ich mir immer meine Gedanken über das große Ganze gemacht. So richtig ist der Kontakt mit ihm aber neu entfacht, als wir uns vor einigen Jahren bei meiner Schulung für den DFB-Jugend-Elite-Schein getroffen hatten. Damals hielt er einen Vortrag. Seitdem waren wir ständig in Kontakt, haben öfter miteinander telefoniert und uns auch inhaltlich über Trainingsmethoden ausgetauscht.

In Ihrem Alter stehen viele Spieler selber noch auf dem Platz. Sie haben sich frühzeitig für eine Trainerlaufbahn entschieden. Wann haben Sie während Ihrer aktiven Laufbahn erkannt, dass Sie auch ein Talent an der Seitenlinie mitbringen?

Im Sommer 2015 im Alter von 27 Jahren habe ich bei meinem Wechsel vom FC Rot-Weiß Erfurt zum Halleschen FC den Entschluss gefasst, nebenbei ein zweites Standbein aufbauen zu wollen und eine Trainerlaufbahn vorzubereiten. Wenn man in diesem Alter zuvor noch nicht in der 2. Bundesliga gespielt hat, bleibt einem nur noch die Möglichkeit, mit dem aktuellen Team den Aufstieg zu schaffen. Daher habe ich mich dazu entschlossen, parallel ein Studium im Bereich Sportmanagement an der ESM-Acadamy zu absolvieren. Das gab mir die Möglichkeit, weitere Eindrücke – auch hinter den Kulissen – zu sammeln.

In Schweinfurt haben Sie dann auch die Möglichkeit bekommen, als Spielertrainer Erfahrungen zu sammeln. Kam der Schritt zum richtigen Zeitpunkt?

Ich bin dem Verein sehr dankbar, dass er mir diese Gelegenheit gegeben hat, nachdem ich bereits auch eine Junioren-Mannschaft übernommen hatte. Allerdings hat mich auch ein Knorpelschaden immer wieder gesundheitlich zurückgeworfen. Aber es war nie eine Entscheidung gegen die aktive Laufbahn. Ich liebe den Fußball und hätte wahrscheinlich so lange gespielt, bis ich vom Platz getragen werden müsste. Meine Verletzung und der erste Lockdown haben aber eine neue Tür geöffnet.

Aktuell sind Sie im Besitz der Trainer-A-Lizenz. Für wann visieren Sie den Fußballlehrer an?

Aktuell ist das leider noch nicht möglich. Ich kann mich frühestens in zwei Jahren für den Lehrgang bewerben. Ob ich dann bereits im ersten Durchlauf die Chance erhalte, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ist es der nächste logische Schritt. Bis dahin konzentriere ich mich aber auf meine Aufgaben in Bielefeld. Die Erfahrungen will ich wie ein Schwamm aufsaugen.

Was für ein Trainertyp wollen Sie sein?

Am liebsten der, den ich mir selbst immer gewünscht hatte. Ich will Spieler auf jeder Ebene weiterbringen. Mir ist es aber vor allem wichtig, dass ich menschlich immer einen guten Draht zu meinen Spielern habe. Ich möchte nah dran sein an der Mannschaft. Jetzt, in meiner Rolle als Co-Trainer, ist es vielleicht noch einfacher. Aber auch als Chefcoach will ich alle Spieler mit im Boot haben. Der menschliche Aspekt ist mir extrem wichtig.

 

"Am FCM führt kein Weg vorbei"

In Ihrer aktiven Zeit haben Sie so einige Trainer kennengelernt. Von wem konnten Sie am meisten lernen?

Es wäre einigen Trainern gegenüber ungerecht, ein Ranking aufzustellen. Es gibt von jedem etwas, was ich mir gerne abgeschaut habe. Dennoch ist es wichtig, dass ich meinen eigenen Weg finde. Stefan Böger hat mich zum Beispiel inhaltlich sehr geprägt. Von Rico Schmitt kann ich mir sicherlich eine Scheibe von seinem menschlichen Umgang mit den Spielern abschneiden.

Sie hatten sich selbst einmal als Fußball-Freak bezeichnet. Welche Ziele wollen Sie als solch fußballverrückter Trainer erreichen?

Fußball ist ein Tagesgeschäft. Ich bin kein großer Freund davon, einen Fünf-Jahres-Plan mit Zielen aufzustellen, die ich bis dahin erreichen will. Ich setze Vertrauen in meine eigene Arbeit. Der Weg wird sich dann von alleine formen. Aktuell lebe ich den Traum, in der Bundesliga tätig zu sein.

In der 3. Liga hatten Sie für die Kickers Offenbach, den FC Rot-Weiß Erfurt und den Halleschen FC insgesamt 222 Spiele absolviert. Wie sehr verfolgen Sie die 3. Liga noch?

Ich versuche mich immer auf dem Laufenden zu bleiben. Besonders auf meinen Ex-Klub Hallescher FC, von dem ich nach vielen tollen Jahren beim Verein selber Fan bin, schaue ich noch ganz genau. Ich hoffe, dass der HFC sich weiter von den Abstiegsrängen entfernt. Außerdem haben wir mit Jomaine Consbruch und Sebastian Müller zwei Arminia-Spieler an Eintracht Braunschweig ausgeliehen. Wir drücken ihnen die Daumen, dass sie mit der Eintracht den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu realisieren.

Wer wird am Ende das Rennen um den Aufstieg machen?

Als HFC-Anhänger fällt es mir schwer, aber ich glaube am 1. FC Magdeburg führt in dieser Saison kein Weg dran vorbei. Dahinter ist das Feld so eng beieinander, dass man so gut wie keine Prognose abgeben kann.

Was war bislang aus Ihrer Sicht die größte Überraschung in dieser Saison?

Da fällt mir auf Anhieb der bisherige Verlauf des SV Meppen unter meinem früheren Trainer Rico Schmitt ein. Das sind die Geschichten, die der Fußball schreibt: in der vergangenen Saison nur knapp dem Abstieg entgangen, weil der KFC Uerdingen keine Lizenz erhalten hat, und nun spielen sie um den Aufstieg mit. Ich drücke ihm die Daumen, weil Rico Schmitt ein hervorragender Typ und Trainer ist.

   

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