Kirchhoff im Interview: "Traum von der 2. Bundesliga lebt"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Uerdingens Kapitän Jan Kirchhoff über den Aufwärtstrend seit dem Trainerwechsel, Coach Daniel Steuernagel und Team-Manager Stefan Effenberg, den regelmäßigen Medientrubel um den ehemaligen Bundesligisten und das Lokalduell beim MSV Duisburg am Montagabend.
"Effenberg tut dem Verein gut"
liga3-online.de: Seit der Freistellung von Heiko Vogel holte der KFC Uerdingen zehn von zwölf möglichen Punkten. Ist das Zufall oder war der Trainerwechsel notwendig, Herr Kirchhoff?
Jan Kirchhoff: Erst einmal möchte ich betonen, dass Heiko Vogel ein kompetenter Trainer ist. Wir haben auch unter ihm einige ordentliche Spiele abgeliefert, aber leider oft unglücklich verloren. Der Trainerwechsel hat dann aber definitiv etwas bewirkt. Mit der neuen Konstellation im Trainerteam mit Teamchef Stefan Reisinger und Trainer Daniel Steuernagel sind wir besser zusammengewachsen und zeigen konstanter solide Leistungen.
Hat auch der Einstieg von Stefan Effenberg als Team-Manager etwas mit dem derzeitigen Erfolg zu tun? Wie nah ist "Effe" an der Mannschaft?
Er ist so nah dran, wie er es als Team-Manager nur sein kann (lacht). Stefan Effenberg ist fast bei jedem Training dabei und immer für uns ansprechbar. Seine tägliche Arbeit läuft aber eher im Hintergrund ab. Für die sportliche Leitung im Training ist das Trainerteam verantwortlich. Insgesamt kann man aber sagen, dass Stefan Effenberg dem Verein gut tut. Er bringt ein riesiges Know-how mit und man merkt, dass er etwas verändern möchte.
Woran ist der Positivlauf noch festzumachen?
Unsere Leistungen sind nicht mehr so schwankend. Wir haben es geschafft, Konstanz in unsere Auftritte zu bringen. Das liegt unter anderem daran, dass wir besser verteidigen und generell konzentrierter spielen.
Neuer Trainer ist mit Daniel Steuernagel ein "No Name", der zuvor nur Amateurvereine trainiert hat. Als was für einen Typen haben Sie ihn kennengelernt?
Daniel Steuernagel ist offen, angenehm, kommunikativ und freundlich. Das sind die ersten Attribute, die mir zu ihm einfallen (lacht). Vor allem aber ist er ein Fachmann. Der erste Eindruck ist absolut positiv. Das Zusammenspiel mit Teamchef Reisinger im Trainerteam funktioniert klasse.
"Noch kein gefestigtes Umfeld"
Vorgänger Heiko Vogel betreute schon den FC Basel in der Champions-League, für Daniel Steuernagel ist der KFC Uerdingen der bisher größte Verein. Macht sich so etwas bei der täglichen Zusammenarbeit bemerkbar?
Wir haben ja nun insgesamt ein eher junges Trainergespann. Dass die beiden weniger Erfahrung als Heiko Vogel haben und sich noch keinen großen Namen gemacht hat, spielt überhaupt keine Rolle. Ich finde, dass Namen im Fußball ohnehin egal sind. Es kommt darauf an, was man kann und umsetzt – nicht, wie man heißt oder bei welchen Klubs man in der Vergangenheit war.
Glauben Sie, dass der große Medientrubel um den KFC Uerdingen jetzt erst einmal vorbei ist?
Im Fußball ist das Potential für einen Medientrubel immer da – grundsätzlich gilt das für jeden Profiverein. Dass wir besonders unter Beobachtung stehen, ist uns bewusst. Tatsächlich habe ich die Situation in den ersten Saisonwochen aber als gar nicht so unruhig empfunden. Auch der Zwischenfall mit der WhatsApp-Sprachnachricht von Manuel Konrad wurde intern schnell besprochen und abgehakt. Manuel ist weiterhin fester und wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Zu unserem Beruf gehört auch, Störgeräusche ausblenden zu können und immer fokussiert zu bleiben. Ich glaube, dass wir das ziemlich gut können.
Die Erwartungen von der Vereinsführung an die Mannschaft sind hoch, es soll am besten schon diese Saison hoch in die 2. Liga gehen. Ist das ein realistisches Ziel?
Wie jedes andere Team auch, wollen wir jedes Spiel gewinnen. Wir haben eine große Qualität im Kader und definitiv das Zeug dazu, oben mitzumischen. Allerdings wurde intern nie gesagt, dass der Aufstieg in dieser Saison Pflicht ist. Für ein solches Ziel wäre es auch einfach noch zu früh. Der Verein steckt meiner Meinung nach in den Kinderschuhen. Anders als Vereine wie Eintracht Braunschweig oder der MSV Duisburg haben wir noch kein gefestigtes Umfeld. Wir sind gerade erst dabei, uns eines aufzubauen. Die Verpflichtung von Stefan Effenberg war dafür ein Schritt in die richtige Richtung. Der Traum von der 2. Bundesliga lebt. Wann der Verein dazu bereit ist, sich diesen Traum zu verwirklichen, werden wir sehen.
Am Montagabend steht das Lokalduell beim MSV Duisburg an, bei dem der KFC in der letzten Saison noch seine Heimspiele ausgetragen hat. Eine besondere Begegnung, oder?
Auf jeden Fall – alleine schon wegen der räumlichen Nähe zum MSV. Genau für solche Duelle spielen wir Fußball. Derby und Flutlichtspiel in einem Top-Stadion, in dem sich der KFC Uerdingen bestens auskennt – mehr kann man sich nicht wünschen. Wir freuen uns auf eine tolle Kulisse und werden versuchen, unsere Positivserie fortzusetzen.