Kevin Wolze im Interview: Wir brauchen mehr Konstanz

Lizenzentzug und Zwangsabstieg – die Geschichte ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Die Mannschaft fiel auseinander und es wurden eine Menge neuer Gesichter vorgestellt. Einer der wenigen, der den Zebras die Treue hielt, ist der 23-jährige Mittelfeldakteur Kevin Wolze, welcher von Wolfsburg II kam und seit knapp zwei Jahren blau-weiß trägt. Die Zebras befinden sich nach nun neun Spieltagen mitten im Liga3-Alltag und haben sowohl Beifall als auch Pfiffe erlebt. Beachtenswerte Zuschauerzahlen bescheren dem MSV eine großartige Atmosphäre an der Wedau, allerdings fehlt wie in vergangenen Tagen von einer soliden Heimstärke jede Spur. liga3-online.de war auf Stimmenfang und traf den gebürtigen Wolfsburger nach dem Abschlusstraining an der Westender Straße in Meiderich.

liga3-online.de: Herr Wolze, Sie sind seit 2011 beim MSV und haben bereits einige Höhen und Tiefen erlebt. Wie haben Sie die Hiobsbotschaft vernommen, als die Lizenz entzogen wurde und der MSV aus der zweiten Bundesliga absteigen musste?

Kevin Wolze: Am Anfang konnte man das nicht so richtig glauben, es hat uns wie ein Schlag getroffen. Wir waren alle im Urlaub, haben die Nachricht erfahren, und ich dachte anfangs, es sei ein Scherz. Leider war es die bittere Wahrheit. Als Einspruch eingelegt wurde, haben wir uns erst einmal weiterhin auf die zweite Liga vorbereitet. Aber als dann die endgültige Entscheidung kam, ist eine Welt zusammengebrochen. Wir hatten alle richtig Lust auf die neue Saison und hätten mit der guten Mannschaft auch etwas reißen können.

Die Spieler und alle Verantwortlichen hingen lange in der Luft, bis es hieß, es geht in die dritte Liga. Zudem gab es Zeiten, in denen Sie bei der Kaderplanung der ersten Mannschaft weniger Beachtung gefunden hast. Was hat Sie dazu bewogen, beim Neuanfang mitzuwirken und dem MSV treu zu bleiben?

Ich habe im Gespräch mit dem Verein immer gesagt, dass ich erst einmal warte, was mit dem MSV passiert, da ich eine Verpflichtung gegenüber dem Verein habe. Ich fühle mich hier einfach sehr wohl und wollte den neuen Weg mitgehen. Natürlich haben die Fans ihren Beitrag geleistet – was die alles gemacht haben, war schon im positiven Sinne wahnsinnig.

Sie übernehmen im Vergleich zur letzten Saison mehr Verantwortung auf dem Platz. Wie versuchen Sie, Ihren Mitspielern zu helfen? Wie sehen Sie Ihre aktuelle Rolle?

In erster Linie versuche ich natürlich immer, Leistung zu bringen. Im letzten Spiel gegen Darmstadt hat das leider bei uns allen nicht gut funktioniert. Ich bemühe mich immer, den jungen Spielern zu helfen. Zwar gehöre ich selbst noch zu den jüngeren, aber ich habe mittlerweile auch schon einiges erlebt in meiner Fußballkarriere. Das möchte ich natürlich weitergeben.

Man kann sagen, dass Sie aktuell mehr Sympathien unter den Anhängern genießen als zuvor. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer bisherigen Leistung?

Bisher war es soweit okay, aber ich weiß, dass ich mehr kann. Erfurt war sicher ein kleines Highlight – und genau davon muss und kann gerne mehr kommen. Die Mannschaft hat in vergangenen Spielen gezeigt, dass sie mehr kann. Wir müssen wieder Konstanz reinbringen und diese einfachen Fehler abstellen. In den Spielen gegen Dortmund und Wehen haben wir uns im Prinzip selbst geschlagen.

Was sagen Sie zu den bisherigen Ticketverkäufen und der bundesligareifen Atmosphäre? Haben Sie diese Sympathien und diese Reaktionen erwartet?

Die Fans sind der absolute Wahnsinn. Wir wissen natürlich auch, dass wir das mit Leistung zurückzahlen müssen. Niederlagen trüben zwar die Stimmung, aber das ist ganz normal im Fußball. Gerade die Kulisse gegen Dortmund mit über 21.000 Zuschauern war natürlich genial.

Gegen den BVB und Darmstadt sahen die vielen Zuschauer bittere Niederlagen. Auf der Heimtabelle findet man die Zebras auf Platz 19, auswärts belegt der MSV Platz 7. Woran liegt das Ihrer Meinung nach, dass sich trotz einer beflügelnden Kulisse keine Heimstärke einstellt? Was macht der MSV auswärts besser?

Die Mannschaften ziehen sich in unserem Stadion meist ein Stück weit zurück. Darmstadt ist allerdings sofort drauf gegangen und hat vorne Druck gemacht, was sie von vorigen Gegnern schon unterscheidet. Man möchte natürlich den vielen Zuschauern etwas bieten. Auswärts stehen wir deutlich kompakter und agieren etwas defensiver. Wir müssen auch Zuhause versuchen, aus einer guten Grundordnung heraus nach vorne zu spielen. Jeder muss zunächst mal die einfachen Dinge machen und nicht sofort zu viel wollen.

Nach dem Darmstadt-Spiel ist der Teamgeist jetzt natürlich umso mehr gefragt. Wie würden Sie die Moral der erst kürzlich zusammengestellten Mannschaft beschreiben?

Die Stimmung ist nach wie vor gut. Wir wissen alle selber, dass Einbrüche zu erwarten waren. Es ist natürlich schade, dass das so früh passiert. Aber wir wissen, was wir können und haben das Darmstadt Spiel jetzt komplett abgehakt. Das war unser schlechtestes Spiel mit einigen dummen Fehlern. Wir konzentrieren uns auf den nächsten Gegner und versuchen, das zu machen, was uns stark gemacht hat – wie beispielsweise gegen Erfurt oder Regensburg. Da wollen wir wieder hin.

Am kommenden Samstag erwartet die Zebras ein schweres Spiel in Kiel. Was habt Ihr Euch für dieses Spiel vorgenommen, um etwas Zählbares aus Kiel mitzunehmen?

Wir wissen, dass wir prinzipiell mit jeder Mannschaft in der Liga mithalten können. Das haben wir trotz Niederlage auch gegen Heidenheim, die jetzt Erster sind, gezeigt. Wir müssen versuchen, kompakt zu stehen und aus unserer Defensive heraus gezielt Nadelstiche nach vorne zu setzen. Erst einmal ist es wichtig, hinten die Null zu halten und dann erst an den Vorwärtsgang zu denken. Zuhause hatten wir das Problem, dass wir erst nach vorne gedacht haben und dann erst an die Defensive.

Ihr seid ohne richtige Vorbereitung in die Saison gegangen. Mit Leistungsschwankungen war dementsprechend zu rechnen. An welchen Stellschrauben muss Ihrer Meinung nach am meisten gedreht werden, um zukünftig eine gewisse Konstanz ins Spiel zu bringen?

Wir müssen uns darauf konzentrieren, kompakt zu stehen. Man darf nicht etwa erwarten, nach zehn Minuten zwei oder drei zu null zu führen. Das funktioniert nicht in der Liga und wir haben das auch am eigenen Leib erfahren müssen. Wir wollen auf jeden Fall die Null so lange wie möglich halten, am liebsten natürlich das ganze Spiel. Offensiv haben wir auch unsere Qualitäten, so dass wir in jedem Spiel zu unseren Chancen kommen. Wichtig ist aber zunächst, hinten nichts anbrennen zu lassen.

Nach durchaus gegensätzlichen Serien liegen die Zebras aktuell auf Platz 14 der Tabelle. Wo sehen Sie den MSV am Ende der Saison?

Wir wollen bis zum Winter einfach so viele Punkte wie möglich holen. Dann wird man sehen, wo wir stehen. Wir versuchen natürlich dann, eine ordentliche Vorbereitung zu absolvieren, was ja bisher nicht eingetroffen ist. Aktuell ist es wirklich das Beste, von Spiel zu Spiel zu denken und nicht zu weit vorauszuschauen.

Vielen Dank für das Interview!

   

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